Immobilien

Heftiges Preisduell in Spanien

Immobilienfirmen und Finanzinstitute läuten Korrektur ein - Politik konterkariert mit Steuerpolitik

Heftiges Preisduell in Spanien

Von Angelika Engler, MadridDer spanische Immobilienmarkt, der sich bisher als einziger in Europa nach den Jahren des Booms sowie Preissteigerungen zwischen 150 und 300 % einer kräftigen Preiskorrektur widersetzt hat, wird früher oder später diesen Weg gehen müssen. Nach einer kürzlich veröffentlichten Studie von Citigroup über die Immobilienmärkte in der Eurozone könnten die Preise in den kommenden fünf Jahren um mindestens 20 % sinken. Bisher gaben sie Citigroup zufolge um 7 % gemessen an den 2007 erreichten Höchstständen nach. In den ähnlich stark wie Spanien gewachsenen Immobilienmärkten von Großbritannien und den USA fiel der Preisssturz mit 23 % respektive 34 % wesentlich größer aus. Es geht jetzt schnellerImmobilienggesellschaften, die nach den Exzessen der Boomjahre auf geschätzten einer Million unverkauften Wohnungen sitzen, und Finanzinstitute, die mittlerweile Immobilien zahlungsunfähiger Kunden im Volumen von mehr als 20,5 Mrd. Euro angehäuft haben, könnten die überfällige Preiskorrektur in Spanien jetzt aber kräftig beschleunigen. Sie haben begonnen, sich einen erbarmungslosen Konkurrenzkampf zu liefern, um ihre Objekte abstoßen zu können, und bieten Preisnachlässe zwischen 30 und 50 %. In der offiziellen Preisstatistik schlug sich diese jüngste Entwicklung noch nicht nieder. Staat konterkariertDie Preiskorrektur, die aus diesem Duell der beiden Branchen resultieren könnte, droht aber von einer staatlichen Maßnahme konterkariert zu werden: Auf der Suche nach einem Weg, den großen Leerstand an Wohnungen aus der Welt zu räumen, kündigte der sozialistische Ministerpräsident José Luis Rodríguez Zapatero Mitte Mai an, die steuerlichen Abschreibungshilfen für Jahreseinkommen über 24 000 Euro vom 1. Januar 2011 an abzuschaffen. Während der Regierungschef Kaufentscheidungen auf diese Weise beschleunigen will, sehen Experten die Gefahr, dass die überfällige Preiskorrektur verzögert beziehungsweise künstlich klein gehalten wird. Konkret rechnen Analysten damit, dass die Maßnahme – sie muss noch vom Parlament abgesegnet werden – die Preise nicht um die bislang erwarteten 30 %, sondern nur um 20 % fallen lassen wird: Die privaten Verkäufer würden die Steuervorteile in den Verkaufspreis einrechnen. Markt ist blockiertNoch ist der Markt blockiert: Verkaufswillige Spanier klammern sich an die völlig überteuerten Preise der Boomzeiten; Kaufwillige warten indes zu, um die Preise weiter purzeln zu sehen. Auch die Finanzkrise trug ihren Teil zu dieser Situation bei. “Der Hypothekenmarkt wird sich erst wieder beleben, sobald die Angst verschwindet, dass es zu einem Preissturz bei den Eigenheimen kommt”, sagte Miguel Martín, Präsident des Verbandes der privaten Banken, Asociación Española de la Banca (AEB), kürzlich bei der Eröffnung der Madrider Immobilienmesse Sima.Die Finanzinstitute tauschen angesichts der Rezession verstärkt Kreditschulden gerade der Immobilienentwickler gegen Immobilien, um auf diese Weise die Zahl der ausfallgefährdeten Kredite kleiner halten zu können. Die Ausfallquote der gesamten Branche – Banken, Sparkassen und sonstige Kreditgeber- stieg bis Ende März auf 4,27 % (4,17 % Ende Februar) gemessen am Kreditbestand von knapp 1,9 Bill. Euro und damit so wenig wie seit Dezember 2007 nicht mehr. Keine EntwarnungExperten sehen aber keine Entwarnung, sondern rechnen mit einer steigenden Tendenz bis Jahresende. Dies wiederum könnte die Solvenz einiger Kreditinstitute weiter in Bedrängnis bringen. Die Bankenaufsicht Banco de España prüft dem Vernehmen nach, die Definition eines säumigen Kredits zu lockern, um die Institute bei der Risikovorsorge ähnlich wie in den Vereinigten Staaten von Amerika geschehen zu entlasten. Analysten sehen darin jedoch nur ein Schutzpflaster, das das Kapital auf kurze Sicht schone. Damit würden aber keine Bilanzen saniert, heißt es.