Kapitalanlage

Kanadas brillante Zukunft

Diamantenbergbau gewinnt an Bedeutung - Investition in Explorationsfirmen ist riskant

Kanadas brillante Zukunft

Von Markus Gärtner, Vancouver Sie bohren nach Diamanten in Kanadas arktischer Tundra. Wo Eisbären und Polarfüchse ihre Beute jagen, bergen sie mit großem Aufwand unter den frostigsten Wetterbedingungen Kupfer- und Zinkproben. Sie suchen nach Eisenerz am Rande der meist zugefrorenen Baffin Bay, durch die 500 Jahre lang europäische Forscher segelten, um die Abkürzung nach Asien zu finden. Hunderte junger Explorationsfirmen, die möglichst bald ertragreiche Minen betreiben wollen, haben sich in den hohen Norden des Ahornlandes aufgemacht, wo Straßen und Häfen so selten sind wie Zitronenbäume in Deutschland und wo schweres Gerät eingeflogen werden muss. Selbst die Landebahnen für die Anlieferung von Bohrtürmen, Zeltlagern und geologischen Messgeräten sind zum großen Teil noch nicht gebaut. Doch hohe Rohstoffpreise auf den boomenden Weltmärkten sowie schwindende Vorkommen in den zugänglichen Gegenden der Welt und die Erwärmung des Klimas verwandeln Kanadas arktische Wildnis derzeit in ein neues Dorado. Überall wird fieberhaft nach den künftigen Mega-Minen gesucht. Finanzzahlen dürftigWer die Tundra-Pioniere beizeiten ins Visier nimmt, kann von ihren Erfolgen profitieren, wenn Schürfgenehmigungen erteilt werden und die Verkaufserlöse zu sprudeln beginnen. Doch das steht bei den meisten dieser Firmen noch in den Sternen. Bislang lesen sich die Quartalsberichte der meist jungen Publikumsfirmen wie geologische Dissertationen. Gesteinsproben werden akribisch gewürdigt, Finanzzahlen eher kurz abgehandelt. Viele Bilanzen sind nicht einmal attestiert. Doch die ersten Übernahmeangebote großer Konzerne für ein paar der wagemutigen Explorationsfirmen werden gemeldet. Sie zeugen davon, wie nah manche von ihnen in kurzer Zeit der Realisierung ihres Traums gekommen sind. Kanadas Arktis gilt als das nächste Alberta. Dort enthält der bitumenreiche Boden mit 170 Milliarden Barreln Öl das zweitgrößte Vorkommen nach Saudi-Arabien. Tausend Kilometer weiter nördlich, in der eis- und moosbedeckten Arktis – oberhalb des nördlichen Wendekreises – schlummert bis zu ein Viertel des unentdeckten Öls auf der Welt, dazu Diamanten für 40 Mrd. Dollar sowie in der Industrie heiß begehrte Metalle, die über die künftig eisfreie Nordwestpassage schnell nach Europa, aber auch ins aufsteigende China und nach Indien verschifft werden können. Nördlich des Großen Sklavensees in den Northwest Territories nimmt die Minengesellschaft Tahera Diamond Corporation (CA8737874021) unter schwierigsten Bedingungen ihre Produktion auf. Am 17. August 2006 wurde die Jericho Diamond Mine eröffnet. Im dritten Quartal 2006 wurden für 8,8 Mill. Dollar Diamanten gefördert. Doch den Erlösen standen Produktionskosten von 16,6 Millionen Dollar gegenüber. Dem Bericht des jungen Unternehmens für das dritte Quartal zufolge blieb die frisch eröffnete Mine mit 0,61 Karat pro Tonne fast 30 % unter dem anvisierten Ziel von 0,85 Karat. Nach mehreren Pannen musste neues Gerät herangeschafft werden, um das geförderte Gestein zu zermalmen. Und weil die Klimaerwärmung in der Arktis schneller voranschreitet als in anderen Teilen der Welt, war der Fluss, dessen vereistes Bett als Transportstrecke für das benötigte Benzin dient, nicht lange genug zugefroren, um die gewünschten Treibstoffvorräte zu sichern. Auch sinkende Notierungen für Rohdiamanten machten dem Unternehmen 2006 zu schaffen. Vertrag mit TiffanyTahera hat mit Tiffany & Co. einen Abnahmevertrag, der die Vermarktung der funkelnden Steine in Antwerpen vorsieht. Weil ein Ende der Durststrecke nicht absehbar ist, bewegt sich der Kurs des Unternehmens seit Monaten seitwärts. Fast euphorisch – und möglicherweise verfrüht – hört sich die Einschätzung von Diamonds North Resources an, ein Unternehmen, das ebenfalls aus Vancouver stammt und nördlich des Mackenzie-Deltas am Parry-Kanal mehrere Vorkommen erforscht, darunter das sogenannte Amaruk-Gebiet. Mitte Februar meldete Diamonds North Resources, eine neue Probe mit 60,2 Kilogramm habe 91 Diamanten zu Tage gefördert. “Das ist außerordentlich und besser, als wir erwartet haben”, sagt Diamonds-North-Resources-Präsident Mark Kolebaba. Das Unternehmen hat nach einem Bohrungsprogramm für 38 Mill. Dollar auf einem der größten Explorationsgebiete im Land fünf diamantenhaltige Gesteinsformationen entdeckt und untersucht derzeit weitere 300 “Anomalien” im Boden. “Die Analysen aller diamantenhaltigen Stöcke sind in Bezug auf Farbe, Form und Klarheit sehr ermutigend”, heißt es im Firmenprofil des Diamantenunternehmens. Aktien 2002 eingeführtDoch das Unternehmen steht noch ziemlich am Anfang seiner Arbeit. Diamonds North Resources wurde erst vor fünf Jahren gegründet. Die Aktien wurden im Juli 2002 an der Börse von Toronto in den Handel eingeführt. Diamonds hat ziemlich klare strategische Vorstellungen. Das Ziel ist eine 30- bis 40 %ige Beteiligung an einer Diamantenmine. Wie weit es mit einem Budget von 8 Mill. Dollar kommt, ist nicht klar, denn noch weiß niemand, ob die bereits georteten Vorkommen wirtschaftlich abbaubar sind. Eine Investition in die kanadischen Diamentenproduzenten erscheint auf den ersten Blick attraktiv. Wegen der großen Unsicherheiten ist eine Anlage in die Penny-Stocks als geringe Depotbeimischung sicherlich nur für risikobereite Investoren geeignet.