Inflationsgeschützte Anleihen sichern das Portfolio
Seit 20 Jahren haben wir uns an – im historischen wie im globalen Vergleich – niedrige Inflationsraten gewöhnt. In den vergangenen Jahren wurde allerdings die Geldmenge extrem vermehrt, und jüngst haben US-Notenbank und Europäische Zentralbank (EZB) die Schleusen noch weiter geöffnet. Der Druck auf Politik und Notenbanken ist groß. Während die eine Expertenfraktion strenge Sparsamkeit anmahnt, um den Geldwert nicht weiter in Gefahr zu bringen, erklärt die andere, dass wir eine höhere Inflation schlicht in Kauf nehmen müssten. Denn mit dem Eindämmen der Geldzufuhr säße auch die Konjunktur auf dem Trockenen.In einem Punkt sind sich aber viele Fachleute über die unterschiedlichen Lager hinweg einig: Mittelfristig halten sie ein Anziehen der Inflation für wahrscheinlich – nicht zuletzt auch, da dies den Schuldenabbau unterstützen würde und Teil eines “Lösungspakets” sein könnte.Aktuell liegt die Inflationsrate noch im Rahmen. Die Banken halten sich weiter bei der Vergabe von Krediten zurück. Zwar hat sich die nominale Lohnentwicklung in Deutschland bereits seit 2009 beschleunigt, doch die Preise werden erst dann stärker steigen, wenn der Transmissionsriemen von den Banken zur Realwirtschaft wieder arbeitet (oder die Löhne der Preisentwicklung wesentlich davonziehen). Sobald das Kreditgeschäft wieder normal funktioniert, werden die Geldfluten freigesetzt – und die Inflation ist da.Die Anleger stehen vor einem Dilemma: Die Zinsen für Geldanlagen bester Bonität liegen bereits jetzt unter der Inflationsrate – die Kaufkraft des Vermögens schrumpft so durch einen negativen Zinseszinseffekt von Jahr zu Jahr. Schon eine moderat höhere Teuerung zwischen 3 und 5 % würde diesen Wertverlust deutlich steigern. Sachwerte geben HaltDie klassischen Strategien zum Schutz vor Geldentwertung setzen vor allem auf Sachwerte. Viele flüchten in Immobilien, die Preise in guten Lagen sind deshalb inzwischen extrem gestiegen. Doch mit einem Kauf legt man sich langfristig fest, und der Preis rechnet sich angesichts der erzielbaren Mieten oft nicht mehr. Zudem gibt es weitere Risiken: Mieteinnahmen können ausfallen, Objekte an Wert verlieren. Ein Haus lässt sich nicht kurzfristig oder teilweise zu Geld machen. “Offene” Immobilienfonds können zeitweilig geschlossen werden – der Anleger kommt dann nicht an sein Geld. Muss der Fonds liquidiert werden, ist mit Verlusten zu rechnen.Auch Aktien sind Sachwerte – die Investition in Produktivkapital bedeutet einen konkreten Inflationsschutz. Auf dem Markt gibt es niedrig bewertete Aktien, die vielfach ein erhebliches Potenzial bieten. Die Beimischung von Aktien ist notwendig, um im Portfolio insgesamt eine zufriedenstellende Rendite zu erzielen.Anleger sollten die Risiken allerdings sauber trennen. Der risikoaverse Teil des Portfolios sollte einen verlässlichen Grundstock bilden, möglichst liquide sein und keine zusätzliche Volatilität hineinbringen. Und er sollte so aufgestellt sein, dass sich ein Inflationsausgleich erwirtschaften lässt. Das lässt sich auch im Rentenbereich verwirklichen, ohne einer besseren Rendite zuliebe Abstriche bei der Qualität der Schuldner zu machen.Eine interessante Option sind inflationsindexierte Anleihen (Inflation Linked/IL-Bonds). Sie werden seit einigen Jahren aufgelegt, um Kursverluste auszuschließen, wie sie bei nominal verzinsten Anleihen unvermeidlich sind, wenn Inflationserwartungen und Inflationsraten in die Höhe gehen. Die Rendite setzt sich zusammen aus einem Kupon (der Basisverzinsung) und einer Kursgutschrift in Höhe der Inflationsrate, die den Rückzahlungskurs bei Fälligkeit beziehungsweise Verkauf erhöht.Im Rückblick auf die vergangenen zehn Jahre zeigt sich, dass IL-Bonds trotz ihrer geringeren Basisverzinsung nicht wirklich schlechter abgeschnitten haben als nominal verzinste Staatsanleihen. Selbst in Zeiten niedriger Inflationsraten konnte man damit vergleichbare oder sogar leicht höhere Renditen erzielen. Im Moment bieten IL-Bonds eine gute Chance für antizyklische Investoren: Die Sorgen um den Geldwert haben sich noch nicht auf den Kurs der Bonds ausgewirkt. Aktuell kann man deshalb praktisch zum Nulltarif eine Absicherung gegen die Geldentwertung aufbauen. Beschränkt man sich dabei auf Anleihen bester Bonität, bleibt man im niedrigen Risikobereich. Zwar haben auch Griechenland und Italien entsprechende Papiere aufgelegt, allerdings lässt sich hier ein Emittentenrisiko nicht ausschließen. Bei IL-Bonds aus Großbritannien besteht dagegen ein Währungsrisiko.Neben deutschen IL-Bonds sind auch die aus Frankreich interessant, denn hier gibt es eine Besonderheit: Die Zusatzrendite wird nicht der französischen, sondern der europäischen Inflationsrate angepasst. Und die liegt derzeit einen halben Prozentpunkt höher.Long-only-Investitionen sind allerdings auch bei diesen Rentenpapieren nicht unproblematisch: Sinken die Inflationserwartungen, gehen auch die Kurse zurück. Deshalb ist es besser, flexibel statt long zu investieren. Wer die Quote seiner IL-Bonds zeitnah herauf- und herunterfahren kann, gewinnt zusätzliche Handlungsfreiheit und ist auch für Phasen gewappnet, in denen sich Marktstimmung und Geldwert anders entwickeln. Ein aktiv gemanagter Investmentfonds, der Inflation Linker nutzt, aber je nach Marktentwicklung auf andere Anlageziele umsteigen kann, bietet sich damit als geeignete Lösung an. Auch hier ist es gut, die Risiken transparent zu halten. Als Alternativanlage eignen sich deshalb herkömmliche Staatsanleihen der gleichen Bonitätskategorie. Lässt sich deren Duration ebenfalls aktiv steuern, indem man Papiere mit unterschiedlich langen Laufzeiten und Verzinsungen je nach Marktsituation kauft und verkauft, kann das Fondsmanagement sowohl bei steigenden als auch bei sinkenden Zinstrends Renditen erwirtschaften. Ein solcher Fonds lässt sich börsentäglich verkaufen – der Anleger kommt also jederzeit an sein Geld.Das Ergebnis: ein liquider und hochflexibler Inflationsschutz mit einem konservativen Risikoprofil und soliden Renditechancen.