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Gestrauchelte Hoffnungsträger

Aktien aus asiatischen Schwellenländern gelten nach schweren Verlusten als günstig bewertet - Gefahren aus der Eurozone

Gestrauchelte Hoffnungsträger

Nach immensen Kursverlusten im vergangenen Jahr haben die Aktien aus asiatischen Schwellenländern das Jahr 2012 mit Zugewinnen begonnen. Viele Marktbeobachter sind von den fundamentalen Daten der Wirtschaftszone überzeugt, weisen aber auch auf die Risiken hin. mel Frankfurt – Lange Zeit waren die asiatischen Schwellenländer die Lieblinge der Fondsgesellschaften und der Investoren. Mit Wachstum und gesunder demografischer Struktur lockten sie die Anleger, während in Europa und den USA alles zu stagnieren schien – im besten Falle. Das Jahr 2011 aber hat bei den Anlegern für Ernüchterung gesorgt, die Verluste an vielen Börsen waren immens. Allerdings herrscht bei vielen Beobachtern die Meinung vor, dass es sich bei den Rückgängen im vergangenen Jahr um eine Korrektur handelt, die langfristigen Aussichten aber weiterhin positiv seien.Projit Chatterjee, Aktienstratege mit Schwerpunkt Emerging Markets und Asien bei UBS Global Asset Management, sieht weiter ein beträchtliches Wachstumspotenzial, das unter anderem durch die Faktoren Demografie, Urbanisierung und Konsum gestützt wird. Kurzfristig aber sieht auch Chatterjee noch Risiken für die Investoren, vor allem die Gefahr, dass bei einem möglichen Fortschreiten der Euro-Krise Anleger Geld aus den asiatischen Märkten abziehen könnten. Zudem könne sich ein langsameres Wachstum in den Industriestaaten negativ auf den asiatischen Wirtschaftsraum auswirken. Die These, dass sich die Schwellenländer von den Märkten der westlichen Industrienationen abgekoppelt haben, hält Chatterjee – wie viele andere Experten auch – für nicht gänzlich überzeugend. Allerdings erwartet er, dass die asiatischen Aktien sich durch das stärkere Wachstum der Volkswirtschaften und andere fundamentale Faktoren langfristig besser entwickeln.Nach Einschätzung des UBS-Strategen überzeugen die asiatischen Märkte aktuell mit günstigen Bewertungen. Das durchschnittliche Kurs-Gewinn-Verhältnis liege bei rund 10,5, das Preis-Buch-Verhältnis bei etwa 1,5 – beides Kennziffern, die auf eine attraktive Bewertung hindeuten, auch wenn sie keine eigentlichen Messgrößen für ein Konjunkturtief oder einen Krisenmodus seien, sagt Chatterjee. Gute Chancen sieht er derzeit für Investoren der “Bottom-up”-Methode im gesamten asiatischen Raum, in den kleineren asiatischen Ländern wie Thailand, aber auch in China und Indien, wohingegen die Aktien in Indonesien vergleichsweise hoch bewertet seien.Zurückhaltend ist Chatterjee aus makroökonomischer Sicht auch für Indien, weil der Staat mit einem Doppeldefizit in Haushalt und Leistungsbilanz zu kämpfen hat und die Maßnahmen der Notenbank zur Bekämpfung der Inflation bislang nur eine begrenzte Wirkung gezeigt hätten – gleichwohl biete Indien aufgrund seiner Größe und Vielfalt für Stockpicker ausreichend Gelegenheiten. So zählen beispielsweise der indische Industriekonzern Crompton Greaves und das IT-Unternehmen Infosys zu den von der UBS favorisierten Aktien aus dem asiatischen Raum.Um die Depots der asiatischen Fonds ein wenig vor den Gefahren aus der Eurozone zu schützen, bauen viele Fonds auf Titel, die eher auf den Binnenkonsum setzen, als auf Unternehmen, die nach Europa oder in die USA exportieren. Immerhin gewinnt der Export innerhalb Asiens immer weiter an Wichtigkeit (siehe Grafik). Abzug von LiquiditätDen Risiken, die mit einer Verschärfung der Krise in den Industrieländern einhergehen, können die Investoren mit einem Engagement in Konsumtitel aus den Schwellenländern allerdings auch nur bedingt entgehen, schließlich dürfte eines der Hauptprobleme der Aktienmärkte im Abzug von Liquidität durch globale Investoren bestehen. Laut Allan Conway, Leiter Aktien Schwellenländer bei Schroders Asset Management, ist es sehr schwierig, die kurzfristige Entwicklung der Schwellenmärkte vorherzusagen. “Es sind zahlreiche Konstellationen vorstellbar, die jedoch alle maßgeblich von äußeren Makro-Einflüssen abhängen.” Die größte Gefahr gehe von Europa aus, wo die Politik das Euro-Projekt bisher nicht in den Griff bekommen habe. Der Ausgang sei völlig offen.Eine Analyse der Fundamentaldaten in den Schwellenmärkten zeigt allerdings, dass die dortigen Aktienkurse bereits zahlreiche schlechte Nachrichten vorwegnehmen. Sollte Europa also Fortschritte bei der Lösung seiner Krise erzielen, “dürften die Schwellenmärkte unseres Erachtens kräftig zulegen”, schreibt Conway. In der Vergangenheit hätten Schwellenmärkte bei einer derart günstigen Bewertung in den folgenden zwölf Monaten um 60 bis 75 % zugelegt. Selbst im Worst-Case-Szenario geht Schroders in den Schwellenmärkten lediglich von einem Rückgang von rund 20 bis 30 % aus.