INVESTMENTFONDS - GASTBEITRAG

Kaufkraftschutz durch inflationsindexierte Anleihen

Börsen-Zeitung, 5.6.2013 Seit Großbritannien im Jahr 1981 als erster G7-Staat eine inflationsindexierte Anleihe platziert hat, ist der Markt für diese Anleihen rapide gewachsen. Ein globaler und liquider Markt besteht jedoch erst seit dem Jahr 2005....

Kaufkraftschutz durch inflationsindexierte Anleihen

Seit Großbritannien im Jahr 1981 als erster G7-Staat eine inflationsindexierte Anleihe platziert hat, ist der Markt für diese Anleihen rapide gewachsen. Ein globaler und liquider Markt besteht jedoch erst seit dem Jahr 2005. Der Blick auf historische Zahlen verdeutlicht, dass sich im Umfeld niedrigen Wachstums und hoher Inflation weder mit Aktien noch mit Anleihen positive Erträge erwirtschaften lassen. Auch das Halten von Liquidität kann dann dem Preisverfall nicht Stand halten.Inflationsindexierte Anleihen generieren an dieser Stelle die meisten Vorteile. Die Inflation wird dabei von den Anleihen aufgefangen, die an sie gekoppelt sind. Der Ertrag einer inflationsindexierten Anleihe hängt von Bewegungen der Realzinsen und der Inflation ab. Bei der Diversifikation in ein globales Portfolio entwickeln sich die Realzinsen in verschiedenen Ländern unabhängig voneinander, sodass eine höhere Korrelation mit der Inflation und somit ein validerer Schutz entsteht. Keine großen FortschritteSeit der Großen Depression kämpfen die Industriestaaten mit einer hohen Verschuldung und schleppendem Wachstum. Die politischen Entscheidungsträger haben versucht, die Wirtschaft mit umfangreichen Konjunkturprogrammen in Gang zu bringen, und die Zentralbanken pumpen aktuell beispiellose Mengen an Liquidität in das Wirtschaftssystem. Auch wenn bisher keine großen Fortschritte erzielt worden sind, ist der Abbau der Schuldenberge bei den Industriestaaten immer noch vorrangig. Wie die Universitätsprofessoren Carmen M. Reinhart und M. Belen Sbrancia im Jahr 2011 in ihrem Aufsatz “The liquidation of government debt” definieren, existieren im Wesentlichen fünf Wege zur Reduzierung der Schuldenlast: Wirtschaftswachstum, finanzpolitische Sparmaßnahmen, explizite Ausfälle bzw. Restrukturierungen, Inflation oder finanzielle Repression, d. h. durch entsprechende Eingriffe niedrig gehaltene Realzinsen.Nach dem Ersten Weltkrieg sind viele Länder an ihren Schuldenbergen zugrunde gegangen oder haben die ausstehende Schuldenlast restrukturiert. Nach dem Zweiten Weltkrieg hat eine Kombination aus Inflation und niedrigen bis negativen Realzinsen zur Schuldenreduzierung beigetragen. Unter anderem kündigte die US-Notenbank an, zehnjährige Schatzwechsel nicht über 2,5 % steigen zu lassen. Eine Obergrenze für Einlagen- und Darlehenszinssätze wurde eingeführt. Institutionelle Investoren wurden gezwungen, heimische Staatsanleihen zu halten.Wie wird die Politik die heutige Schuldenproblematik der westlichen Volkswirtschaften weiter bekämpfen? Die politischen Entscheidungsträger könnten eine Kombination aus Wirtschaftswachstum und finanzpolitischen Sparmaßnahmen anstreben. Infolge der bereits fragilen Lage der Staatsfinanzen ist es politisch jedoch schwierig und riskant, umfangreiche Konjunkturprogramme zu schnüren. Paradox des SparensWenn die Marktteilnehmer das Vertrauen in diesen Plan verlören, käme es eher zu stark steigenden Zinsen. Würden umgekehrt alle gleichzeitig versuchen, ihre Schulden zu tilgen, würde dies in einem von Keynes benannten Paradox des Sparens enden: Das Volkseinkommen würde stärker reduziert als der zu tilgende Schuldenberg. Die verbleibenden Lösungen wären explizite Ausfälle, Inflation oder finanzielle Repression. Insbesondere Länder mit einer eigenen Währung werden einen expliziten Ausfall vermeiden.Die Konsequenzen für eine Gesellschaft, die von einer gut funktionierenden finanziellen Infrastruktur abhängt, wären verheerend. Eine ausufernde Inflation kann das Problem nicht lösen, da die Anleiheinvestoren schnell in höhere Inflationsrisikoprämien einpreisen. Außerdem hätte dies ernste makroökonomische Folgen und könnte die Weltwirtschaft in eine Rezession stürzen. Eine finanzielle Repression in Kombination mit einer geringen Inflation erscheint realistischer.In diesem Szenario würden die Zinsen für längere Zeit künstlich niedrig gehalten werden – die Zinsen würden nicht die wirtschaftlichen Fundamentaldaten wie das zu erwartende nominale BIP-Wachstum widerspiegeln.Wenn jedoch so viel Liquidität in das System gepumpt wird wie momentan, wird damit dauerhaft eher eine hohe Inflation als eine Deflation riskiert. Auch wenn die Inflationsrate in Deutschland aktuell auf 1,2 % und in der Eurozone auf 1,7 % gesunken ist, ist dauerhaft von einer Erhöhung auszugehen. Denn die Geldmenge erhöht sich, ohne dass die Produktion von Gütern im selben Maße zunimmt. In den letzten Jahren hat die Europäische Zentralbank (EZB) das den verschuldeten Euro- Ländern “billig” zur Verfügung gestellte Geld nicht vollständig zurückgeholt. Die Wirtschaftsleistung hat in Deutschland in den letzten Monaten abgenommen und der Süden Europas befindet sich in einer Rezession. Inflation übersteigt RenditenDas beschriebene Szenario einer längeren finanziellen Repression würde die Realrenditen für lange Zeit auf niedrigem Niveau belassen und die Kaufkraft bewahren. Nominale Anleiheinvestoren würden moderat negative effektive Renditen erzielen, da die Inflation vermutlich die Rendite ihrer Anleihen übersteigt. Inflationsindexierte Anleihen könnten in einem finanziellen Repressionsszenario als Schutz vor extrem niedrigen Zinsen dienen und dafür sorgen, dass die Inflation nicht das Vermögen aufzehrt.—-Thor Schultz Christensen, Head of Fixed Income, Danske Invest