Finanzen persönlich

Infrastrukturanlagen verbessern die Performance

Die neue Anlageklasse bietet stabile Cash-flows und ein gut kalkulierbares Marktrisiko - Als Beimischung für jedes Portfolio gut geeignet

Infrastrukturanlagen verbessern die Performance

Von Heino Reents Alternative Investments stehen angesichts zunehmend schwacher Renditen bei Aktien und Anleihen derzeit hoch im Kurs. Mit Infrastruktur entwickelt sich derzeit in Europa langsam eine neue Assetklasse, die durch attraktive Renditeerwartungen und stabile Cash-flows gekennzeichnet ist. In Ländern wie Australien und Kanada zählt Infrastruktur längst zu den etablierten Anlageklassen. Die Bezeichnung “Infrastruktur” steht dabei für alle volkswirtschaftlichen Einrichtungen, die für den Bestand, das Wachstum und die Entwicklung einer Wirtschaft notwendig sind. Nach einer Prognose der Weltbank besteht bis 2010 ein globaler privater Finanzierungsbedarf von rund 1,4 Bill. Dollar. Nicht nur in den Industriestaaten, sondern auch in den Schwellenländern werde der Bedarf an Infrastruktur parallel zum weltweiten Wirtschaftswachstum zunehmen. Denn die aufstrebenden asiatischen oder lateinamerikanischen Länder werden ihr hohes Wachstumsniveau nur aufrechterhalten können, wenn die erforderliche Infrastruktur mitwächst. IFD ist aktivAuch die Initiative Finanzplatz Deutschland (IFD), ein Zusammenschluss von elf Frankfurter Finanzinstituten und der Deutschen Bundesbank, hat sich das Thema Infrastruktur auf die Fahnen geschrieben. Eine eigene Arbeitsgruppe namens “Förderung Infrastruktur-Investments” soll herausfinden, welche Infrastrukturmodelle aus Investorensicht am besten umsetzbar sind. Denn Infrastruktur trage nicht nur zur Entlastung öffentlicher Haushalte bei. Sie stelle zugleich eine interessante Erweiterung der Produktpalette für in- und ausländische Anleger dar. “Für Investoren ist Infrastruktur eine interessante Anlageform, die wegen des langfristigen Anlagehorizonts nicht zuletzt auch einen Beitrag zur privaten Altersvorsorge leisten kann”, heißt es von Seiten der IFD.Der besondere Charme von Infrastrukturinvestitionen liegt dabei vor allem in der Sicherheit. Ein Hafen oder eine mautpflichtige Straße versprechen auch nach vielen Jahrzehnten noch gute Geschäfte, zumal es kaum Konkurrenz gibt. Schließlich waren viele der Gesellschaften, die nun auf dem Markt sind, zuvor staatliche Monopolunternehmen. Das bedeutet, dass Investoren langfristig – und das nahezu unabhängig von der Entwicklung der Konjunktur und der Aktienmärkte – mit stabilen und sicheren Einnahmen kalkulieren können. Was die neue Anlageklasse außerdem auszeichnet: Aufgrund der oben beschriebenen besonderen Charakteristika weist Infrastruktur eine geringe Korrelation zu Aktien- und Anleihenmärkten auf. Sie bietet somit eine ausgezeichnete Diversifikationsmöglichkeit im Portfoliokonzept. UBS gibt AuftaktAls eines der ersten Investmenthäuser hat die Schweizer Großbank UBS im Oktober 2005 den Privatanlegern das Thema Infrastruktur zugänglich gemacht. Das Index-Zertifikat beschränkte sich jedoch nur auf den australischen Markt. Mitte 2006 haben die Schweizer mit einem Zertifikat auf den Global Infrastructure Index nachgelegt. Der Index, der von Standard & Poor’s entworfen wurde, bildet die Entwicklung der wichtigsten Infrastrukturwerte weltweit ab. Er investiert in Autobahn-, Flughafen- und Hafengesellschaften sowie in Inhaber von Handy- und Rundfunkmasten und Telekommunikationsnetzen. Energie- und Wasserversorger sind ausgeschlossen. Goldmann Sachs stößt nachAuch Goldman Sachs hat seit Anfang des Jahres ein Index-Zertifikat im Angebot. Basiswert ist der zusammen mit Berenberg Private Capital entwickelte Infrax. Dieser Index repräsentiert die 50 größten und liquidesten Unternehmen aus den vier Sektoren Transport, Energie, Bau sowie Wasser und Entsorgung. Die Gewichtung der einzelnen Kernsektoren ist an die Investitionsprognosen der Weltbank für die Zeit von 2005 bis 2010 angelehnt. Die einzelnen Unternehmen gehen mit 2 % gleichgewichtet in den Index ein. Im Gegensatz zum UBS-Produkt ist das Goldman-Zertifikat damit wesentlich breiter gestreut.Es gibt aber auch die Möglichkeit, direkt in Infrastrukturunternehmen zu investieren. An der Börse gelistet ist beispielsweise die australische Macquarie Infrastructure Group, die sich in den vergangenen Jahren in großem Stil in Infrastrukturgesellschaften wie Betreiber von Häfen, Flughäfen und Mautstraßen eingekauft hat. Allerdings ist die Suche nach geeigneten Aktien ein eher mühsames und riskantes Unterfangen, speziell vor dem Hintergrund des Einzelaktienrisikos.Die Investmentbank Macquarie hat aber auch weltweit zahlreiche geschlossene Infrastrukturfonds aufgelegt – auch in Deutschland. Nachteil: die Einstiegshürden sind mit 20 000 Euro sehr hoch, zudem kommt der Anleger für einige Jahre nicht an sein Geld heran. Dafür lockt aber eine stetige und attraktive Rendite von etwa 8 % pro Jahr. Voraussichtlich im zweiten Quartal dieses Jahres soll ein neuer geschlossener Fonds auf den Markt kommen.Aber auch einige Investmentfondsgesellschaften haben Infrastrukturfonds im Angebot (siehe Tabelle). Sie unterscheiden sich jedoch hinsichtlich der Strategie, der Definition von Infrastruktur sowie der Anlageregion zum Teil erheblich. PPP-Fonds als AlternativeZusätzlichen Schwung in das Anlagethema Infrastruktur könnte hierzulande von sogenannten Public-Private-Partnership-Fonds – oder kurz PPP-Fonds – kommen. Nach dem Willen des Gesetzgebers soll von Jahresmitte an die Auflegung sogenannter Infrastruktursondervermögen möglich werden. Die Ausgestaltung von PPP-Fonds ist im Entwurf zur Änderung des Investmentgesetzes, den das Bundesfinanzministerium jüngst vorgestellt hat, schon ziemlich konkret formuliert.Das neue Anlageinstrument siedeln Experten zwischen offenen und geschlossenen Investmentfonds an. Ein Merkmal wird beispielsweise sein, dass der Erwerb und die Rückgabe von Fondsanteilen nicht so flexibel wie bei klassischen Investmentfonds, allerdings auch nicht so statisch wie bei geschlossenen Fonds sein werden. Noch sind aber einige Fragen offen. Deshalb ist unklar, wie schnell sich die PPP-Fonds tatsächlich auflegen lassen.Insgesamt gilt damit: Mit Infrastruktur holt sich der Anleger gleich ein ganzes Bündel von Vorteilen ins Portfolio: Dazu zählen stabile Cash-flows, eine geringe Korrelation zu anderen Anlageklassen sowie dank der monopolartigen Marktposition ein begrenztes und gut kalkulierbares Marktrisiko. Nicht von ungefähr investieren unter anderem Pensionsfonds zunehmend in Infrastrukturprojekte: Sie versprechen sich davon längerfristig stabile Renditen bei geringer Volatilität. Allerdings sollte Infrastruktur nur als Beimischung, das heißt mit einem Anteil von maximal 10 %, im Portfolio vertreten sein.