ASSET MANAGEMENT - GASTBEITRAG

Infrastrukturkredite als attraktive Anlage für Versicherungen

Börsen-Zeitung, 20.11.2012 Infrastrukturinvestments sind für Versicherungen und Pensionskassen kein neues Thema: Seit Jahren bereits sind sie mit Eigenkapital im Infrastrukturbereich investiert. Die Fremdkapitalfinanzierung von...

Infrastrukturkredite als attraktive Anlage für Versicherungen

Infrastrukturinvestments sind für Versicherungen und Pensionskassen kein neues Thema: Seit Jahren bereits sind sie mit Eigenkapital im Infrastrukturbereich investiert. Die Fremdkapitalfinanzierung von Infrastrukturprojekten war bislang überwiegend den Banken vorbehalten, gewinnt aber zunehmend bei Versicherungen und Pensionskassen an Bedeutung. Auslöser dieses Trends sind Markt- und regulatorische Entwicklungen, die zu einem Umdenken bei Banken und Versicherungen führen.Laut OECD müssen bis 2030 weltweit mehr als 40 Bill. US-Dollar investiert werden, um die wachsenden und immer komplexeren Infrastrukturbedürfnisse zu erfüllen. Diese prognostizierten Investitionsvolumina stellen Länder und Kommunen vor große Herausforderungen. Mit der Finanzkrise und der Debatte um die öffentliche Verschuldung werden daher private Investoren an Bedeutung gewinnen. Diese aber sind angewiesen auf einen funktionierenden Fremdfinanzierungsmarkt. Banken ziehen sich zurückViele Banken haben sich aus diesem Geschäftsbereich allerdings zurückgezogen, und es ist davon auszugehen, dass das Kreditangebot für Infrastrukturprojekte weiter abnimmt. Zum einen müssen Banken die Basel-III-Regeln erfüllen – und das bedeutet, für das gleiche Risiko mehr und qualitativ höherwertigeres Eigenkapital zu hinterlegen. Zum anderen müssen diese Kredite vergleichsweise teuer refinanziert werden, da sie im Gegensatz zu Immobilienkrediten nicht als Deckungsmasse zur Pfandbriefemission genutzt werden können. Auch die Illiquidität der Darlehen und die sehr lange Laufzeit in Verbindung mit der zunehmend geforderten Laufzeitkongruenz der Refinanzierung stellen Banken vor Herausforderungen.Für Versicherungen und Pensionskassen dagegen bietet der Infrastrukturkredit ein interessantes Anlageprofil. So ist die Verzinsung der Darlehen bezogen auf das Kreditrisikoprofil attraktiv. Oft sind die Darlehen als Investment Grade eingestuft und bieten planbare, stabile Cash-flows, die teilweise mit staatlichen Garantien ausgestattet sind.Weitere Vorteile sind die geringe Korrelation zu traditionellen Anlageklassen sowie die lange Laufzeit der Darlehen, die bei entsprechender Zinsfestschreibung zur Deckung der langen Durationen der Verbindlichkeiten, insbesondere bei Lebensversicherungen beitragen. Auch die Illiquidität der Darlehen ist für Versicherungen als klassische Buy-and-Hold-Investoren vorteilhaft, da sie zu einer zusätzlichen Renditeprämie führt. Regulierung als TreiberEin weiterer Treiber ist auch hier die Regulierung: Unter Solvency II werden Fremdkapital- gegenüber Eigenkapitalanlagen tendenziell bevorzugt. Unter Kapital- und Risikogesichtspunkten steigt damit für Versicherungen und Pensionskassen die Attraktivität von Fremdkapitalinvestments.In Infrastrukturkredite zu investieren, ist grundsätzlich auf drei Arten denkbar. Eine Möglichkeit ist ein direktes Engagement in Infrastrukturdarlehen, indem Versicherer die Kredite selbst vergeben und auf die eigene Bilanz nehmen. Dies ist allerdings a priori ein genehmigungspflichtiges Geschäft, das einer Banklizenz bedarf. Die zweite Form ist der indirekte Erwerb von Krediten über eine Bankpartnerschaft. Zwar nimmt der Versicherer auch hier den Kredit auf die eigene Bilanz, vergibt ihn aber nicht selbst. Dies übernimmt die Bank und verkauft den Kredit dann an den Versicherer weiter. Ein möglicher Nachteil dieser Lösung ist die Abhängigkeit von nur einem Bankpartner.Beide Ansätze setzen voraus, dass eine interne Kreditabteilung mit hohen Investitions- und Fixkosten aufgebaut wird. Zudem sind direkte Infrastrukturkreditinvestments im gebundenen Vermögen unter der Anlageverordnung nicht explizit vorgesehen. Ein Infrastrukturkreditfonds bietet hierzu eine attraktive und effiziente Alternative. Als Intermediär zwischen Banken und Versicherungen erwirbt ein unabhängiger Assetmanager Kredite von einer Reihe von Banken. Um einen Interessenkonflikt zu vermeiden, behält die kreditgebende Bank einen Teil des Kredites auf dem eigenen Buch. Der verbleibende Anteil wird in den Fonds syndiziert.Ein Vorteil: Die Bank bleibt für das originäre Kreditgeschäft ebenso verantwortlich wie für die Kundenbeziehung, das Servicing und die Kreditüberwachung. Gleichzeitig kann durch Teilabtretung das Kapital geschont und der Bedarf an ungedeckter langfristiger Refinanzierung reduziert werden. Zudem werden so das Verhältnis von Provisions- zu Zinseinkünften sowie die Kapitalumschlagshäufigkeit und Profitabilität verbessert. Der Fonds agiert dabei als nachhaltiger Syndizierungspartner für Banken und eröffnet Versicherungen einen diversifizierten Zugang zur Anlageklasse Infrastrukturkredite ohne den teuren Aufbau von In-House-Kreditexpertise.Die Instanz des unabhängigen Assetmanagers erhöht zusätzlich die Sicherheit für die Investoren. Er verantwortet u. a. die kontinuierliche Risikoüberwachung, die regelmäßige Bewertung des Kreditbuches (Second Opinion), die Originierung von neuen Krediten gemäß den im Prospekt festgelegten Anlagebestimmungen (geografische Aufteilung, Rating etc.) sowie das auf die Bedürfnisse der Versicherungen abgestimmte Reporting. Neue Struktur nötigUm künftig fester Bestandteil der Asset-Allokation bei Versicherungen zu werden, müssen Infrastrukturkreditfonds so strukturiert werden, dass sie sowohl unter der Anlageverordnung als auch künftig unter Solvency II für Versicherungen investierbar sind. Auch Anpassungen der Kreditstrukturen sollten in Betracht gezogen werden, um Darlehen nicht nur für Versicherungen und Banken attraktiver zu machen, sondern auch für Kreditnehmer. Banken bieten Darlehen üblicherweise mit Festzinsperioden von 7 bis 10 Jahren und anschließender Neufestsetzung des Zinssatzes an.Denkbar ist hier zusätzlich zu der von der Bank gehaltenen Tranche eine gleichrangige “Versicherungstranche” mit Festzins über die gesamte Laufzeit des Projekts. Dies würde die Planbarkeit der Cash-flows und die Duration der Anlage für die Versicherungen erhöhen. Gleichzeitig erhalten Kreditnehmer so Zugang zu einer langfristigen Finanzierung ohne Zinsänderungsrisiken und einer verbreiterten Investorenbasis.Die Attraktivität der Darlehen für Versicherungen könnte zusätzlich gesteigert werden: zum einen durch ein externes Rating, zum anderen, indem durch eine annuitätische anstelle einer Projekt-Cash-flow-basierten Tilgung die Planbarkeit der Zahlungen weiter verbessert wird.Derzeit ist das Angebot an Infrastrukturkreditfonds im deutschen Markt noch gering. Diskutiert werden neben Fondslösungen aktuell auch an Infrastrukturprojekte gekoppelte Anleihen, die direkt von Projektgesellschaften emittiert werden. Die Vorteile für Banken, Versicherungen und letztlich auch für Kreditnehmer verdeutlichen aber das große Potenzial von Infrastrukturkreditinvestments.