INVESTMENTFONDS

In Grenzmärkten brilliert das Stockpicking

Aktiv gemanagte Fonds zeigen in Frontier-Ländern deutliche Vorteile gegenüber Indexfonds - Produktangebot nimmt zu

In Grenzmärkten brilliert das Stockpicking

Die Staatsschuldenkrise und die Konjunkturabkühlung haben die Schwellenländer in den Fokus des Anlegerinteresses gerückt. Milliardenbeträge fließen in die Emerging Markets und die sogenannten Frontier-Märkte. Diese Grenzmärkte weisen deutlich höhere Wachstumsraten als die Schwellenländer auf. Von der Entwicklung profitieren auch die Frontier-Market-Fonds. Die Ergebnisse zeigen, dass die Grenzmärkte eine Domäne der aktiv gemanagten Fonds sind.Von Armin Schmitz, FrankfurtDank der Rohstoffvorkommen, des Ausbaus der Infrastruktur und der günstigen demografischen Entwicklung weisen die Grenzmärkte wesentlich höhere Wachstumsraten auf als die Emerging Markets. Experten wie Carlos von Hardenberg, Fondsmanager bei Franklin Templeton (siehe Interview auf dieser Seite), schätzen, dass das jährliche Wachstum um bis zu 20 % höher ist als in den Emerging Markets. Anleger schätzen zudem die gegenüber den Industrieländern deutlich niedrigere Verschuldung der Staatshaushalte in den Frontier-Märkten.Die Indexanbieter wie MSCI definieren mittlerweile 39 Länder als Frontier-Märkte. Darunter befinden sich Länder wie Ghana, Kenia, Tunesien, Pakistan, Rumänien, die Ukraine, Ecuador, Kuwait und Vietnam. Die Kurssteigerungen an diesen Aktienmärkten reflektieren auch die positiven wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in diesen Ländern. In den zurückliegenden zehn Jahren erzielten die Aktienmärkte dieser Länder, gemessen am Index MSCI Frontier Markets, eine Performance von 5,6 %. Im Vergleich dazu stieg der MSCI World lediglich um 4,8 %. Die Grenzmärkte blieben allerdings deutlich hinter den anderen Schwellenländern zurück. Der MSCI Emerging Markets verbuchte in der zurückliegenden Dekade eine Wertsteigerung von 12,3 %.Trotz des überdurchschnittlichen Wachstums sind die Aktien der Grenzmärkte niedrig bewertet. Der Templeton-Experte von Hardenberg schätzt das Kurs-Gewinn-Verhältnis im Bereich von 5 bis 7, was deutlich niedriger ist als in den Emerging Markets.Anleger haben die Möglichkeit, mit einer Reihe aktiv oder passiv gemanagter Fonds ausschließlich in die Frontier-Märkte zu investieren. Viele Produkte sind vergleichsweise jung, sodass eine Beurteilung über einen längeren Anlagezeitraum noch nicht möglich ist. Zu den besten Produkten gehört der Fonds von Hans-Henrik Skov BI SICAV New Emerging Market Eq R (LU0304976862). Skov erreichte in den vergangenen drei Jahren eine Rendite von 13,6 % jährlich bei einer Standardabweichung von 14 %. Im laufenden Jahr erreichte das Portfolio einen Gewinn von mehr als 26 %. Skov hat mit Anteilen von jeweils mehr als 30 % die Aktienmärkte im Nahen Osten und in Afrika deutlich übergewichtet. Portfolioschwergewichte sind die nigerianische Guaranty Trust Bank (7,4 %) und die kasachische Kazmunaigas Exploration Production.Mit einem deutlichen Abstand folgt der HSBC Global Investment Funds Frontier Markets A Acc (LU0666199749). Über den Dreijahreszeitraum erreichte Fondsmanager Andrew Brudenell eine Rendite von 9,3 % p.a. bei einer Standardabweichung von lediglich 12,6 %. Auch 2012 blieb Brudenell mit einem Gewinn von 18,1 % hinter dem Konkurrenzprodukt zurück. Der von Mark Mobius und Carlos von Hardenberg betreute Templeton Frontier Markets A USD Acc (LU0390136736) erreichte im Dreijahreszeitraum einen Gewinn von 8,5 % p.a. bei einer Standardabweichung von 13,4 %. Seit Auflage im Oktober 2008 erreichte der Fonds eine Rendite von durchschnittlich 13,7 % jährlich.Die Top-Fonds in der Kategorie der Frontier-Märkte haben die Exchange Traded Funds (ETF), die die Grenzmärkte abbilden, deutlich schlagen können. Beim DB X-Trackers S & P Select Frontier ETF (LU0328476410) musste der Anleger binnen dreier Jahre einen Verlust von 4,5 % p.a. hinnehmen. Daran ändert auch die niedrige Gesamtkostenquote von 0,95 % jährlich nichts. In den zurückliegenden zwölf Monaten verzeichnete der ETF Einbußen von knapp 1 %. Der Index bildet die Entwicklung von 40 Aktien aus 14 Grenzmärkten ab. Der erst im September 2011 aufgelegte RBS Market Access MSCI Frontier Markets ETF, der zweite ETF für die Grenzmärkte, hat noch keine ausreichend lange Historie. Allerdings musste der abgebildete Index, der MSCI Frontier Markets, im Dreijahresbereich ebenfalls einen Verlust hinnehmen. Das Minus in dem Zeitraum betrug 5,3 %.Die Beispiele zeigen, dass die Grenzmärkte eine Domäne der aktiv gemanagten Produkte sind. Dabei ist zu berücksichtigen, dass viele Produkte noch keine ausreichend lange Historie aufweisen. Fundamentalanalyse und Besuche der Unternehmen vor Ort durch Fondsmanager haben bisher allerdings trotz des Kostenarguments deutliche Vorteile gegenüber einem starren regelbasierten passiven Ansatz von ETF.