Japanische Fonds punkten mit Exotik
Von Birga Böcker, Tokio Trotz der Börsenflaute machen Japans Fondsanbieter derzeit ein gutes Geschäft. Zwar ist das verwaltete Vermögen aufgrund der fallenden Kursniveaus zurückgegangen: Ende Juni 2008 hielten Nippons Kleinanleger 73 Bill. Yen (430 Mrd. Euro) in offenen Publikumsfonds, das waren 11 % weniger als ein Jahr zuvor. Doch die Branche hat laut Marktführer Nomura Securities mehr Nettomittelzuflüsse als -abflüsse erlebt. Allein im Juni betrug das Plus 207 Mrd. Yen. Wie überall gilt dabei auch im Fernen Osten: Um bei den Anlegern zu punkten, sind gute Verkaufsargumente gefragt.”Aktienfonds laufen derzeit nirgendwo gut, aber selbst die lassen sich verkaufen, wenn sie einen exotischen Touch bieten”, sagt Takashi Futatsugi, Executive Director von Nomura Securities. Futatsugi ist für die Auswahl der Fremdfonds verantwortlich, die Nomura ihren privaten und institutionellen Kunden anbietet. Auf wachsendes Interesse stoßen dem Manager zufolge derzeit Länderfonds mit Fokus auf rohstoffreiche Regionen. So hat Nomura zusammen mit der Schweizer Privatbank Julius Bär einen Schwarzmeer-Fonds aufgelegt, der 50 Mill. Euro einsammelte. Regionen wie Brasilien, Russland, der Mittlere Osten und Südafrika sind in Nomuras Produktportfolio bereits abgedeckt. Interesse an HedgefondsFonds auf US-Dollar-Basis verkaufen sich in Japan seit Ausbruch der US-Hypothekenkrise schlecht. Um angesichts fallender Aktienmärkte zumindest Währungsgewinne zu ermöglichen, bietet Nomura verstärkt Produkte auf Basis von Rubel, Real oder anderen exotischen Währungen an. Ebenfalls im Trend liegen Direktinvestments in Rohstoffmärkte. Mit der britischen Blue Crest als Commodity Trading Advisor (CTA) im Boot hat Japans größter Broker im Mai 330 Mill. Dollar für einen geschlossenen Fonds eingesammelt, der auf Rohstoff-Futures setzt. Konkurrent Mitsubishi UFJ Securities sammelte in den vergangenen Wochen umgerechnet 930 Mill. Dollar mit einem Produkt ein, das auf Aktien-, Anleihe- und Rohstoffderivate setzt. Als CTA fungiert Winton. “Hedgefondsähnliche Vehikel verkaufen sich gut”, berichtet Hiroyuki Goto, Fondsproduktentwickler bei Mitsubishi UFJ Securities. “Wir wollen das Angebot in dem Bereich weiter ausbauen.” Auch Anleihefonds mit Schwerpunkt Brasilien oder Russland hätten noch Platz in der Produktpalette, so Goto. Das ruft ausländische Fondsanbieter auf den Plan. So will die auf Aktien spezialisierte Allianz-Tochter RCM noch 2008 die ersten Beratungsmandate für japanische Vermögensverwalter im Privatkundenbereich vorweisen können. “Wir haben derzeit sieben bis acht Gespräche laufen, etwa die Hälfte davon könnte zu einem Abschluss führen”, sagt Yoshikazu Kobayashi, Representative Director von RCM in Japan. Verhandlungen laufen unter anderem mit Nomura, der RCM einen Fonds mit Schwerpunkt auf geistigem Eigentum anbietet. Der Broker prüft das Produkt derzeit. Sollte es grünes Licht geben, wäre eine Auflage Ende 2008 oder Anfang 2009 möglich, sagt Nomura-Manager Futatsugi. Bereits seit langem erfolgreich bei Japans Kleinanlegern ist die Deutsche-Bank-Tochter DeAM. Sie verwaltet derzeit gut 1 Bill. Yen (5,9 Mrd. Euro) an Retailgeldern. “Die Fonds lassen sich in zwei große Kategorien einordnen: erstens Rohstoffe und Umwelt, einschließlich Landwirtschaft, und zweitens Russland”, sagt DeAM-Pressesprecherin Yuko Akutagawa. Mit einem Volumen über 154 Mrd. Yen ist der Ende 2006 gestartete “Nikko DWS New Ressource Fund” derzeit der größte von der Gesellschaft in Japan verwaltete Fonds. Euro-Produkte angedachtEin in diesem Mai aufgelegter russischer Anleihefonds hat immerhin ein Volumen von rund 50 Mrd. Yen erreicht. Zu geplanten neuen Produkten will sich Akutagawa nicht äußern, nur so viel: “Wir überlegen in Richtung von in Euro denominierten Produkten.” Bei Nomura ist man da allerdings skeptisch. “Der Euro ist zum Yen sehr teuer”, sagt Futatsugi. Das reduziere die Chancen auf Währungsgewinne. Rohstoffe und Umwelt blieben auf absehbare Zeit im Trend. So werde Nomura möglicherweise 2009 Produkte im Bereich Emissionshandel starten. Interessant seien auch Möglichkeiten, die der Klimawandel selbst liefere, so Futatsugi. Dazu gehöre eine mögliche künftige Förderung von Erdöl aus Regionen, die bisher von Polareis bedeckt waren. Selbst vor so gewagten Anlageideen wie Private-Equity-Fonds, die in Südamerika auf die Produktion von Biomasse setzen, würde Futatsugi nicht generell zurückschrecken.