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"Grüne" Hotels sind der Hit

Erstes US-Hotel erreicht goldenen Umweltstandard

"Grüne" Hotels sind der Hit

Von Markus Gärtner, Vancouver Die Lobby des vor zwei Jahren eröffneten Gaia Hotel in American Canyon am Eingang zum kalifornischen Napa Valley wartet mit einer ungewöhnlichen Rezeption auf. Besucher können beim Einchecken an einem “Öko-Kiosk” auf drei Tafeln ablesen, wie viel Wasser am laufenden Tag gespart wurde, wie wenig Klimagase das Gebäude in die Luft abgab und wie stark der Stromverbrauch gegenüber einem herkömmlichen Hotel gleicher Größe gedrosselt wird. Daneben steht das Motto des “grünen” Hotels, das als erstes in Nordamerika ein Gold-Zertifikat des US Green Building Council bekam: “Wir verändern die Welt, mit jedem Gast der zu uns kommt.” Zimmer nach Tieren benanntDen idyllischen Hof des Hotels beherrscht ein großer Teich mit zwei Schwänen und einem Brunnen. Auf allen Hotelzimmern, die nach Tieren benannt sind, liegt eine Ausgabe von Al Gores Umweltbibel, “An Inconvenient Truth”. Das Holz für den Bau der umweltschonenden Edelherberge wurde vom Forest Stewardship Council zertifiziert. Die Teppiche sind aus recyceltem Plastik. Duschen und Toiletten haben eine Sparvorrichtung. Im Garten wird keine Chemie eingesetzt. Solarzellen liefern einen Großteil der Energie. Und Zeitungen werden nicht ans Zimmer gebracht, um Verschwendung zu reduzieren. Die gedruckten Nachrichten gibt es in der Lobby, wo die Umwelttafel mahnend ihre Zahlen aktualisiert.Das Hotelkonzept findet in jüngster Zeit immer mehr Nachahmer, gerade in der Krise, wo man sich von der Konkurrenz mehr denn je abheben muss. Elf Hotels in den USA haben bislang ein “Leadership in Energy and Environmental Design” (Leed-) Zertifikat des US Green Building Council (USGBC) bekommen. “Leed” hat sich binnen weniger Jahre nach seiner Einführung als führendes Gütesiegel für Design, Konstruktion und Betrieb umweltverträglicher Gebäude entwickelt. In der Hotellerie wird es gerade zu einem Marketing-Hit.Weitere 314 der rund 47 000 Hotels in den USA haben durch Strom sparen, Wasser recyceln und den Verzicht auf die vielen Shampoo-Fläschchen in den Bädern Anerkennungen verschiedener Organisationen bekommen, die grüne Gebäude fördern. Der Trend in der Hotellerie ist jung, geht aber schon weit über reines Öko-Marketing hinaus. “Das ist ein Phänomen, das in den vergangenen 18 Monaten stark zugenommen hat”, erklärt Glen Hasek, Herausgeber des Internetdienstes “Green Lodging News” (zu finden unter www.greenlodgingnews.com). Beispiele zuhaufBeispiele für den neuen Trend gibt es zuhauf: Von der Fairmont-Hotels-and-Resorts-Kette, die “Eco-chic”-Suiten für 869 Dollar je Nacht anbietet und kostenlos ein Hybridauto als Leihwagen anbietet, bis zum Hilton Hotel in Naples, Florida, das auf dem Dach Wein anbaut, um im Sommer die Kühlung des Hauses zu erleichtern und Strom für die Klimaanlage zu sparen.Der ehemalige CEO der Starwood-Gruppe, Barry Sternlicht, will eine ganze Kette umweltfreundlicher Hotels aufbauen. Sie sollen alle Leed-zertifiziert sein und mindestens 50 % ihres Stroms aus erneuerbaren Energien beziehen. Starwood selbst hat im Oktober bei Philips 80 000 Öko-Fernseher bestellt, die der Kette, bis sie in sieben Jahren ersetzt werden, allein 12 Mill. Dollar Strom sparen sollen. Genannt sei auch New Yorks erstes “grünes” Hotel, das “Greenhouse 26”, das mit Erdwärme 30 % seiner Energiekosten einsparen will. Die American Hotel & Lodging Association hat auf ihrer Webseite ein Handbuch für grüne Maßnahmen veröffentlicht, das nach Angaben des Hotelverbandes fleißig abgerufen wird. Druck durch RegierungenAnstöße zu dieser grünen Welle kommen von gestiegenen Betriebskosten, die höhere Effizienz – auch beim Energieverbrauch – verlangen, sowie von wachsendem Druck lokaler Regierungen zu mehr Umweltverträglichkeit und dem Vorpreschen “grüner” Wettbewerber. Auch die Nachfrage nach grünen Hotels nimmt erkennbar zu. Eine Umfrage des Beratungsunternehmens Deloitte belegt, dass 34 % der Geschäftsreisenden gezielt umweltfreundliche Hotels buchen. Einer Umfrage der Touristen-Webseite “TripAdvisor” zufolge sind 36 % aller Reisenden bereit, bis zu 20 % mehr für Übernachtungen in “grünen” Hotels zu zahlen. Auch vom Gesetzgeber kommt mehr Druck zur Veränderung: Kalifornien verlangt bis 2020 eine Reduzierung der Klimagase um 35 % gegenüber 1990. Los Angeles schreibt in seiner “2008 Ordinance” vor, dass neue und renovierte gewerbliche Gebäude ab sofort den Leed-Standard erfüllen müssen.Die gute Nachricht: Der USGBC hat ausgerechnet, dass die Mehrkosten für eine grüne Aufrüstung neuer Hotels von 20 % vor ein paar Jahren auf nur noch 2 bis 7 % gesunken sind und dass die Kosten für die Effizienzsteigerung meist nach ein bis zwei Jahren durch Einsparungen hereingeholt werden. Ein Argument, das mit wachsendem Druck auf die Betriebskosten mehr Gewicht bekommt.