Asset Management - Gespräch mit Jürgen Olbermann, Feri

"Institutionelle bangen um Emittenten"

Zertifikate auch bei den Großinvestoren

"Institutionelle bangen um Emittenten"

Von Stefanie Schulte, Frankfurt Nicht nur Privatanleger, sondern auch etliche institutionelle Investoren haben in den vergangenen Jahren in Zertifikate und strukturierte Produkte investiert, die von Banken emittiert wurden. Dies sagte Jürgen Olbermann, Managing Partner des Investment-Consulting-Dienstleisters Feri Institutional Advisors, der Börsen-Zeitung. Angesichts der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers müssten sich die Investoren nun mit dem – zuvor oft unterschätzten – Risiko auseinandersetzen, dass diese Papiere ausfallen könnten, weil sie rechtlich gesehen Inhaberschuldverschreibungen darstellten. Zum Glück sei Lehman Brothers kein besonders bedeutender Emittent von strukturierten Produkten gewesen, die von deutschen Institutionellen benutzt würden, betonte Olbermann. Andere US-Investmentbanken wie Goldman Sachs, europäische Institute wie Barclays oder ABN Amro und auch deutsche Landesbanken seien in diesem Segment jedoch stark aktiv. Aus Sicht der Emittenten sei dieses Geschäft lukrativ gewesen, weil es eine günstige Refinanzierung und oft hohe Margen erlaubt habe, meint der Consultant. Hedgefonds enttäuschenNeben diversen Aktien- oder Zinswetten werden auch Investments in ausländische Hedgefonds oft über strukturierte Produkte umgesetzt. Dieses Vorgehen ist bei Investoren beliebt, weil der Gesetzgeber Hedgefonds nach deutschem Recht sehr streng reglementiert. In doppelter Hinsicht seien Investments in Hedgefonds-Zertifikate für viele Institutionelle jedoch unbefriedigend verlaufen, meinte Olbermann: Einerseits weil die Performance der unterliegenden Hedgefonds-Portfolien meist zu wünschen übrig lasse, andererseits wegen der wachsenden Sorge um die Bonität der Emittenten. “Unfälle” in Form von höheren Verlusten oder gar Fondszusammenbrüchen seien den Kunden seines Hauses mit ihren Hedgefonds-Investments bislang aber nicht passiert, betont Olbermann. Entschärfte AktienportfolienAngesichts der jüngsten Kursverluste müssten viele institutionelle Anleger derzeit ihre Aktienengagements zurückfahren, weil ihre Risikobudgets zusammengeschmolzen seien, so Olbermann weiter. Viele verzichteten zunächst allerdings darauf, Aktienbestände tatsächlich zu verkaufen. Stattdessen würden die Portfolien mit Derivaten abgesichert. Wenn die Talfahrt der Börsen weiter anhalte, seien allerdings auch Aktienverkäufe und Umschichtungen etwa in Staatsanleihen oder Festgelder ratsam. Denn solange Aktienbestände nicht abgebaut, sondern nur abgesichert würden, würden weiterhin Gebühren für die Fondsmanager fällig – obwohl der Anleger de facto gar keine Aktienpositionen mehr halte. Viele institutionelle Kunden stellten derzeit fest, dass sie erhöhten Beratungsbedarf hätten, fügte Olbermann hinzu. Davon profitierten Consultants wie Feri. So habe sein Unternehmen, das vor allem Pensionskassen, -fonds und andere Vorsorgeeinrichtungen, aber auch Industrieunternehmen berät, seit Jahresbeginn etliche neue Kunden hinzugewonnen. Nur ein kleinerer Teil sei zuvor von anderen Consultants beraten worden. Die Mehrheit nehme erstmals die Dienste eines Consultants in Anspruch. Feri selbst habe – wie viele andere Consultants auch – Institutionellen immer von größeren Engagements in strukturierten Produkten abgeraten, betonte Olbermann.