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Investieren in kluge Köpfe

Studienfonds unterstützen Jungakademiker - Renditen von 7 Prozent möglich

Investieren in kluge Köpfe

Investoren haben eine neue Assetklasse entdeckt: Menschen. Stiftungen, Pensionskassen und Family Offices schätzen sogenannte Human Capital Fonds bzw. Bildungs- oder Studienfonds als Depotbaustein. Die Fonds unterstützen ausgesuchte Studierende während ihres Studiums monatlich mit einem festen Betrag aus dem Fonds. Der Investor des Fonds kann Renditen bis zu 7 % jährlich erhalten.Von Armin Schmitz, FrankfurtDas Konzept der Human Capital Fonds bzw. Bildungsfonds ist nicht vollkommen neu. Die ersten Bildungsfonds wurden in den Neunzigerjahren in den USA aufgelegt. Sie gingen auf Konzepte zurück, die die Nobelpreisträger und Ökonomen Milton Friedman und Gary Becker in den fünfziger und sechziger Jahren bereits beschrieben haben. In Deutschland wurden zunächst an privaten Hochschulen wie der Handelshochschule Leipzig (HHL) oder der Technischen Universität München Bildungsfonds aufgelegt.Mittlerweile gibt es eine Reihe von Anbietern wie beispielsweise die Deutsche Bildung AG (siehe Interview auf dieser Seite), CareerConcept, BrainConcept oder den Festo Bildungsfonds, die in Deutschland rund 20 solcher Bildungsfonds anbieten. Unter den Anbietern hat das Familienunternehmen Festo zusammen mit CareerConcept den ersten firmeneigenen Bildungsfonds im Rahmen eines Corporate Educational Responsibility (CER) in Deutschland aufgelegt.Die Bildungsfonds füllen in Deutschland die Lücke, die durch den wachsenden Bedarf zur Eigenfinanzierung des Studiums entstanden ist. Nach Angaben von Ulf Becker, Chief Investment Officer der Deutsche Bildung AG, erhalten nicht mal ein Drittel der Studenten BAföG (Bundesausbildungsförderungsgesetz)-Mittel. Der BAföG-Höchstsatz beträgt inklusive des Kranken- und Pflegeversicherungszuschlages monatlich nicht einmal 700 Euro. BAföG reicht nicht ausDiese Beträge reichen häufig nicht aus, um ein Studium zu finanzieren, da noch Studiengebühren und Auslandsaufenthalte hinzukommen. Meist reicht wegen der verschulten Studiengänge auch die Zeit nicht, um sich durch Nebenjobs das Studium zu finanzieren. Es besteht also nach Ansicht von Becker eine große Finanzierungslücke.Neben Studentenkrediten können diese Human Capital Fonds Studenten mit finanziellen Zuwendungen helfen, ein Studium auch unabhängig von der sozialen Herkunft zu absolvieren. Die Studienfonds öffnen dagegen den Bildungsmarkt in Deutschland für Investoren. Mit mehr als 2 Millionen Studenten hat der Markt für Studienfinanzierung laut Deutsche Bildung ein Volumen von mehr als 20 Mrd. Euro pro Jahr. Inhaltliche BegleitungDie Bildungsfonds unterstützen ausgesuchte Studierende während ihres Studiums monatlich mit einem festen Betrag aus dem Fonds. Neben den Lebenshaltungskosten können Studiengebühren und auch Auslandsaufenthalte finanziert werden. Im Unterschied zum klassischen BAföG kommen die Jungakademiker allerdings auch in den Genuss einer inhaltlichen Begleitung während des Studiums. So haben einige Anbieter auch Zusatzservices wie z. B. Soft-Skill-Trainings, Mentoring-Programme, Coaching oder Firmenexkursionen im Programm, die die Studierenden auf den Berufseinstieg vorbereiten. Haben sie später einen Job gefunden, zahlen sie einen bestimmten Prozentsatz ihres Bruttoeinkommens über mehrere Jahre hinweg an ihre Geldgeber zurück. Wie hoch dieser Prozentsatz ausfällt und wie lang der Rückzahlungszeitraum ist, hängt vom Studiengang, der Hochschule und dem künftig erwarteten Gehalt ab. Die Rückzahlungsmodalitäten werden vor Beginn der Zahlungen vertraglich festgelegt. Nachhaltiger AnsatzStudienfonds gehören sicherlich in die Kategorie der nachhaltigen Investments. Anleger investieren also nicht nur in den Arbeitsmarkt, sondern leisten einen Beitrag zur Förderung des Bildungssystems und damit indirekt in die Zukunftsfähigkeit Deutschlands. Dafür können sie im Gegenzug mit langfristigen Renditen von 6 bis 7 % jährlich rechnen, die unabhängig von der Entwicklung der Kapitalmärkte gezahlt werden.Die Risiken halten sich für den Anleger in Grenzen. Durch die Förderung einer großen Zahl von Studenten mit unterschiedlichen Fachrichtungen, Universitäten und zukünftigen Berufen findet auf Fondsebene eine breite Risikostreuung statt. Bei dem ersten Studienfonds der Deutsche Bildung AG, der im Jahr 2007 aufgelegt wurde, hat es bei den Studenten, die ihr Studium abgeschlossen haben und im Berufsleben stehen, bisher keine Zahlungsausfälle gegeben. Dank des Erfolges des ersten Fonds hat die Deutsche Bildung AG nun einen zweiten Studienfonds mit einem Volumen von 10 Mill. Euro aufgelegt. Er soll zusätzlich noch mit Fremdkapital von 15 Mill. Euro ausgestattet werden.