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Hoffnungswert Skandinavien

Gute Konjunktur und solide Staatsfinanzen - Aber Exportabhängigkeit bedroht die positive Entwicklung

Hoffnungswert Skandinavien

Die skandinavischen Länder stehen trotz der sich verschärfenden Euro-Krise vergleichsweise gut da. Die Staatsverschuldung ist niedrig, und die Arbeitslosen- wie die Inflationsraten halten sich im Rahmen. Doch sie können sich der Entwicklung in der Eurozone nicht entziehen. So meint die Nordea Bank, die Herausforderung für die Länder werde darin bestehen, in den kommenden Jahren nachhaltig zu wachsen.la Frankfurt – Die nordischen Länder, die bis auf Finnland ihre eigenen Währungen behalten haben, halten sich bislang recht wacker in der Euro-Schuldenkrise. In guten Jahren haben die Skandinavier ihre Schulden zurückgefahren, sodass die Staatsverschuldung weit unter dem europäischen Durchschnitt liegt. Sie reicht von 29 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in Norwegen bis knapp 49 % in Finnland per Ende 2011. Deutschland weist dagegen eine Schuldenquote von rund 80 % des BIP auf (s. Grafik). Auch der vergleichsweise solide Finanzsektor, der seine Krise schon hinter sich gebracht hat und der streng reguliert, kaum in europäischen Staatsanleihen investiert und bereits gut rekapitalisiert ist, trägt zum guten Standing der Skandinavier bei. In Skandinavien finden sich zudem viele Weltmarken wie AstraZeneca, Electrolux, Ericsson, Hennes & Mauritz und Volvo. Viele Unternehmen achten seit Jahren auf Kostendisziplin.Für viele Anleger bieten diese Märkte – wie auch die Schweiz – eine Ausweichmöglichkeit für ihre Investitionen. Doch ist auch Skandinavien keinesfalls unabhängig von der Wirtschaftsentwicklung des Euroraums. Vor allem schlägt sich die Negativentwicklung der europäischen Konjunktur in Schweden, das rund 70 % der Exporte auf dem europäischen Kontinent absetzt, und in Dänemark, dessen Wirtschaft eng mit der deutschen verflochten ist, nieder. Hohe WettbewerbsfähigkeitNichtsdestoweniger kommen die nordischen Länder im Wettbewerbsfähigkeitsranking 2011-2012 des World Economic Forum sehr gut weg. So sind Schweden, Finnland und Dänemark im weltweiten Vergleich mit den Plätzen 3 (nach der Schweiz und Singapur), 4 und 8 unter den Top Ten gelandet sind. Norwegen belegt immerhin noch den 16. Platz. Zum Vergleich: Deutschland liegt auf Rang 6.Vor allem Norwegen, das über viele Rohstoffvorkommen verfügt, sticht bei der wirtschaftlichen Entwicklung gegenüber den anderen skandinavischen Märkten hervor. Das stabile Wachstum stützt sich besonders auf den durch hohe Einkommenszuwächse kräftig gestiegenen Konsum. BeschäftigungszuwachsDie Analysten der Nordea Bank rechnen hier mit weiter sinkenden Arbeitslosenquoten. Der Beschäftigungszuwachs Norwegens werde vor allem durch die hohe Einwandererzahl gedeckt. Die OECD erwartet bis ins Jahr 2013 hinein robustes Wirtschaftswachstum für das Land. Für 2012 sind es etwa 2,3 (i. V. 1,6) %, für 2013 2,6 %. Norwegen profitiere im Export von der Konzentration auf die relativ starken Länder in Europa und Asien, so die OECD. Eine Schwäche Norwegens, deren Gas- und Ölverkäufe die Hälfte der Exporte ausmachen, ist allerdings die Abhängigkeit vom Ölpreis. Die gute Entwicklung der norwegischen Wirtschaft wird laut Helge J. Pedersen, Chefsvolkswirt der Nordea, dazu führen, dass die Zentralbank die Zinsen erhöht. Er rechnet aber erst im nächsten Jahr damit.Schweden, das sehr stark in Europa exponiert ist, befindet sich anders als Norwegen noch in einer Konjunkturdelle. Das Land war von der Verlangsamung der europäischen Konjunktur Ende des vergangenen Jahres deutlicher getroffen. Für 2012 erwartet die OECD daher lediglich ein Wachstum von 0,6 (i. V. 4,0) %, rechnet aber im kommenden Jahr wieder mit einem Plus von 2,8 %. Die Researchfirma Roubini sieht Schweden aufgrund des guten ersten Quartals schon 2012 wieder optimistischer.Dänemark hat bereits mit mehr Problemen zu kämpfen. Die Euro-Krise, der schwierige Immobilienmarkt und der zögerliche Privatkonsum haben sich bemerkbar gemacht. Jedoch geht es Pedersen zufolge nun wieder aufwärts. Die Regierung hat ein Konjunkturprogramm aufgelegt, und die Zinsen sind auf einem Rekordtief. Es werde daher im laufenden Jahr mit moderatem Wachstum gerechnet.Finnland hat im ersten Quartal durch hohen Privatkonsum und die Exporte starkes Wachstum vorgelegt. Pedersen geht aber davon aus, dass dies ein Ausnahmequartal war. Denn die Realeinkommen würden sinken und damit auch der Konsum. Und auch der Export werde angesichts des schlechten wirtschaftlichen Ausblicks für Europa zunächst zurückgehen. Damit geht Pedersen im zweiten Quartal von einer Verschlechterung der Wirtschaft, zum Jahresende aber wieder von einer Erholung aus. Börsen im AbwärtsstrudelTrotz der Hoffnungen, die in die nordischen Länder gesetzt werden, spiegelt sich die derzeitige Schwäche Europas und die Erwartung eines kräftigen Konjunkturrückgangs im Gefolge der Euro-Krise an den skandinavischen Börsen wider. Seit März/April, seit sich die Zweifel an Griechenlands Rettung manifestiert haben, sind sie im Abwärtstrend. Der schwedische Börsenindex OMX Stockholm 30 ist seit Jahresbeginn noch mit 2,4 % im Plus. Der OMX Copenhagen 20 und der OBX Oslo, der vor Kurzem noch im Minus war, sind nach der Wahl in Griechenland wieder mit 12,9 % bzw. 5 % im Plus.