Immobilien

"Immobilien-AGs stehen vor Trendwende"

Klug: Mehr Wohnimmobilien bei offenen Fonds

"Immobilien-AGs stehen vor Trendwende"

tl Frankfurt – Sinkende Zinsen und eine steigende Inflationsrate werden nach Ansicht von Ernst & Young 2008 bei den börsennotierten Wohnimmobiliengesellschaften zu einer Trendwende führen – nach einem drastischen Kurseinbruch seit März 2007. Die offenen Immobilienfonds sollten bis zu 20 % ihres Bestandes in Wohnimmobilien anlegen, sagte Walter Klug, Geschäftsführer der Morgan Stanley Real Estate, bei einem Pressegespräch in Frankfurt. Deutsche Immobilien sind für Investoren nach wie vor attraktiv. Christian Schulz-Wulkow von der Ernst & Young Real Estate GmbH präsentierte dafür bei einem Pressegespräch mehrere Gründe. So entwickle sich die deutsche Wirtschaft weiterhin positiv, während der anhaltende Anlagedruck und die hohe Umschlaghäufigkeit das Preisniveau stabil hielten. Bei Wohnimmobilien sei für die nächsten Jahre sowohl mit steigenden Mieten als auch höheren Kaufpreisen zu rechnen. Dies gelte in erster Linie für sehr gute Lagen in Ballungsgebieten. Schulz-Wulkow ließ offen, wie es nach den starken Kursrückgängen der vergangenen Monate mit den deutschen Immobilien-AGs weitergehen wird. Als mögliche Antworten nannte er den Abschied von der Börse (Going Private), den Kauf eigener Aktien, Zusammenschlüsse, die Erschließung neuer Geschäftsfelder oder einfach Abwarten. Im aktuellen Umfeld kommt es nach Ansicht Schulz-Wulkows zunehmend auf ein gutes Asset Management an, um die geplanten Einnahmeerhöhungen und Kostenreduzierungen wirklich zu erreichen. “Beim Asset Management sind die Qualitätsunterschiede sehr groß. Es gibt zu wenig gute Führungskräfte.” Am Transaktionsmarkt beobachtet er einen Trend zu kleineren und mittelgroßen Abschlüssen mit 1 000 bis 5 000 Wohneinheiten. Für 2008 gelte: “Eigenkapitalbasierte und langfristig orientierte Investoren sorgen weiterhin für eine robuste Nachfrage.” Dazu gehörten Investoren aus Skandinavien und der Schweiz, aber auch Family Offices. Institutionelle Investoren seien vor allem über indirekte Vehikel aktiv. Mehr Wohnen wagenWalter Klug, Geschäftsführer der deutschen Morgan Stanley Real Estate, beklagte das geringe Interesse der offenen Fonds an Wohnimmobilien. “Das Ertrags- und Wertsteigerungspotenzial von Wohnimmobilien wird von offenen Immobilienfonds im Vergleich zu anderen Investorengruppen massiv unterschätzt.” Die Fonds seien viel zu stark in Büros investiert, auch wenn Einzelhandels- und Logistikimmobilien inzwischen aufgeholt hätten. Der Wohnimmobilienanteil der offenen Fonds liegt nach Beobachtung von Klug im unteren einstelligen Bereich. Klug fordert einen Wohnimmobilienanteil offener Fonds von bis zu 20 %. Die kontinuierlichen Miet-Cash-flows stabilisierten die Fondsperformance, die Risiken seien durch die vielen Mieter breit gestreut und der Markt sei insgesamt weniger volatil, begründete Klug seine Forderung. Er hält anfängliche jährliche Nettomietrenditen von etwa 5 % nach Steuern für realistisch und akzeptabel. Investieren sollten die Fonds in Regionen und Ballungsräume mit wachsender Bevölkerung und einer dynamischen Wirtschaft, da dort eine relativ hohe und stabile Nachfrage nach Wohnraum zu erwarten sei.