Immobilien

Höhenflug an Hongkongs Börse

Link Reit erfolgreich - Weitere IPOs geplant

Höhenflug an Hongkongs Börse

Von Ernst Herb, Hongkong Der Gang des Real Estate Investment Trust (Reit) an die Hongkonger Börse war lange und mühsam. Doch hat sich für die geduldigen Anleger das Warten gelohnt. Seit dem mittlerweile vier Monate zurückliegenden IPO des Link Reit hat die Aktie, die mehr als fünfmal überzeichnet wurde, über 70 % zugelegt.Damit ist auch die Tatsache in den Hintergrund getreten, dass der im Vorjahr mit einem Volumen von 22 Mrd. Hongkong-Dollar (2,8 Mrd. Dollar) zweitgrößte Börsengang in Hongkong an rechtlichen Hürden sowie politischem Widerstand zu scheitern drohte. Der Höhenflug der Aktien hat vielmehr dazu beigetragen, dass mittlerweile auch andere Unternehmen dabei sind, Immobilienpakete zusammenzuschnüren und diese dann an die Börse zu bringen. Reits sind Immobiliengesellschaften, die einen Großteil ihrer Mieteinnahmen als Dividenden an die Aktionäre ausschütten. Warnung vor ÜberhitzungNachdem bereits vergangenen Dezember der von Li Ka Shing, Asiens reichstem Mann, kontrollierte Mischkonzern Cheung Kong einen Teil seines Hongkonger Immobilienbesitzes als Prosperity Reit dem Publikum geöffnet hat, bereiten auch andere bedeutende Immobiliengesellschaften wie Henderson Land Development, Sun Hung Kai Properties sowie Great Eagle Holdings einen solchen Schritt vor. Allerdings sind mittlerweile auch unabhängige Beobachter auf den Plan getreten, die Anleger vor überzogenen Erwartungen warnen. Enttäuscht könnten Investoren vor allem dann werden, wenn Unternehmen angesichts des gegenwärtigen Enthusiasmus der Marktteilnehmer versucht sein sollten, nicht wie etwa im Falle des Prosperity Reit erstklassige, sondern zweit- und drittklassige Mietobjekte zu einem Reit-Paket zu schnüren.Die Dividendenzahlungen würden so weit magerer als erwartet ausfallen. Zwar zeigt das Beispiel des Link Reit, dass Investoren mit kräftigen Kursgewinnen verwöhnt werden können. Doch ist kaum anzunehmen, dass sich ein solches Szenario wiederholen wird. Die Prosperity-Reit-Aktie etwa hat seit ihrem Listing weniger als 10 % gewonnen. Die unterschiedliche Kursentwicklung hat vor allem damit zu tun, dass der Börsengang des Link Reit auch eine Privatisierung von staatlichem Immobilienbesitz war und damit eine politische Dimension hatte. In diesem Reit sind 960 000 Quadratmeter Ladenfläche und 79 000 Parkplätze zusammengeschnürt. Politische OppositionUm der politischen Opposition, die sich gegen die Veräußerung von Gemeinbesitz stellte, den Wind aus den Segeln zu nehmen, zielte die Regierung auf eine möglichst breite Streuung der Aktien ab. Um insbesondere lokalen Kleinaktionären die Aktie schmackhaft zu machen, wurde ihr Ausgabepreis bewusst niedrig gehalten. Damit sollte insbesondere das Risiko vermieden werden, dass die Käufer, die in vielen Fällen auch Hongkonger Wähler sind, ihr Engagement mit einem Kursverlust hätten bezahlen müssen. Vorderhand gilt die Aktie allerdings auch nach ihrer viermonatigen Hausse als günstig. Eric Wong etwa, Immobilienanalyst der UBS, geht von einem Kursziel von 20,28 HK-Dollar aus, womit sie weitere 15 % Aufwärtspotenzial hätte. Seine Zuversicht begründet er mit steigenden Mieten für Ladenlokale. Mittelfristig könnte der Enthusiasmus vieler Investoren, die mit Immobilienaktien vor allem eine zuverlässige Rendite erwirtschaften wollen, allerdings abkühlen.