Fragebogen

„Ich schaue nach Firmen wie der nächsten Google“

Jonathan Curtis, der leitende Manager des Franklin Technology Fund, über seinen VW-„Squareback“, die Chancen durch die digitale Transformation und seinen Investmentansatz.

„Ich schaue nach Firmen wie der nächsten Google“

Herr Curtis, wann und womit haben Sie Ihr erstes eigenes Geld verdient?

Mein erster Job war Ingenieur bei Northern Telecom. Ich habe sehr gerne als Ingenieur gearbeitet und habe damals vieles gelernt, um Technologieinvestments beurteilen zu können.

Wofür haben Sie es ausgegeben?

Ich habe mir einen gebrauchten „Squareback“ (Kombi) Volkswagen Typ 3 gekauft. Ich habe dieses Auto wirklich gemocht, denn es war einer der ersten Wagen mit Direkteinspritzung.

Was war Ihr ersten Investment an den Märkten?

Als Analyst habe ich als erste Aktie Cisco Systems gecovert.

Was war Ihr erfolgreichstes Investment?

Da gibt es einige. Zum Beispiel sind wir bei Servicenow seit dem IPO dabei. Diese Aktie hat sich im Kurs vervielfacht und war wirklich bisher ein sehr erfolgreiches Investment. Das Unternehmen steht auch für die kommenden Jahre vor starkem Wachstum.

An welches Fehlinvestment erinnern Sie sich?

Als Analyst habe ich ein Unternehmen, Acme Packet, falsch eingeschätzt. Ich hatte damals einen anderen Geschäftszyklus erwartet, aber die Nachfrage hat sich dann nicht wie prognostiziert entwickelt

Gibt es eine bestimmte Anlagestrategie, die Sie verfolgen?

Ich manage einen Technologiefonds und ich suche nach Tech-Unternehmen, die über viele Jahre deutlich und vorhersehbar wachsen dürften. Die digitale Transformation bietet gerade in den kommenden zehn Jahren hier eine sehr attraktive Investmentgelegenheit, davon bin ich überzeugt. Der Fonds greift diese Gelegenheit auf. Insofern investiere ich wachstumsorientiert.

Welche Kennzahlen sind für Sie wichtig, wenn Sie sich ein Wertpapier näher anschauen?

Zunächst schaue ich auf die Qualität eines Unternehmens, dessen Wettbewerbsfähigkeit und die Qualität des Managementteams. Dann schauen wir auf unterstützende Bestätigung dessen in den Zahlen, insbesondere bei den Brutto- und Nettomargen. Sicherlich schauen wir stark auf Wachstum. Wir wollen Unternehmen besitzen, die stark und berechenbar wachsen.

Wie wichtig ist Nachhaltigkeit beim Investieren?

Sehr wichtig, in den vergangenen drei Jahren haben wir unseren Fonds um ESG erweitert. Wir wollen Qualitätsunternehmen besitzen, welche für die Kosten für die Umwelt und die Gesellschaft aufkommen und die gut geführt sind. Wir wollen ESG-Risiken vermeiden und wir investieren auch in Unternehmen wie Tesla, die helfen, die Klimakrise zu bewältigen.

Haben Sie bei der Geldanlage ein Vorbild?

Ich habe keine Person als Vorbild, um zu investieren. Ich lebe in Silicon Valley, und all die großen Companies fingen als Start-ups an. Ich schaue auf deren Geschäftsmodelle, wie sie gestartet sind und warum sie groß geworden sind. Ich schaue also nach Firmen wie der nächsten Google, der nächsten Oracle oder der nächsten Cisco. Die Entwicklung und das Wachstum solcher Geschäftsmodelle versuche ich zu verstehen.

Ihr Motto beim Investieren lautet?

Ruhe bewahren und in die Zukunft schauen, wenn es andere nicht tun. Und dabei auch tief in die Zukunft blicken.

Welches Buch sollten Anleger gelesen haben?

Ich orientiere mich nicht an einem Investmentbuch. Ich treffe aber viele Unternehmenschefs und Venture Capitalists, spreche und diskutiere mit ihnen.

Welches Wertpapier oder welche Assetklasse würden Sie auf Jahressicht empfehlen?

Wir schauen nicht auf ein Jahr, sondern auf drei bis fünf Jahre. Da sind Aktien attraktiv, die von der Digital Transformation oder vom Trend zum Homeoffice profitieren.

Sie haben eine Million Euro und müssen diese mit einem Anlagehorizont von zehn Jahren investieren. Wie würden Sie das Geld anlegen beziehungsweise aufteilen?

Als junge Person, würde ich absolut auf die Gewinner der digitalen Transformation sowie auf Firmen, die die Klimakrise adressieren, setzen. Ältere Personen sollten aber ein ausgewogeneres Portfolio bevorzugen.

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