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Höhenflug durch Übernahmen

Niedrige Bewertung und volle Produktpipeline machen Biotech-Werte attraktiv - Fonds erhalten durch M & A-Aktivität Auftrieb

Höhenflug durch Übernahmen

Der Versuch von GlaxoSmithKline, nach der Ablehnung ihrer Milliarden-Offerte das US-Biotech-Unternehmen Human Genome Sciences feindlich zu übernehmen, hat die Aufmerksamkeit der Anleger wieder auf den Biotech-Sektor gerichtet. Übernahmen, aber auch positive Studienergebnisse und neue Medikamente haben in den vergangenen Monaten dafür gesorgt, dass sich der Biotech-Sektor besser entwickelt hat als der weltweite Aktienmarkt. Von dieser Entwicklung profitierten aktiv gemanagte Biotech-Fonds, von denen viele zweistellige Renditen erzielten.ars Frankfurt – Leere Forschungs-Pipelines der Pharmakonzerne, die Konsolidierung im Healthcare-Bereich, neue Medikamente, positive Studienergebnisse und niedrige Bewertungen haben die Attraktivität der Biotech-Unternehmen erheblich gesteigert. Daher ist es nicht verwunderlich, dass seit einigen Monaten die Begehrlichkeiten der Pharmaunternehmen gegenüber den Biotech-Gesellschaften sehr hoch sind. So wurde Micromet von Amgen geschluckt, Pharmasset von Gilead gekauft und Ardea Bioscience durch AstraZeneca erworben. Allerdings scheiterten auch feindliche Übernahmeversuche wie der von Illumina durch Roche. Der Übernahmeversuch in Höhe von 5,7 Mrd. Euro ist vor dem Hintergrund der anziehenden Nachfrage nach personalisierten Gesundheitsdienstleistungen zu sehen. In personalisierten Behandlungen sehen Experten einen wichtigen Zukunftstrend.Unbeeindruckt von der Staatsschuldenkrise in Europa legte der Nasdaq-Biotech-Index in den ersten drei Monaten des Jahres um 18,2 % zu. Er konnte damit den MSCI World schlagen, der 11,7 % gewann. Aktuell wird die Branche mit einem geschätzten Kurs-Gewinn-Verhältnis von rund 18 für 2012 bewertet. Geht es nach den Experten von BB Biotech, liegt das Gewinnwachstum bei durchschnittlich 24 %. Damit befinden sich die Bewertungen auf einem attraktiven Niveau. In der demografischen Entwicklung und dem damit verbundenen steigenden medizinischen Bedarf sowie dem wachsenden Wohlstand in den Schwellenländern werden Impulse für das Wachstum im Biotech-Segment gesehen.Von der Entwicklung der vergangenen Monate profitierten die aktiv gemanagten Biotech-Fonds. Der von Noushin Irani (siehe Interview) und Holger Geissler seit August 2004verwaltete DWS Biotech-Aktien (DE0009769976) gehört mit einem Gewinn von mehr als 41 % in den zurückliegenden sechs Monaten zu einem der besten Fonds in der Kategorie Biotechnologie. Auch über den Einjahreszeitraum erreichte der Fonds eine überdurchschnittliche Rendite von 28 % bei einer Volatilität von 25 %. Damit erreichten die Fondsmanager gegenüber dem Referenzindex, dem Nasdaq-Biotech-Index, eine Outperformance von 1,5 Prozentpunkten. Im Dreijahreszeitraum konnten Anleger mit dem Fonds eine Rendite von durchschnittlich 20,8 % p. a. erzielen. Mit einem Minus von “nur” 15 % kamen Irani und Geissler relativ gut durch das turbulente Jahr 2008, so dass der Fonds eine Fünfjahresrendite von 7,3 % jährlich aufweist. Schwerpunkt des Fonds sind Biotech-Werte aus den USA wie Alexion Pharmaceuticals, Regeneron Pharmaceuticals oder Gilead Sciences. Irani und Geissler haben allerdings auch Pharmawerte wie Teva Pharmaceutical Industries und Perrigo hinzugemischt. Insgesamt nehmen die Pharmaunternehmen einen Anteil von etwas mehr als 20 % ein.Während die Performance des DWS-Fonds in den vergangenen Monaten kaum zu schlagen war, kann der UBS Equity Fund Biotech (Dollar) P-acc (LU0069152568) im langfristigen Bereich punkten. Der von Nathalie Loetscher seit 2006 betreute Fonds erreichte im Dreijahreszeitraum eine Rendite von 22,1 % p. a. Über die vergangenen fünf Jahre liegt die Rendite in Euro bei 8,9 % p. a. Ein Grund für die etwas bessere Rendite im langen Zeitintervall ist der geringe Verlust von 5,1 % im Jahr 2008. Wie auch beim DWS Biotech-Aktien dominieren in dem Portfolio US-Biotech-Werte wie Biogen, Gilead oder auch Amgen mit einem Anteil von fast 95 %. Es finden sich aber auch hierzulande weniger bekannte Titel wie Biomarin Pharmaceuticals oder Regeneration Pharmaceuticals im Portfolio. Weiteres Potenzial gesehenDer Fonds profitierte in den vergangenen Wochen insbesondere von den Übernahmeaktivitäten in diesem Sektor, aber auch überraschend gute Geschäftsergebnisse gaben positive Impulse. Loetscher ist für die kommenden Monate für den Biotech-Sektor optimistisch. Wegen der niedrigen Bewertungen der großen Unternehmen, des Eintritts in einen neuen Produktzyklus, des erwarteten positiven News-flows bei den Small und Mid Caps unter den Biotech-Werten und weiterer Übernahmeaktivitäten geht die Fondsmanagerin von einem weiteren Aufwärtspotenzial des Sektors aus.Überdurchschnittliche Renditen im Langzeitbereich erzielte auch der Dexia Equities L Biotechnology C Acc (LU0108459040). Der von Rudi Van den Eynde seit Juli 2010 betreute Fonds erreichte in den zurückliegenden drei Jahren eine jährliche Rendite von 31,7 % bei einer Standardabweichung von 24,5 %. Die annualisierte Wertentwicklung über fünf Jahre beträgt 10,3 %. Der Fonds profitierte in den vergangenen Monaten wie seine Konkurrenten von den Übernahmeaktivitäten im Biotech-Sektor. Von den Portfoliowerten wurden Micromet und Inhibitex übernommen. Der Fonds konnte auch vom feindlichen Übernahmeversuch von Illumina durch Roche profitieren.Insgesamt eignen sich Biotech-Fonds im Rahmen eines Core-Satellite-Ansatzes eines Portfolios als Renditebeschleuniger. Wegen des, gemessen an der Volatilität, hohen Risikos sollte die Performance laufend kontrolliert werden.