Kanzlerzyklus beeinflusst den Anlageerfolg
Neben der Jahresanfangsrally und dem Sell-in-May-Effekt gehört der US-Präsidentschaftszyklus zu den bekanntesten Phänomenen an den Aktienmärkten. Im Dax lassen sich sogenannte Kanzlerzyklen nachweisen. Stellte die CDU den Kanzler, entwickelte sich der Dax positiv. Investoren können also je nach Parteizugehörigkeit des Kanzlers ihre Anlagestrategie ausrichten, um von der jeweiligen Marktentwicklung zu profitieren.Von Armin Schmitz, FrankfurtMit einem Anstieg von 5,4 % hat der Dax auf die Ergebnisse des Gipfels in Brüssel reagiert. Damit konnte der deutsche Aktienmarkt geringfügig den Rückstand gegenüber der Leitbörse in New York aufholen. Der US-Aktienmarkt hat sich zuletzt relativ unbeeindruckt von der Staatsschuldenkrise in Europa gezeigt. Obwohl die Konjunkturdaten in den Vereinigten Staaten deutlich schlechter sind als in Deutschland, verzeichnete der Dow Jones Industrial Index in den vergangenen zwölf Monaten einen Anstieg von 9,7 %. Damit hat er den Dax um mehr als 13 Prozentpunkte geschlagen.Für die Statistiker unter den Analysten ist das recht einfach zu erklären, denn der Präsidentschaftszyklus überlagert hier die konjunkturellen Einflüsse an der Wall Street. Der Kampf um das Oval Office in Washington hat vor wenigen Wochen begonnen. Es ist das dritte Amtsjahr von Präsident Barack Obama. Entsprechend dem “Presidential Stock Cycle” gilt diese Periode als das beste Börsenjahr einer Amtsperiode.Der Präsidentschaftszyklus wird wegen seiner Zuverlässigkeit geschätzt. Neben der Jahresanfangsrally und dem Sell-in-May-Effekt gehört er zu den bekanntesten wiederkehrenden Phänomenen bei der Entwicklung der Aktienmärkte. Für das dritte Amtsjahr weisen Untersuchungen von Dimitri Speck (2004) für den Zeitraum von 1898 bis 2003 eine durchschnittliche Performance von 9,3 % nach. Lediglich fünf der beobachteten 27 Jahre wiesen ein negatives Ergebnis auf. Für das Wahljahr selbst beobachtete Speck im Durchschnitt einen Gewinn von 7,5 %. 19 der beobachteten 28 Jahre verzeichneten einen Gewinn.Einen Präsidentschaftszyklus sucht der Anleger am deutschen Aktienmarkt vergeblich. Eine Analyse der Commerzbank für den deutschen Aktienmarkt konnte dagegen den sogenannten Kanzlerzyklus nachweisen. Effekt durch WiederaufbauBasis der Untersuchung ist der Leitindex Dax, für den zurückgerechnete Daten bis 1948 zur Verfügung stehen. Die Untersuchung des Zeitraums vom Beginn der Ära Adenauer 1948 bis heute zeigt, dass sich der deutsche Aktienmarkt häufig positiv entwickelt, wenn die CDU den Kanzler stellt. Beeindruckend ist sicherlich die Kanzlerschaft von Konrad Adenauer. Dank des hohen Wirtschaftswachstums durch den Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg stiegen die Kurse am deutschen Aktienmarkt während seiner Amtszeit von 15 Jahren um durchschnittlich 29,5 % jährlich. Während der Amtszeit von Helmut Kohl in den Jahren 1982 bis 1998 lag die Rendite bei durchschnittlich 12,2 % jährlich. Das Ergebnis von SPD-geführten Regierungen sieht dagegen nicht ganz so gut aus. Mit einer Wertsteigerung von rund 2,8 % p. a. liegt Helmut Schmidt ganz vorn. Während der Zeit von Willy Brandt musste der Anleger sogar einen Verlust von im Schnitt 6,8 % jährlich hinnehmen.Die amtierende Kanzlerin Angela Merkel holt nach einer schwachen Börsenperformance während der ersten Amtsperiode wieder auf. Fast auf den Tag genau zwei Jahre nach dem Beginn der zweiten Kanzlerschaft liegt der Gewinn des Dax per 27. Oktober bei 15,3 % bzw. durchschnittlich 7,4 % p. a. Während der restlichen Amtszeit in den kommenden zwei Jahren hofft der Anleger auf weitere Kursgewinne im Dax.Die Ergebnisse der Analyse haben durchaus Konsequenzen für die Investmentstrategie des Anlegers. “In Perioden CDU-geführter Regierungen sind auf Basis der historischen Daten indexorientierte Anlagen durchaus erfolgversprechend”, sagt Achim Matzke, technischer Analyst der Commerzbank. Dabei kann der Anleger beispielsweise auf börsengehandelte Indexfonds auf den Dax zurückgreifen, wie den physisch replizierenden ETF von iShares (DE0005933931) oder den swapbasierten ETF von DB X-Trackers (LU0274211480). Einen etwas breiteren Ansatz fährt das Comstage-Produkt auf den FAZ-Index (LU0650624025). Der ETF spiegelt die Entwicklung von 100 deutschen Werten aus dem zwölf Branchen umfassenden Index. Obwohl das Marktbarometer ein Preisindex ist, kommt der Anleger beim Comstage-ETF in den Genuss der anfallenden Dividendenzahlungen. Die Verwaltungsgebühren liegen bei 0,15 bis 0,17 % jährlich. Sollte die Bundestagswahl zu einem Regierungswechsel mit einem SPD-Kanzler führen, sollte der Investor seine Anlagestrategie ändern. “In Phasen, in denen die SPD die Regierung stellt, sollten dagegen Investments in Einzelwerte und Sektoren eine hohe Attraktivität aufweisen”, sagt Matzke.