Kapitalanlage

Investments für Querdenker

IFQ-Strategie als Möglichkeit für seitwärts tendierende Märkte - Anlagen abseits der eingetretenen Pfade

Investments für Querdenker

Von Sascha Magsamen, FrankfurtEine Chance zu sehen ist keine Kunst. Die Kunst ist, eine Chance als Erster zu sehen. Das Sprichwort wird dem einstigen US-Präsidenten Benjamin Franklin zugeschrieben. Die Suche nach der Anlagechance, die zum großen Gewinn verhilft, treibt an den globalen Börsen Tagein tagaus viele, wenn nicht gar die Mehrheit der Investoren um. Das Jahr 2005 hat dabei alles andere als gut für die Anleger begonnen.Die wichtigsten Aktienmärkte in USA, Europa und Japan haben einen Fehlstart hingelegt, die Gewinne aus den ersten Handelstagen sind geschmolzen, es drohen weitere Monate der Seitwärtsbewegung. Und der Rentenmarkt setzt sich, gemessen am richtungweisenden Bund-Future-Terminkontrakt für öffentliche Anleihen Deutschlands, in Richtung Norden ab und lässt die Renditen purzeln. Mit 3,57 % am langen Ende ist wahrlich kein Kuponjäger glücklich zu machen, wenngleich aufgrund der mit 2,5 % noch moderaten Inflationsraten im Euroraum der Realzins zumindest positiv ist. Anders in den USA, dort stellt sich der Realzins ins Negative und könnte so die US-Notenbank veranlassen, mittelfristig den Leitzins auf bis zu 5 % anzuheben. Die Folgen für die Aktien- und Rentenmärkte wären nicht die besten. Fluchtpunkt TagesgeldAngesichts der unklaren Gefechtslage an den Kapitalmärkten gilt es, entsprechend zu reagieren. Ausweislich der Zuwachsraten bei Tagesgeldkonten – einige Institute offerieren bis zu 2,5 % – scheinen viele Anleger noch an der Seitenlinie zu stehen und warten ab, welche Trends sich 2005 abzeichnen. Doch mit dem Warten auf die nächste Chance ist an der Börse bekanntlich wenig zu verdienen. So sollten auch unkonventionelle Ideen zumindest geprüft werden. Solche “Investments für Querdenker” bieten vor allem private Vermögensverwalter interessierten Kunden an. Problematisch dabei: Die Mindestanlagesummen für solch konzernunabhängige und qualitativ gute Beratungen liegen meist im hohen sechsstelligen Bereich. Rennomierte Adressen sind etwa Jens Ehrhardt in München, portfolio Concept in Köln, PEH Wertpapier in Oberursel und Gebser & Partner in Frankfurt. Auf der Institutsseite überzeugten bisher Privatbanken wie Berenberg, MM Warburg, Ellwanger & Geiger sowie Bankhaus Lampe durch flexible und wenig produktorientierte Berater. Für Anleger, die eine Zusammenarbeit mit den genannten Adressen nicht anstreben, könnte eine IFQ-Strategie Anregungen liefern. Dahinter verbirgt sich der Ansatz, die vorhandenen Vermögensklassen durch eine geschickte Produktauswahl so zu kombinieren, dass zum einen die Korrelation mit dem Gesamtmarkt möglichst gering ist, zum anderen der Betreuungsaufwand moderat bleibt und eine gewisse Renditefantasie vorhanden ist. Der Grundgedanke basiert auf der klassischen Vermögensaufteilung in Immobilien, Aktien, Renten und sonstige Formen, wie etwa Rohstoff- und Volatilitätsprodukte. Für sicherheitsorientierte Anleger bietet sich aus der umfangreichen Fondspalette, die in Deutschland angeboten wird, etwa der DWS “Institutional Money Plus”-Fonds an, dessen Renditevorgabe bei 2,08 % liegt – bei einer Volatilität von nur 0,17 %. Aktienfans greifen auf den bewährten, weil flexibel die Markttrends spielenden “Global Opportunities”-Dachfonds von Eckhard Sauren zurück (auf 5 Jahre 6,83 % Rendite p. a.), Bondsanleger beschäftigen sich mit dem seit drei Jahren die Märkte konstant schlagenden “Starcap Argos” von Star Capital (auf 3 Jahre 7,76 % Rendite p. a.). Aus der strukturierten Ecke sind Produkte auf die Volatilität angesichts der historisch niedrigen Schwankungsbreiten als Depotbeigabe interessant, Ehinger & Armand von Ernst aus der Schweiz (Euro Stoxx 50) und Société Générale (VDax) offerieren entsprechende Produkte. Sondersituationen suchenAuf der Aktienseite wurde bei der Auswahl der in der Tabelle zusammengefassten Titel vor allem auf das Kriterium Dividendenrendite geachtet, da eine hohe Ausschüttung stabilisierend auf den Kurs wirkt. Bei der an dieser Stelle schon häufiger herausgestellten Deutschen Euroshop und Deutsche Wohnen sind die Ausschüttungen aufgrund der bilanziellen Situation steuerfrei und damit für Anleger besonders interessant, da die am Ende des Tages entscheidende Nachsteuerrendite mit zu den höchsten zählen dürfte, die am Markt derzeit mit entsprechenden Aktien zu erzielen sind.Neben dem Kriterium Dividendenrendite gibt es Spezialsituationen, auf die bei Gefallen zurückgegriffen werden kann, etwa die Mystery-Park-Aktie aus der Schweiz (vgl. BZ vom 9. Oktober 2004). Die Titel des Freizeitparks notieren nur knapp über dem Nennwert und dürften angesichts des aktivierten Aktienrückkaufprogramms der Gesellschaft nach unten gut abgesichert sein. Bonds bieten aufgrund der extrem eingeengten Spreads von Staats- gegenüber Unternehmensanleihen derzeit ein unattraktives Chance-Risiko-Profil, da es aufgrund der historisch niedrigen Renditen in beiden Anlageformen in absehbarer Zeit zu einer stärkeren Bewegung kommen sollte. Investoren, die sich dabei auf keine Richtungsspekulation einlassen wollen, empfiehlt sich daher die Seitenlinie zum Aufenthalt, entsprechende Spargelder sind im Geldmarkt gut aufgehoben. Querdenker ergreifen die Gunst der Stunde und engagieren sich in ausgesuchten Einzelwerten. Diese erfordern etwas Mut, locken dabei mit ansehnlichen Renditen. Papiere wie die im August zur Rückzahlung anstehenden Wandelgenüsse von Max Holding oder die EM.TV-Anleihe erscheinen dabei als lukrative Chance. Für die, die sie erkennen.