Portfolio

Handelbares Tagesgeld

Geldmarkt-ETF machen traditionellen Produkten Konkurrenz - Anleger schätzen Liquidität und Transparenz

Handelbares Tagesgeld

Von Armin Schmitz, Frankfurt In früheren Zeiten haben Geldmarktfonds von den Krisen an den Finanzmärkten profitieren können. Sie galten als langweilig, aber sicher. In den vergangenen Monaten haben sie aber starke Abflüsse hinnehmen müssen. Nach Angaben des Bundesverbands Deutscher Investment-Gesellschaften BVI verzeichneten die Geldmarktfonds im September einen Abfluss von 3,6 Mrd. Euro. Grund waren die Pläne zur Verschärfung der Besteuerungsregeln für steuerorientierte Geldmarktfonds, Verluste von Fonds, die stark in illiquide Commercial Papers investiert waren, und Umschichtungen in die sicheren Papiere des Bundes. Profiteure waren auch die börsengehandelten Indexfonds, die sogenannten Exchange Traded Funds (ETF). ETF auf Geldmarktindizes verzeichneten Kapitalzuflüsse im Milliardenbereich. Der schwerste ETF ist der Eonia Total Return Index von db x-trackers (LU0290358497), der insgesamt Assets in Höhe von 4,8 Mrd. Euro verwaltet; der Euro Cash ETF von Lyxor kommt auf 2,5 Mrd. Euro. Diese swapbasierten Produkte bilden in der Regel den Eonia (Euro Overnight Index Average) ab, der den effektiven umsatzgewichteten Tagesgeldzinssatz für den Euro darstellt. Diese Fonds schließen mit einem Kontrahenten einen Swap-Vertrag, der darauf abzielt, die Wertentwicklung der Aktien gegen die Wertentwicklung des dem ETF zugrunde liegenden Index auf täglicher Basis zu tauschen. Der Eonia-ETF von db x-trackers bildet eine täglich rollierende Einlage zum Eonia-Satz ab. Das Produkt der Deutsche-Bank-Tochter brachte dem Anleger in den vergangenen zwölf Monaten eine Rendite von 4,02 %. Es handelt sich um einen swapbasierten ETF. Der sogenannte Collateral Basket ist nur mit Staatsanleihen bestückt. Dieser Swap ist gesetzlich auf maximal 10 % des Nettoinventarwerts begrenzt. Aktuell beträgt der Swap-Anteil – 0,3 %. Der Marktwert der Staatsanleihen im Fondsvermögen ist höher als das gesamte Fondsvolumen. Der ETF Euro Cash (Eonia) der Société-Générale-Tochter Lyxor (FR0010510800) spiegelt den EuroMTS Eonia Investable wider, der auf der Entwicklung des Eonia-Zinssatzes basiert. Er bildet eine täglich rollierende Einlage zum Eonia-Zinssatz ab und nicht den durchschnittlichen Jahres-Eonia. Der Lyxor-ETF kam in den vergangenen zwölf Monaten auf einen Ertrag von 4,05 %. Die Verwaltungsvergütung liegt wie bei dem Eonia-ETF der Deutschen Bank bei 0,15 % p. a. Der Swap-Anteil liegt bei – 0,7 %, auch hier ist also der Marktwert der hinterlegten Anleihen höher als das Fondsvolumen. Fällt der Swap-Partner aus, entsteht dem Anleger kein Verlust. Darüber hinaus sind die Anlegergelder durch das Sondervermögen vor der Insolvenz der Investmentgesellschaft geschützt. Physische AbbildungAnlegern, die auf physisch abbildende Produkte zugreifen wollen, bietet iShares den ETF auf den eb.rexx Money Market Index (DE000A0Q4RZ9) an. Der Index setzt sich gegenwärtig aus neun deutschen Staatsanleihen mit einem Mindestvolumen von 4 Mrd. Euro zusammen, die eine Restlaufzeit von einem Monat bis zu einem Jahr haben. Hier muss der Anleger allerdings beachten, dass der Spread, also die Differenz zwischen An- und Verkaufskurs, bei 10 Basispunkten liegt; bei den beiden Eonia-ETF beträgt er auf Xetra einen Basispunkt. Im Bereich der Zertifikate gibt es ebenfalls lukrative Papiere mit Tagesgeld-Charakter. So bietet Vontobel mit dem Zertifikat auf den Sechs- Monats-Total-Return-Swap-Index (DE000BVT46R6) ein strukturiertes Produkt an, das auf der Wertentwicklung des Sechs-Monats-Swap- Index basiert. Er bildet einen Basket mit Zinssatz-Swaps mit konstanter Restlaufzeit ab. Der Index basiert auf der gleichgewichteten Investition in mindestens fünf sogenannte Receiver-Zinssatz-Swaps. Aus dem festen Zahlungsstrom hat Vontobel ein synthetisches Geldmarkt-Investment mit der gewünschten Restlaufzeit von sechs Monaten konstruiert. Die angefallenen Zinsen werden nicht ausgezahlt, sondern bei der Berechnung der Zertifikats berücksichtigt. Das Zertifikat erwirtschaftet fortlaufend den kurzfristigen SechsMonats-Euribor-Zins abzüglich 9 Basispunkte. Seit November 2007 hat das Produkt eine Performance von 4,01 % erzielt. Das Tagesgeld XXL Zertifikat der Royal Bank of Scotland (DE000AA01PQ7) bildet den Drei-Monats-Euribor ab. Dieser wird in Dreimonatsabständen fixiert. Die Zinserträge werden auf täglicher Basis dem Zertifikat gutgeschrieben. Bei dem Euribor handelt es sich um die Euro Interbank Offered Rate, also dem Zinssatz für Termingelder in Euro im Interbankengeschäft. Seit seinem Start im Juli dieses Jahres hat das Zertifikat einen Ertrag von 1,75 % erwirtschaftet. Sowohl ETF als auch Zertifikate werden laufend börsentäglich gehandelt.