Immobilien

Indien setzt auf Direktinvestitionen

Ausländer sind unter Auflagen willkommen - Umweg über Offshore-Plätze

Indien setzt auf Direktinvestitionen

Von Thomas List, Frankfurt Erst seit März 2005 können ausländische Investoren sich allein in vielen indischen Immobiliensektoren engagieren. Zulässig sind allerdings nach Angaben der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young nur Projektentwicklungen. Der Erwerb von bereits errichteten Immobilien ist nach wie vor nicht möglich. Ausländische Direktinvestitionen sind jetzt u. a. erlaubt bei Hotels, Infrastrukturprojekten (wie Häfen, Flughäfen und Autobahnen), Industrieparks, Krankenhäusern, Bildungseinrichtungen und Sonderwirtschaftszonen (Special Economic Zones, SEZ). Allein in den ersten drei Monaten des Vorjahres investierten ausländische Gesellschaften 5,5 Mrd. Dollar direkt in alle Sektoren der indischen Wirtschaft. Bis 2010 werden 16 Mrd. Dollar pro Jahr erwartet. Beteiligungshöhe begrenztDie automatische Zulassung von ausländischen Direktinvestitionen ist allerdings an eine Fülle von Bedingungen geknüpft (s. Kasten). Seit April 2004 können sich ausländische Kapitalgesellschaften, die in ihrem Heimatland aufsichtsrechtlichen Beschränkungen unterliegen, an indischen Immobiliengesellschaften mit bis zu 10 % beteiligen. Alle ausländischen Investoren zusammen dürfen aber nur bis zu 24 % an der indischen Gesellschaft halten. Mauritius ist beliebtPraktisch alle ausländischen Direktinvestitionen werden über die Offshore-Plätze Mauritius, Zypern und Singapur abgewickelt. Diese Staaten haben mit Indien Doppelbesteuerungsabkommen geschlossen, nach denen in Indien mit bis zu 42 % besteuerte Veräußerungsgewinne in diesen Staaten deutlich niedriger belastet werden. Allerdings will Indien diese Abkommen nachverhandeln bzw. hat dies bereits getan. Wer in Deutschland steuerpflichtig ist, muss in Indien zwar keine Quellensteuer zahlen. Die Gesellschaft muss jedoch eine Ausschüttungssteuer (Dividend Distribution Tax, DDT) von 14,035 % entrichten, die in Deutschland nicht angerechnet wird. Die Dividenden unterliegen bei natürlichen Personen dem Halbeinkünfteverfahren, bei Körperschaften sind sie zu 95 % steuerfrei. Ausgebildete ArbeitskräfteBesonders interessant sind Investitionen in indische Immobilien nicht nur aufgrund der beschriebenen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und Aussichten, sondern auch wegen der gut ausgebildeten Arbeitskräfte und der nicht zu hohen kulturellen Unterschiede. So sprechen die meisten Inder Englisch. Außerdem basiert das indische Rechtssystem auf dem britischen. In der Projektentwicklung hält Ernst & Young-Berater Michael Kohl Renditen von 20 bis 30 % für machbar. “Ausländische Investoren sind auf inländische Partner ebenso angewiesen wie umgekehrt”, sagte Kohl. “Jetzt werden Partnerschaften geschlossen, die mindestens 20 Jahre halten. Bald gibt es diese Möglichkeit nicht mehr, weil alle interessanten indischen Gesellschaften solche Verbindungen schon eingegangen sind.”Als Risiken für ausländische Investoren nannte Kohl die fehlende Markttransparenz und die zersplitterten Teilmärkte, die hohe Regulierungsdichte und das komplizierte Steuersystem. Dazu kämen die hohe Abhängigkeit vom Wohlergehen der IT-Industrie und des Outsourcing-Sektors, relativ hohe Grundstückkosten und die unsichere Grundbuchlage. Weiter störten der unterentwickelte Finanzierungsmarkt und das unklare Ausstiegsszenario angesichts eines bisher fehlenden internationalen Käufermarktes. Schließlich sei die öffentliche Infrastruktur bisher völlig unterentwickelt, dafür seien aber Bürokratie und Korruption sehr ausgeprägt. Mutual Funds kommenAls neues Investmentvehikel kommen laut Kohl Real Estate Mutual Funds, das indische Pendant zu den deutschen offenen Immobilienfonds. “Einen Gesetzentwurf erwarten wir noch im Jahr 2007.” Nach einem missglückten Börsengang einer Immobiliengesellschaft im Herbst 2006 sei die Einführung von Real Estate Investment Trusts (Reits) nicht mehr so aktuell, sagte Kohl.