Anlageprodukte - Interview mit Stefan Risse, CMC Markets

"Ich erwarte keinen Bullenmarkt"

CFD-Experte: Investoren verhalten sich prozyklisch

"Ich erwarte keinen Bullenmarkt"

– Herr Riße, haben die Turbulenzen an den Finanzmärkten zu einem verstärkten Misstrauen bei den Anlegern geführt?Nein, das ist nicht zu beobachten. Wir haben vor allem im Oktober 2008, also einen Monat nach der Insolvenz der US-Investmentbank Lehman Brothers, sehr hohe Umsätze gesehen. Anschließend sind die Umsätze parallel mit den Börsenumsätzen gesunken. Differenzkontrakte werden vorrangig von Selbstentscheidern gehandelt. Diese Anlegergruppe ist sich auch über das Risiko des Produktes bewusst. Die Anleger haben allerdings auch auf die hohen Volatilitäten an den Märkten reagiert und während der Turbulenzen die Hebel nach unten angepasst.- Woher rekrutieren sich die Anleger?Es interessieren sich vor allem die Aktienhändler und Futures-Trader für die Differenzkontrakte. Letztere können bei uns wesentlich höhere Hebel einsetzen als bei den Terminkontrakten. Allerdings rekrutieren sich die Anleger auch aus der Gruppe der Zertifikateanleger/Hebelproduktanleger.- Was haben Ihre Initiativen gebracht, neue Anlegerkreise für die Differenzkontrakte zu gewinnen?Wir haben bisher zu wenig neue Anlegerkreise ansprechen können. Die Contracts for Difference (CFD), also die Differenzkontrakte, haben den Ruf, risikoreich zu sein. Sie sollen sich deswegen nur für die Trader eignen. Es ist bei den Anlegern allerdings noch nicht durchgedrungen, dass man den Hebel auch nach unten anpassen kann und aus den Differenzkontrakten reine Partizipationsprodukte machen kann, die der Entwicklung des Basiswertes eins zu eins folgen. Darüber hinaus eignen sich die CFD auch dazu, das Depot gegenüber Verlusten abzusichern.- Wie sehen Sie die weitere Marktentwicklung?Ich erwarte keinen Bullenmarkt wie 1999/2000. Vor dem Hintergrund des Desasters von Lehman Brothers und dem fehlenden Aufwärtstrend halten sich die Deutschen mit Anlagen am Kapitalmarkt sehr zurück. Sie handeln vielfach sehr prozyklisch. Wir werden uns eher in der Ursuppe eines Tradingmarkts bewegen. Die Zahl der mehr oder weniger aktiven Trader ist allerdings begrenzt. Das hat zur Folge, dass wir mittelfristig kein wesentliches Marktwachstum sehen werden. Bei den Anbietern von Contracts for Difference werden wir einen Verdrängungswettbewerb sehen.- Welche Strategie verfolgen Sie?Ein Wachstum sehen wir nur, wenn wir neue Anlegerkreise gewinnen können, indem wir neue Produkte und Underlyings auf den Markt bringen. Wir sehen da vor allem Potenzial im Bereich Indizes, Rohstoffe und Baskets zu verschiedenen Anlagethemen. So werden wir den Anlegern auch die Möglichkeit geben, CFD auf Indizes zu handeln, bei denen sie die Gewichtungen der Einzelkomponenten verändern können, beispielsweise den Dax mit einer sehr niedrigen Gewichtung der Finanzwerte. Auch Zusatzstrukturen wie Kapitalgarantie, Bonus- und Discount-Varianten wird es bei uns irgendwann für CFD geben.- Welche Gefahren sehen Sie für die Differenzkontrakte von der regulatorischen Seite?Mit dem deutschen Leerverkaufsverbot können wir gut leben. Devisenspekulationen und Meldepflicht bestehen für uns nicht, da wir von London aus das Geschäft betreiben. Gefahr könnte aber auf EU-Ebene aus Brüssel kommen. Dort gibt es Diskussionen, dass künftig Derivategeschäfte nicht mehr außerbörslich stattfinden dürfen, sondern nur noch über die Börse gehandelt werden müssen. Das müssen wir im Auge behalten und mit den Behörden in Diskussion bleiben.—-Das Interview führte Armin Schmitz. Stefan Riße ist Geschäftsleiter von CMC Markets Deutschland.