Investmentfonds - Gastbeitrag

Inflation nagt an Rendite von Schwellenländer-Bonds

Börsen-Zeitung, 11.3.2011 Die nächsten Jahre werden für viele Rentenanleger anspruchsvoll. Niedrige reale Zinsen sowie vielerorts überschuldete Staaten werden eine große Herausforderung sein. Viele Anleger haben mittlerweile...

Inflation nagt an Rendite von Schwellenländer-Bonds

Die nächsten Jahre werden für viele Rentenanleger anspruchsvoll. Niedrige reale Zinsen sowie vielerorts überschuldete Staaten werden eine große Herausforderung sein. Viele Anleger haben mittlerweile Schwellenländer-Investments in ihren Portfolios – und das aus guten Gründen. Es gibt viele Wachstumsgründe, die dafür sprechen: günstige demografische Strukturen, Entstehung einer konsumierenden Mittelschicht und kontinuierliche Steigerung der Produktivität. Auch in Zukunft dürften die Wachstumsraten der Emerging Markets daher die der Industrieländer übertreffen. Hohe reale RenditenAusschlaggebend für zukünftige hohe erwartete Renditen sind für Rentenanleger aber besonders folgende drei Faktoren: hohe reale Zinsen, niedrige Inflationsraten und gute Kreditqualität respektive eine minimale Verschuldung. In den größeren Industrienationen sind ohne Zweifel die realen Zinsen und eine geringe Staatverschuldung “tempi passati”. In ausgesuchten Schwellenländern sind jedoch hohe reale Renditen sowie eine niedrige Staatsverschuldung weiterhin gegeben. Allerdings drohen in Zukunft die höheren Inflationsraten zumindest die attraktiveren realen Renditen merklich zu schmälern.Ein struktureller Inflationstreiber in Schwellenländern ist vor allem die Zusammensetzung der Konsumausgaben. Lebensmittel und Energie nehmen bei den Konsumausgaben in Schwellenländern eine wichtige Stellung ein. Die Kosten für Lebensmittel machen zusammen bis zu 60 % des lokalen Konsums aus. Über alle Schwellenländer hinweg haben sie mit einem Anteil von 30 % bis 40 % in den Verbraucherpreis-Indizes dreimal so viel Gewicht wie in den G 7-Staaten. Jeder Preisruck bei Lebensmittel wirkt sich damit unmittelbar auf die Verbraucherpreise in den Schwellenländern aus. Zyklische FaktorenNeben diesen strukturellen Faktoren treiben auch zyklische Faktoren die Inflation in Schwellenländern an. Zunächst ist anzumerken, dass die Schwellenländer die Rezession in besserer Verfassung und schneller überwanden als die Industrieländer. Zwar war der Einbruch des Welthandels im Jahr 2008/09 ein maßgeblicher Faktor, durch den die Krise von den Industrie- auf die Schwellenländer übergriff, doch verzeichneten die Schwellenländer 2009 Wachstum, während die Industrieländer stark schrumpften. Mit der erneuten Belebung der wirtschaftlichen Aktivität wurden die Produktionslücken zügig abgebaut und entwickelten sich in einer wachsenden Zahl von Schwellenländern sogar in einen positiven Bereich. Der Arbeitsmarkt droht in einer Reihe von Schwellenländern zu einem Übertragungskanal für zyklischen Inflationsdruck zu werden.In ausgesuchten Schwellenländern herrschen attraktivere reale Zinsen sowie eine geringere Staatsverschuldung als in vielen Industrienationen. Dadurch werden diese Märkte sehr attraktiv. Trotzdem überwiegen im Allgemeinen bei den Anleiheinvestoren die Sorgen um Inflationsdruck. Statt das Engagement in den Schwellenländern also aufzugeben, sollten Bond-Investoren inflationsgeschützte Anleihen als alternatives Investment in Betracht ziehen.Die Märkte für solche Anleihen verzeichnen heute hohe Wachstumsraten. Ihr Volumen liegt derzeit bei 450 Mrd. US-Dollar. Das entspricht etwa einem Fünftel des Gesamtvolumens der sich im Umlauf befindenden inflationsgeschützten Anleihen aller Emittenten. Der Markt für inflationsgeschützte Anleihen aus Schwellenländern umfasst gegenwärtig zehn Länder und deren Währungen: Argentinien, Brasilien, Chile, Kolumbien, Mexiko, Korea, Polen, Südafrika, Israel und die Türkei. Brasilien ist nach den USA, Großbritannien und Frankreich der weltweit viertgrößte Emittent der sogenannten Linker. Kaufkraft sichernInflationsgeschützte Anleihen sollen über die gesamte Laufzeit die Kaufkraft der Anleihen sichern. Die realen Kupons und der reale Nennwert sind im Zeitablauf konstant festgelegt. Im Unterschied zu konventionellen Anleihen werden der nominale Nennwert und die nominalen Kupons über die Laufzeit an die Inflationsrate angepasst. Obwohl bei inflationsgeschützten Anleihen die Inflation oft im Mittelpunkt steht, ist diese nur Mittel zum Zweck – daher Kaufkraftschutz. Der wesentliche Faktor, um die Renditeerwartung zu beurteilen, ist die aktuelle reale Rendite. Falls die reale Rendite zu gering ist, hat man zwar Inflationsschutz, jedoch keinen Schutz vor steigenden Zinsen. Dies ist heute zum Beispiel der Fall bei inflationsgeschützten Anleihen der USA, die mit einer fünfjährigen Laufzeit bei null liegen. Aus diesem Grund ist die reale Rendite in unseren Augen einer der wichtigsten Faktoren überhaupt.Der zweite wesentliche Faktor ist der Vergleich zwischen nominalen Anleihen und Linker. Dafür müssen Anleger die Break-even-Inflationsrate beachten, die Differenz zwischen nominaler und realer Rendite. Doch ist dieser Vergleich lediglich eine relative Betrachtung zwischen den nominalen und inflationsgeschützten Anleihen und daher in die Inflation eingepreist. Moderate TeuerungInflationsgeschützte Anleihen der Schwellenländer bieten Anlegern somit die Möglichkeit, attraktive reale Renditen zu sichern und gleichzeitig am Aufwertungspotenzial von Währungen zu partizipieren. Die realen Renditen in den Schwellenländern liegen noch immer auf einem attraktiven Niveau. Per Ende Februar 2011 lag die durchschnittliche reale Rendite in Schwellenländern laut Barclays noch immer bei 3,6 %, was bei einer erwarteten Inflation von 4 bis 4,5 % eine laufende Verzinsung von etwa 8 % ergibt. Zudem ist die erwartete Inflation in verschiedenen Schwellenländern immer noch moderat. Schwellenländer weisen ebenso ein höheres strukturelles und zyklisches Wachstum auf. Damit haben – rein ökonomisch – die Währungen durch Produktivitätssteigerungen längerfristig ein Aufwertungspotenzial von real 2 bis 4 %.Speziell in Ländern, in denen noch attraktive reale Rendite bestehen, ist es sinnvoll, sich über inflationsgeschützte Anleihen zu engagieren. Dort kann der Anleger mit oder ohne hohe zukünftig realisierte Inflation attraktive Renditen erwarten. Dies kann beim Engagement in nominalen Anleihen nicht in beiden Fällen behauptet werden. Jetzt bleibt nur zu beurteilen, wo es noch attraktive reale Renditen gibt. Die einzelnen Schwellenländer unterscheiden sich hier deutlich – aktives Management bietet daher auch bei den inflationsgeschützten Anleihen einen Mehrwert.