Immobilien

Goldgräberstimmung im Emirat Dubai

Aber Diskussion über bald platzende Blase

Goldgräberstimmung im Emirat Dubai

Von Ernst Herb, HongkongAllein das Investitionsvolumen der im Emirat Dubai im Bau befindlichen Großprojekte beläuft sich auf 18 Mrd. Dollar. Gleichsam über Nacht schießen gigantische Hotels, Bürohäuser und Wohnkomplexe aus dem Sand. Kräftig steigende Preise haben allerdings vermehrt auch düstere Szenarien hervorgerufen, nach denen die Blase bald platzen könnte. Regierung wiegelt abDoch wenn man Regierungsprojektionen glaubt, ist der Boom nachhaltig. Nach offiziellen Zahlen läuft die Nachfrage nach Wohn- wie auch Gewerbeobjekten dem Angebot noch jahrelang voraus. Zurzeit werden 48 000 Wohneinheiten gebaut, obwohl gemäß den Projektionen in den nächsten fünf Jahren 175 000 neue Einheiten benötigt werden. Bis ins Jahr 2010 wollen die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), von denen Dubai ein Teilstaat ist, zudem weltweit zu einer der von Touristen am meisten besuchten Regionen werden. Während Dubai 2004 erst 3 Millionen Besucher zählte, sollen es in fünf Jahren bereits 10 Millionen sein. Damit sollen die jetzt im Bau oder in Projektion befindlichen zusätzlichen zwei Dutzend Hotels gefüllt werden.Mit der Lancierung einer neuen Börse, deren Öffnung für diesen Herbst geplant ist, will Dubai zudem auch seine Rolle als wichtigster regionaler Finanzplatz stärken. Gelingt das, sollten einst auch internationale Unternehmen die bereits vorhandenen wie auch die in den kommenden Jahren neu auf den Markt kommenden zusätzlichen mehrere zehntausend Quadratmeter Bürofläche nachfragen. Optimisten weisen darauf hin, dass Dubai trotz Immobilienpreisen, die sich innerhalb von fünf Jahren verdreifacht haben, im internationalen Vergleich immer noch relativ günstig ist. So liegen etwa die Preise für Wohn- wie auch Gewerbeobjekte in bester Lage nach wie vor ein Drittel bis zur Hälfte unter dem Londoner Preisniveau. Auch Ferienvillen sind in Dubai nach wie vor deutlich günstiger als etwa in Spanien.Unbestritten ist allerdings auch, dass zurzeit teilweise ganze Überbauungen mit mehreren zehntausend Quadratmetern Büroraum oder Hunderten von Wohnungen leer stehen. Pessimisten sehen das als untrügerisches Zeichen dafür, dass der Immobilienboom von Investoren künstlich angeheizt wird. Ein Symptom, dass sich in Dubai eine gefährliche Blase bildet, könnte auch sein, dass im Vorjahr von den insgesamt 7,5 Mrd. Dollar, die aus Saudi-Arabien nach Dubai geflossen sind, rund 90 % in den Kauf von Immobilen gingen. Anwar Sher, der Chef des Beratungsbüros Sher Consulting, glaubt allerdings, dass das nur zu einem geringen Teil spekulative Käufe waren. Zum einen sei ein bedeutender Teil der noch leer stehenden Wohnungen und Häuser für den Eigenbedarf bestimmt. Wohlhabende Saudis hätten sich in Dubai eine Zweitresidenz erworben. Dafür spricht, dass sich Saudis gerne außerhalb ihres ultrakonservativen Staates, an dessen Stabilität zudem seit einiger Zeit Zweifel bestehen, ein zweites Standbein aufbauen. Dennoch besteht die latente Gefahr eines Überkochens des Immobilenmarktes. Die Regierung scheint die Gefahr erkannt zu haben, hat sie doch mit einer Revision des Bankengesetzes die bisher sehr restriktive Fremdfinanzierung von Wohneigentum für den Eigenbedarf gelockert. Die nach wie vor sehr niedrigen Zinsen ermöglichen es damit vermehrt Personengruppen, die zuvor davon ausgeschlossen waren, Wohneigentum zu erwerben. Ausländer als KäuferZur Belebung der Nachfrage sind mittlerweile auch westliche Ausländer, denen zuvor der Erwerb von Immobilien verwehrt war, als Käufer von Wohneigentum wie auch Immobilienfonds willkommen. Ein Engagement auf diesem undurchsichtigen Markt, der in einer der instabilsten Regionen der Welt liegt, ist aber mit erheblichem Risiko verbunden.