INVESTMENTFONDS

Große Gewinne mit kleinen Substanzperlen

Nebenwerte sind das ideale Terrain für Stockpicker - Fondsmanager kommen mit Long-Short-Strategien besser durch Krisen

Große Gewinne mit kleinen Substanzperlen

Die Schuldenkrise und die Rezession in vielen Ländern hat die Unsicherheit an die Märkte zurückgebracht. Viele Aktienmärkte sind in eine volatile Seitwärtsphase übergegangen. Dennoch bieten insbesondere Nebenwerte große Chancen. Unter den Werten aus der zweiten und dritten Reihe befindet sich eine Reihe innovativer Unternehmen, die in vielen Fällen Marktführer in ihrem Segment sind und attraktiv bewertet sind. Sie werden vor allem in Europa mit einem Bewertungsabschlag gehandelt. Diese Substanzperlen zu finden, ist eine Domäne der Fondsmanager von Nebenwertefonds.Von Armin Schmitz, FrankfurtDie Staatsschuldenkrise und deren Folgen halten die Finanzmärkte in Atem. Nach der Erholungsrally im dritten Quartal sind die Aktienmärkte orientierungslos. Die Aktien am deutschen Markt haben sich dennoch im laufenden Jahr erfreulich entwickelt. Allerdings zeigt eine Analyse einen differenzierten Verlauf. Während dem Dax im laufenden Jahr trotz der Korrektur ein Gewinn von 20,8 % bleibt, konnten sich die weniger populären Nebenwerte im MDax besser entwickeln und sogar 25,6 % zulegen. Im Dreijahreszeitraum verbuchten die Werte der zweiten Reihe einen Gewinn von 17,9 % p. a., die Blue Chips kamen lediglich auf einen von 9,1 %. Anfang November erreichten die deutschen Mid Caps im MDax sogar ein Rekordhoch. Dieses Bild zeigt sich auch auf übergeordneter Ebene. Small und Mid Caps stiegen in den zurückliegenden drei Jahren – gemessen an dem MSCI World Mid Caps – rund 7 % jährlich, der MSCI World verbuchte lediglich eine Rendite von 4,4 % p. a. Die Nebenwerte gelten mit einem für 2013 geschätzten Kurs-Gewinn-Verhältnis von 13,7 gegenüber 11,7 bei den Dividendentiteln im MSCI World nicht mehr als preiswert. Dennoch finden sich attraktiv bewertete Einzeltitel.Unter den Werten aus der zweiten und dritten Reihe befindet sich eine Reihe innovativer Unternehmen, die in vielen Fällen Marktführer in ihrem Segment sind und dadurch eine gute Geschäftsentwicklung aufweisen. Einem Universum von mehr als 5 000 europäischen Small und Mid Caps, von denen nur wenige Unternehmen auf dem Radar von Analysten liegen, stehen 300 europäische Blue Chips gegenüber, die von zahlreichen Analysten laufend beobachtet werden. Viele Nebenwerte werden daher mit einem Bewertungsabschlag gehandelt. Ken Nicholson, Fondsmanager des European Smaller Companies Fund von Standard Life Investments weist darauf hin, dass europäische Aktien im Vergleich zu den amerikanischen und asiatischen Small Caps mit Blick auf ihre eigene Historie günstig bewertet sind. Small und Mid Caps sind daher eine Stärke von aktiven Fondsmanagern, die Substanzperlen und unterbewertete Titel in diesem Segment ausfindig machen.Zu den besten Long-Only-Fonds gehört der Goldman Sachs Global Small Cap Core Equity Portfolio P Snap Acc (LU0300997029). In den zurückliegenden zwölf Monaten erzielte der Fonds einen Gewinn von 17,5 %. Zu den Portfolioschwerpunkten gehören aktuell vor allem nordamerikanische Werte (Anteil von 56 %) wie der US-Papierhersteller Rayonier oder First American Financial. Der Anteil europäischer Unternehmen beträgt etwas mehr als 26 %. Der von einem Managementteam betreute Fonds erzielte in den zurückliegenden drei Jahren einen Wertzuwachs von 16,6 % p. a. Er konnte damit seine Benchmark, den MSCI World, deutlich schlagen. Über fünf Jahre kam der Fonds auf eine Rendite von 3,7 % jährlich. Im Krisenjahr 2008 verbuchten Anleger mit dem Fonds allerdings auch einen Verlust von mehr als 39 %.Mit einem Anstieg von 19,8 % binnen eines Jahres glänzte der European Smaller Companies Fund von Standard Life Investments (LU0306632414). Fondsmanager Nicholson konnte damit den Referenzindex, den FTSE Developed Europe Small Cap, deutlich schlagen. Im Fünfjahreszeitraum lag die Rendite des von Morningstar mit der Maximalzahl von fünf Sternen ausgezeichneten Fonds bei 4,4 % p. a. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass sich Nicholson nicht den Marktturbulenzen im Jahr 2008 entziehen konnte und in diesem Jahr einen Verlust von mehr als 40 % hinnehmen musste. Wie auch das Konkurrenzprodukt von Goldman Sachs zeigen die Long-Only-Fonds im Einklang mit dem Gesamtmarkt eine hohe Standardabweichung. Eine andere Strategie verfolgt Geoff Oldfield in seinem Ennismore European Smaller Companies Fund (IE0004515239). Der Absolute-Return-Fonds setzt auch, wenn es die Analyse ergibt, eine Short-Strategie ein. Grundsätzlich verfolgt Oldfield eine Bottom-up-Analyse. Bevorzugte Ziele sind Unternehmen mit hohem prognostizierbaren freien Cash-flow. Dabei liegt der Fokus auf Gesellschaften, die eine starke Wettbewerbsposition haben und unter ihrem inneren Wert gehandelt werden. Turbulenzen abgepuffertResultiert aus der Bottom-up-Analyse eine Überbewertung, kann der Fondsmanager bei Unternehmen auf fallende Kurse setzen. Dann kann Oldfield im Gegensatz zu einem Index die Portfoliowerte direkt und ohne Hebel shorten. Seit der Auflage des Fonds im Januar 1999 bis Ende September dieses Jahres erzielte der Ennismore European Smaller Companies Fund eine durchschnittliche jährliche Rendite von 13,7 %. Damit schlug der Fonds den MSCI World um rund 11,6 Prozentpunkte jährlich. Die Marktturbulenzen im Jahr 2008 überstand der Fonds mit einem leichten Verlust von 5,7 % recht gut. Im Dreijahresbereich liegt die Performance bei 14,8 % p. a. und damit über dem langjährigen Durchschnitt. Die Volatilität lag bei 5,4 %, die Sharpe Ratio bei 2,6.Nebenwertefonds eignen sich als Beimischung in einem diversifizierten Anlegerdepot. Reine Long-only-Fonds bergen dabei das Risiko, in den Sog von Marktturbulenzen zu geraten. Long-Short-Fonds sind hierbei sicherlich eine risikoärmere Alternative.