Immobilien - Gastbeitrag

Geschlossene Fonds müssen sich ändern

Börsen-Zeitung, 25.2.2010 Der Anteil der Zeichner geschlossener Immobilienfonds, die älter als 60 Jahre sind, liegt heute bei 46 % und damit sogar noch etwas höher als bei den geschlossenen Fonds insgesamt. Vor zehn Jahren hatte der Anteil dieser...

Geschlossene Fonds müssen sich ändern

Der Anteil der Zeichner geschlossener Immobilienfonds, die älter als 60 Jahre sind, liegt heute bei 46 % und damit sogar noch etwas höher als bei den geschlossenen Fonds insgesamt. Vor zehn Jahren hatte der Anteil dieser Altersgruppe unter den Fondszeichnern erst bei 19 % gelegen. Diese Zahlen aus der kürzlich veröffentlichten Feri-Gesamtmarktstudie der Beteiligungsmodelle sollten Fondsinitiatoren zu denken geben. Inzwischen zeichnen fast dreimal so viele über 70- Jährige geschlossene Immobilienfonds wie unter 40-Jährige. Dabei sind diese Fonds eigentlich ein idealer Baustein für die Altersvorsorge. Nur werden sie eben von immer weniger jüngeren Menschen als solcher genutzt.Dieser Wandel der Anleger wird von der Fondsbranche nicht wahrgenommen oder verdrängt. Offenbar entscheiden sich jüngere Anleger heute eher für andere Produkte – etwa Investmentfonds oder Zertifikate. Seitdem geschlossene Immobilienfonds keine Steuersparmöglichkeiten durch Verlustzuweisungen mehr bieten, scheinen sie eher für Rentner als für Berufstätige attraktiv zu sein.Ein Grund dafür ist sicherlich, dass die Mindestzeichnungssummen für die Fonds zu hoch sind. Oftmals liegen sie bei 20 000 Euro oder höher. Bedenkt man, dass ein Anleger keineswegs sein ganzes Erspartes in einen geschlossenen Fonds investieren, sondern dieser nur ein Baustein unter mehreren sein sollte, dann wird deutlich, dass die Einstiegshürde für viele jüngere Anleger zu hoch ist.Eine Lösung bieten sogenannte Ansparfonds, die es Anlegern schon mit geringeren laufenden Zahlungen ermöglichen, ein Vermögen aufzubauen. Solche Ansparfonds werden von vielen Initiatoren und von manchen Anlegerschützern kritisch gesehen. Zu Recht wird die Frage gestellt, ob Fonds, bei denen man sich schon mit geringen Summen beteiligen kann, nicht die falschen Zielgruppen ansprechen.Dieser Einwand ist berechtigt, wenn keine sehr strikte Schulung und Kontrolle des Vertriebs stattfindet. Auch hier liegt in der Fondsbranche vieles im Argen. Der größte Teil der Fonds wird heute von Banken vertrieben, bei denen – wie wir auch von anderen Produkten wissen – eine anlegergerechte und fachlich fundierte Beratung nicht immer gewährleistet ist. Und bei der Auswahl der freien Finanzdienstleister sind die Initiatoren oft nicht kritisch genug. Dieser Fehler und unzureichende Anstrengungen bei der Fortbildung sind der eigentliche Grund für immer wieder vorkommende Fehlberatungen.Hinzu kommen viel zu hohe Provisionen, die zum Teil zweistellige Prozentsätze des Platzierungsvolumens ausmachen. Hierdurch werden falsche Anreize geschaffen und auch solche Vertriebspartner angezogen, denen nur die Provisionen und nicht die Interessen der Anleger am Herzen liegen. “Viel zu hohe Provisionen”Die Fondsbranche muss sich also in vielerlei Hinsicht ändern. Die anfänglich hohen Weichkosten müssen reduziert werden – zugunsten laufender Bestandsprovisionen, die zum Teil erfolgsabhängig ausgerichtet sein sollten. Wenn sich die Produkte und der Vertrieb ändern, sind auch Ansparfonds eine gute Alternative, mit der auch Jüngere angesprochen werden können.Stellen sich die Initiatoren nicht einer kritischen Bestandsaufnahme, werden sie sich von der derzeitigen Krise nicht erholen können. Die niedrigen Platzierungszahlen 2009 und die Tatsache, dass das platzierte Eigenkapital der geschlossenen Immobilienfonds nun schon das dritte Jahr in Folge zurückgegangen ist, sollten Anlass zum Nachdenken geben. Der geschlossene Immobilienfonds hat eine Zukunft – aber nur dann, wenn er sich ändert.