Investmentfonds - Gastbeitrag

Inflationsgeschützte Anleihen als perfekter Hedge gegen den Kaufkraftverlust

Börsen-Zeitung, 20.8.2009 Wer lediglich einen kurzen Blick auf die aktuelle Inflationsrate in der Eurozone von - 0,6 % wirft, könnte zu dem Schluss kommen, dass das Thema Inflation derzeit bei der Anlageentscheidung keine Rolle spielt. Was dabei...

Inflationsgeschützte Anleihen als perfekter Hedge gegen den Kaufkraftverlust

Wer lediglich einen kurzen Blick auf die aktuelle Inflationsrate in der Eurozone von – 0,6 % wirft, könnte zu dem Schluss kommen, dass das Thema Inflation derzeit bei der Anlageentscheidung keine Rolle spielt. Was dabei außer Acht gelassen wird, ist die Tatsache, dass die aktuelle Geldpolitik der Zentralbanken weltweit darin besteht, dem Markt ausreichend finanzielle Mittel zur Verfügung zu stellen, mit der Folge, dass die Geldmenge im Markt immens erhöht wird. Aufgrund der Krise schrauben viele Hersteller allerdings die Produktion ihrer Waren zurück. Sobald die Wirtschaft wieder anspringt, könnten daher Lieferengpässe für bestimmte Produkte entstehen. Und schon steht die altbekannte Inflation vor der Tür. Schreckgespenst nicht nur für Arbeitnehmer, sondern auch für Inhaber festverzinslicher Anleihen. Denn ihr Zinsertrag verringert sich real, weil er nicht mit der Inflation mitwächst.Absichern können sich Anleger mit inflationsgeschützten Anleihen – auch Inflation Linked Bonds (ILB) genannt. Vorreiter für diese noch recht junge Asset-Klasse ist Großbritannien. Dort wurde 1981 die erste inflationsgeschützte Anleihe mit einem Nennwert von 1 Mrd. Pfund aufgelegt. Es folgten Australien (1985) und Deutschland (2006). Seither ist der globale Markt rasch gewachsen, und immer neue Länder bieten diese Papiere an. Allerdings ist das Konzept der ILB schon lange bekannt und kann bis 1780 zurückverfolgt werden. Damals verkaufte die Massachusetts Bay Company eine Anleihe, die an die Preise von Rindfleisch, Schuhleder und anderen Erzeugnissen gekoppelt war. Heute sind ILB mit Kuponzahlungen und Kapitalforderung an die Entwicklung eines bestimmten Verbraucherpreisindex gebunden und werden in großen Tranchen aufgelegt. Allein die Emissionen der staatlichen Emittenten erreichen inzwischen eine Marktkapitalisierung von annähernd 1 700 Mrd. Dollar – zehnmal so viel wie im Jahr 1997.Momentan bewegt sich die Inflation zwar auf einem historischen Tiefststand, für Anleger weisen inflationsgeschützte Anleihen trotzdem Vorteile auf. Schließlich sichern sie sich so langfristig vor einer Kaufkraftminderung des Vermögens durch schleichende Geldentwertung ab. Besonders zu beachten ist bei einer Investition die Entwicklung der Inflationserwartung, der sogenannten Break-even-Inflationsrate (BEI). Im Vergleich zu den aktuellen Inflationsraten zeichnet diese ein ganz anderes Bild, denn der Markt antizipiert schon jetzt eine höhere Preissteigerung für die Zukunft.Anlegern gibt die BEI Auskunft über den Aufschlag – den “Spread” – zwischen einer Nominalanleihe und einem Bond, der an die Entwicklung der Preissteigerung gekoppelt ist. Bei Inflations-Linkern ist die Kennziffer ein Indikator für die Performance des Bonds. Und inzwischen sogar der wichtigste Hinweis für die Inflationserwartungen, da sie jederzeit auch für unterschiedliche Zeiträume und Länder ermittelt werden kann. Hier lässt sich in den vergangenen beiden Monaten eine weitgehende Normalisierung beobachten. Waren zu Beginn des Jahres die BEI extrem niedrig und boten exzellente Chancen zum Einstieg in Inflation Linked Bonds, beginnt sich das Fenster daher langsam zu schließen. Für langfristig orientierte Anleger ist das Marktsegment aber immer noch sehr interessant. Denn: Liegt die tatsächliche Inflation über der aktuellen Break-even-Inflationsrate von 1,75 %, rentieren die inflationsgeschützten über traditionellen Anleihen. Sind beide Faktoren gleich, dann entwickeln sich die Inflation Linker bei sinkenden Nominalzinsen besser. Aktuell liegt die BEI für die nächsten Jahre unter ihrem Durchschnitt von 2,02 %. Analysen zeigen jedoch, dass diese Erwartungen zu niedrig sind. Zudem lässt der Rückgang der Verbraucherpreise sich u. a. darauf zurückführen, dass Kraftstoffe und Heizöl derzeit deutlich günstiger sind als vor einem Jahr.Allerdings wird dieser Basiseffekt in den nächsten Monaten wieder an Bedeutung verlieren. Schon jetzt weisen die Preise für Kraftstoffe, Heizöl und Nahrungsmittel auf monatlicher Basis kräftige Anstiege auf, sodass die Jahrespreissteigerungsraten in kurzer Zeit wieder ein positives Vorzeichen aufweisen werden. Allein ein Wiederanstieg auf den langfristigen Durchschnitt der tatsächlichen Preissteigerung auf 2,6 % hätte für den Anleger langfristig bedeutenden Einfluss auf die Kaufkraft seiner Vermögensanlage. Neben der Entwicklung der BEI sollten Anleger außerdem auf die Laufzeiten der ILB achten. Besonders bei einer langfristigen Investition gibt es Chancen. Absicherung des VermögensInflationsgeschützte Anleihen sind eine einzigartige Asset-Klasse. Sie bieten einen 100-Prozent-Hedge gegen Inflation und haben eine geringe Korrelation mit anderen Anlageklassen. Somit sind sie das ideale Instrument für den Abgleich von Kapitalanlagen und langfristigen Verpflichtungen, insbesondere für die eigene Altersversorgung. Außerdem eignen sie sich zur Absicherung des Realvermögens, etwa für Stiftungen. Hinzu kommt, dass aus Portfoliosicht ILB bei niedriger Volatilität konventionellen Anleihen gewissermaßen überlegen sind. In fünf der vergangenen acht Jahre haben sich die inflationsgeschützten Anleihen im Vergleich zu Nominalanleihen besser entwickelt. Darüber hinaus tragen Inflation Linked Bonds zur Portfoliodiversifikation bei und sorgen für ein optimiertes Risiko-Rendite- Profil, unabhängig von der Entwicklung der herkömmlichen Nominalzinsanleihen.Anleger sollten auf aktiv gemanagte ILB setzen, da sich hier großes Potenzial für die Outperformance der Bonds bietet. Zum Beispiel können Fondsmanager durch die Über- und Untergewichtung von Nominal- und Realzins, das Eingehen von Durations- und Inflationswetten oder den Handel verschiedener Inflationsraten – etwa Euroland-Preisindex gegen den französischen Preisindex – Überrenditen erzielen.