Immobilien

In Deutschland nur noch kleine Deals

Bilanz des dritten Quartals: Für Immobilienkäufe deutlich über 100 Mill. Euro gibt es keine Kredite mehr

In Deutschland nur noch kleine Deals

Von Christoph Ruhkamp, Düsseldorf Die Finanzkrise hat nicht nur das Volumen der Immobilientransaktionen in Deutschland einbrechen lassen. Es gibt bei Büro-, Handels- und Logistikgebäuden überhaupt nur noch Deals, die eine Größenordnung von gut 100 Mill. Euro nicht überschreiten. Für größere Summen ist derzeit bei den Banken keine Fremdfinanzierung zu erhalten.Das zeigt eine Liste der zehn größten Immobilientransaktionen im dritten Quartal, die Jones Lang LaSalle (JLL) für die Börsen-Zeitung angefertigt hat. Zwischen Juli und September haben in Deutschland Immobilien mit gewerblicher Nutzung im Wert von insgesamt 4,5 Mrd. Euro den Besitzer gewechselt. Das ist ein ähnliches Ergebnis wie im zweiten Quartal dieses Jahres.Doch liegt das Transaktionsvolumen im Dreivierteljahr bei nur rund 16,5 Mrd. Euro – und damit fast 60 % unter Vorjahr. Für das Gesamtjahr erwartet JLL ein Transaktionsvolumen von knapp 22 Mrd. Euro. Verglichen mit dem kreditfinanzierten Boom der beiden Vorjahre ist das ein dramatischer Einbruch. Schwierige ZeitenKein Wunder: Die Zeit der milliardenschweren Portfoliokäufe ist seit gut einem halben Jahr vorbei. Als Verkäufer von Immobilien treten in diesen schwierigen Zeiten vor allem in Schieflage geratene Immobilienfinanzierer, Unternehmen der öffentlichen Hand und private Immobiliengesellschaften auf. Die Käufer sind meist eigenkapitalstarke Privatinvestoren sowie Banken und deren Immobilientöchter. So hat die Quantum Immobilien AG beim größten Deal der letzten drei Monate einen historischen Gebäudekomplex mit rund 18 800 Quadratmetern Fläche in der Ludwigstraße in Münchens Innenstadt erworben. Verkäufer und Hauptmieter ist die Hypo Real Estate Bank. Das Gesamtinvestitionsvolumen beläuft sich auf rund 130 Mill. Euro. Schon der zweitgrößte Deal führt in die Provinz, nach Pinneberg bei Hamburg. Mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit segnete der dortige Kreistag das umstrittene Finanzierungsmodell für einen 102-Mill.-Euro-Kredit für die Kreiskliniken ab. Im Zuge der Transaktion verkaufen die kreiseigenen Regio-Kliniken die Immobilien ihrer Krankenhäuser in drei Städten für 25 Jahre an eine Leasinggesellschaft und mieten sie für knapp 9 Mill. Euro im Jahr zurück.Beim drittgrößten Deal des dritten Quartals fand Dresdens größte Büro-Immobilie, das World Trade Center (WTC), einen neuen Eigentümer. Ein Fonds der JPMorgan Asset Management erwarb sechs der acht Gebäudeteile des WTC von der Unternehmensgruppe Büll & Dr. Liedtke in Hamburg. Die Immobilie wurde zuvor verschiedenen internationalen Investoren angeboten. Logistik an vierter StelleBei der viertgrößten Transaktion geht es um eine Logistikimmobilie. In direkter Nähe zum Containerterminal in Hamburg Altenwerder errichtete die Planungsgesellschaft Holzbau (PGH) ein Logistikzentrum. Die ING Real Estate Investment Management Germany erwarb bereits während des Bauprozesses die Geschäftsanteile der LZA III Altenwerder Grundstücksverwaltung GmbH für rund 90 Mill. Euro. Anfang September kaufte der Fondsinitiator SHB-Gruppe über die “SHB Innovative Fondskonzepte GmbH & Co. Einzelhandelsportfolio Bayern” ein Portfolio von Einzelhandelsimmobilien für einen neuen Fonds. Für rund 80 Mill. Euro erhielt SHB 18 Retail-Märkte in Bayern und Baden-Württemberg mit einer Gesamtverkaufsfläche von 44 000 Quadratmetern. Verkäufer war eine Projektentwicklungsgesellschaft.