Immobilien

Hessen bringt Betongold an die Börse

Finanzminister Weimar: Immobilien des Landes sollen in REIT überführt werden

Hessen bringt Betongold an die Börse

Von Christoph Ruhkamp, FrankfurtDas Land Hessen will seine Immobilien in eine neu zu gründende, steuerbegünstigte Immobilien-Aktiengesellschaft (REIT) überführen. “Nach einer gesetzlichen Einführung der neuen Vehikel könnten wir sehr bald mehrere Behördenzentren und ähnliche Gebäude über einen Immobilien-Trust an die Börse bringen”, sagte Finanzminister Karlheinz Weimar im Interview mit der Börsen-Zeitung. Mehrere Milliarden EuroMöglicherweise würden sich auch hessische Kommunen einem solchen Vorhaben anschließen. Interesse daran sei bereits bekundet worden. Im Bundesrat will die Landesregierung ihre Pläne durch eine Entschließung zur Einführung der sogenannten Real Estate Investment Trusts voranbringen, die in den kommenden Tagen eingebracht wird. Für 2005 hat Weimar bereits Verkaufserlöse in Höhe von 800 Millionen Euro aus Immobilien – darunter auch das Gebäude seines eigenen Ministeriums – im Haushalt einkalkuliert. Für 2006 sei zunächst etwa dasselbe eingeplant. Mehrere Behördenzentren sollen als Paket – oder in mehreren kleinen Paketen – an Investoren gehen. Auswahl der Berater startetMehr als 20 Privat- und Investmentbanken sowie Beratungsfirmen hätten sich bereits darum beworben, das Land bei den Verkäufen zu beraten. Den Verkauf des Frankfurter Behördenzentrums im vergangenen Jahr für 270 Mill. Euro hatte das Bankhaus Metzler begleitet. “Ich werde insbesondere Wert darauf legen, dass die Berater sowohl auf der Käufer- als auch auf der Verkäuferseite Erfahrungen vorzuweisen haben”, sagte Weimar.Hessenweit seien mit dem Verkauf und Zurückmieten von Landesimmobilien Milliarden-Beträge zu erlösen. Die Mietverträge, die das Land bei Verkäufen abschließen wird, will Weimar mit nicht allzu langen Laufzeiten ausstatten. “Denn ich gehe davon aus, dass sich die Organisation und die Zahl der öffentlichen Bediensteten in den kommenden Jahren stark verändern wird. Langjährige Mietverträge würden uns deshalb zu sehr binden.” Kein Widerstand gegen REITsDie Gespräche zwischen Bund und Ländern zur Einführung von REITs in Deutschland, an denen neben Hamburg, Nordrhein-Westfalen, Hessen und Bayern auch Rheinland-Pfalz beteiligt ist, seien bisher sehr vielversprechend. Es gebe von keinem der Beteiligten grundsätzlichen Widerstand gegen die neuen Vehikel. Allerdings müssten die Details sehr sorgfältig geklärt werden. Dazu gehörten vor allem Fragen zur steuerlichen Ausgestaltung, insbesondere im Bereich des Außensteuerrechts. Steueroasen verhindernDieses müsse verhindern, dass sich die Aktionäre von REITs über ausländische Beteiligungen in Steueroasen-Ländern der Besteuerung der Ausschüttungen der REITs entziehen. Auch sei die Umwandlung von steuerpflichtigen Mieteinnahmen in steuerfreie Dividenden vermittels REITs ein umstrittenes Thema in der Bund-Länder-Runde.Außerdem müssten Beteiligungen an ausländischen REITs den Beteiligungen an deutschen REITs vom deutschen Fiskus gleichgestellt werden, um dem EU-Recht zu genügen. Unter Umständen könnte die Bund-Länder-Arbeitsgruppe laut Weimar ihre Arbeit noch vor der parlamentarischen Sommerpause abschließen.Im Vordergrund stehe der volkswirtschaftliche Nutzen durch die Mobilisierung von in Immobilien gebundenem Kapital. “Welche Auswirkungen REITs letztlich auf das Steueraufkommen haben werden, lässt sich im Vorhinein nicht auf Euro und Cent ausrechnen”, sagte Weimar. Er selbst werde REITs jedoch unterstützen – “auch auf die Gefahr hin, dass das Steueraufkommen vielleicht zunächst ein wenig sinkt”.Viel wichtiger sei es, ausländisches Kapital für den deutschen Immobilienmarkt zu gewinnen. Dies schaffe Arbeitsplätze und werde so auch langfristig das Steueraufkommen erhöhen. Am Ausland orientieren”Die offenen Immobilienfonds werden von ausländischen Investoren bisher eher kritisch beäugt, weil es in anderen Ländern nichts Vergleichbares gibt”, sagte Weimar. Für REITs, die es bereits in 20 Ländern gibt, werde dies nicht gelten. Wichtig sei es in diesem Zusammenhang jedoch, dass die deutschen REITs – eventuell mit kleineren Abweichungen – den internationalen Standards entsprechen. Denn sonst werde es auch mit den neuen Vehikeln kein Auslandskapital für deutsche Immobilien geben. “Die Bedenkenträger in den parlamentarischen Gremien dürfen sich nicht zu stark durchsetzen. Sonst ist das neue Vehikel für die Katz”, sagte Weimar.Das Versilbern der Immobilien dürfte für Weimar auch ein attraktives Instrument sein, um die klamme Kassenlage zu verbessern: Der Schuldenstand des Landes droht bald erstmals die 30-Mrd.-Euro-Marke zu übersteigen.