Investoren setzen auf Gold-ETF
Die schwelende Staatsschuldenkrise und die Angst vor einem Auseinanderbrechen des Euro haben zu einer wachsende Nachfrage der Anleger nach Gold geführt. Die Volumina von Exchange Traded Funds (ETF) und Exchange Traded Commodities (ETC) haben Rekordniveau erreicht. Da sich vorrangig Investoren mit einem langfristigen Anlagehorizont in diesen Produkten engagieren, führte die Korrektur des Goldpreis nur zu geringfügigen Abflüssen.Von Armin Schmitz, FrankfurtUngeachtet des relativ hohen Goldpreises treiben die Krisenängste die Anleger in Edelmetallanlagen. Der Gold-Bestand von Exchange Traded Funds (ETF) und Exchange Traded Commodities (ETC) ist nach Angaben der Agentur Bloomberg weltweit zuletzt auf ein Rekordvolumen von 2 469 Tonnen angewachsen. Damit vereinen die ETF und ETC den viertgrößten Goldbestand in der Welt hinter den Staaten USA und Deutschland sowie dem Internationalen Währungsfonds. Die ETF haben damit Länder wie Italien und Frankreich hinter sich gelassen.Innerhalb von zehn Jahren hat sich der Goldmarkt von einem Markt, der von Notenbanken dominiert wurde und der eng verwoben war mit Münzen- und Barrenkäufern sowie Schmuckhändlern, zu einem sehr viel offeneren Markt entwickelt. Finanzinvestoren haben sich zu einer großen Käufergruppe entwickelt. Der SPDR Gold Trust, der weltweit größte ETF, bei dem die Anlegergelder durch die Hinterlegung von Gold gesichert sind, hielt am Donnerstag vergangener Woche, also einen Tag nach dem Einbruch des Goldpreises um 100 Dollar, 41,6 Mill. Feinunzen des Edelmetalls mit einem Gegenwert von 71,3 Mrd. Dollar. Im vergangenen Jahr konnte der Gold-ETF sogar kurzzeitig den weltweit größten Indexfonds, den SPDR S & P 500 ETF, überholen, der den US-Leitindex abbildet. Kaum kurzfristiges TradingNach Ansicht der Analysten der Royal Bank of Scotland (RBS) verfolgen die Anleger, die in Gold-ETF investieren, selten die täglichen Kursschwankungen und versuchen nicht zu traden. Die Gold-ETF werden vielmehr von langfristig orientieren Anlegern gekauft, so die RBS. Das zeigt auch der aktuelle Verlauf der Bestände unter dem Eindruck der Kurskorrektur des Golds. Während der Goldpreis am Wochenanfang noch einmal von rund 1 730 Dollar auf 1 663 Dollar je Feinunze zurückging, blieb der Goldbestand mit einem Volumen 1 294 Tonnen im Gegenwert von 69,4 Mrd. Dollar relativ konstant. Die langfristig orientierten Anleger haben ihre Positionen also nicht verringert.Sollte die Staatschuldenkrise anhalten, dürfte die Unsicherheit über den Fortbestand des Euro die Anleger weiter in Goldanlagen treiben. Von dem Rekordvolumen von Juni 2010 ist der SPDR Gold ETF aber noch deutlich entfernt. Damals lagen in den Tresoren der Gesellschaft rund 1 320 Tonnen.Der SPDR Gold Trust ist in Deutschland nicht zum öffentlichen Vertrieb zugelassen. Deswegen greifen die Anleger hierzulande zu ETC. Eindeutiger Favorit der Deutschen ist Xetra-Gold der Deutsche Börse Commodities (DE000A0S9GB0). Es ist der größte ETC mit physischer Hinterlegung des Edelmetalls. Die physisch gedeckte Schuldverschreibung verzeichnet aktuell einen Bestand von 50,98 Tonnen im Gegenwert von 2,1 Mrd. Euro. Mit einem Handelsvolumen auf Xetra von 3,1 Mrd. Euro war das Produkt 2011 auch der am meisten gehandelte ETC. Mit weitem Abstand dahinter folgt der DB Physical Gold Euro Hedged ETC der Deutsche-Bank-Tochter DB ETC (DE000A1EK0G3), ein Gold-ETC mit einer Währungsabsicherung gegenüber dem Dollar mit einem Handelsvolumen von 1,7 Mrd. Euro und einem verwalteten Vermögen von 882,5 Mill. Euro. Fonds nach Schweizer RechtBei den Anlegern in Europa sehr beliebt sind die Gold-ETF aus der Schweiz. Es handelt sich dabei um Fonds nach Schweizer Recht. Diese sind zwar in Deutschland nicht zum öffentlichen Vertrieb zugelassen, der Investor kann sie aber über die Börse Zürich problemlos erwerben. Die Zürcher Kantonalbank (ZKB) verwaltete in den Gold-ETF in Franken (CH0024391002), in Euro (CH0103326762) und in Dollar (CH0047533549) Ende April einen Bestand von 7,2 Mill. Unzen bzw. rund 222 Tonnen Gold mit einem Gegenwert von 11,2 Mrd. Franken bzw. umgerechnet 9,3 Mrd. Euro. Gegenüber Ende Juni wuchs der Goldbestand um 19 Tonnen. Der Anleger kann sich das physische Edelmetall ebenfalls ausliefern lassen.—– Bericht zum Gold Seite 17