Finanzen persönlich

Konservative Anleger haben wenig Freude

Die Tagesanleihe des Bundes bietet mit 0,2 Prozent nur magere Renditen - Tagesgeld als Alternative - Aufpassen bei der Auswahl von Rentenfonds

Konservative Anleger haben wenig Freude

Von Oskar H. Metzger Wer sich als Anleger am Wochenende die Zeit nimmt und die aktuellen Zinsen auf das geparkte Vermögen ermittelt, den packt mit großer Wahrscheinlichkeit die Enttäuschung. Die aktuelle Rendite der Geldanlage müsste zartere Charaktere sogar zu Tränen rühren. Enttäuschende 0,20 % bietet die Tagesanleihe des Bundes. Ihr haben viele vor Jahresfrist, auf dem Höhepunkt der Finanzkrise, wegen der Sicherheit einen Großteil ihres Vermögens anvertraut.Im Oktober vergangenen Jahres war die neue Tagesanleihe besonders gefragt, sie rentierte damals noch mit knapp 3,5 %. Auf die Dauer sollten Anleger es nicht bei den 0,20 % belassen. Denn das bedeutet unter dem Strich nach Steuern und Inflation ein Minus. Doch wohin mit dem Geld?”Die Tagesanleihe des Bundes ist zurzeit so niedrig verzinst, dass nahezu jede ähnlich sichere Anlage wie Tages- und Festgeld mehr Zinsen bringt”, sagt Edda Castelló von der Verbraucherzentrale Hamburg. Rentenfonds, die in sichere Papiere wie Staatsanleihen investieren, würden auch nicht mehr als gut verzinste Spareinlagen erwirtschaften. Doch die Fonds seien wegen der Kosten oft sogar noch schlechter.Stimmt das? Der Blick in die Zinstabellen ist ernüchternd: Tagesgeld ohne Mindestanlage bringt maximal 2,75 % (1822direkt) und im Mittelwert 1,33 % (siehe Tabelle), Sparbuchzins maximal 2,00 % (Postbank) und im Mittelwert 0,69 %, zweijährige Finanzierungsschätze des Bundes 1,10 % sowie fünfjährige Bundesobligationen 2,45 %. Fünfjährige Bankanlagen wie Sparbriefe bieten maximal 3,75 % (VW Bank direct) und im Mittelwert 2,90 %. Dagegen erreicht eine bis Juli 2019 laufende Bundesanleihe lediglich 3,28 % Rendite. Kurzfristige Sparanlagen”Aufgrund des derzeit niedrigen Zinsniveaus für risikoarme Papiere wie z. B. Bundesanleihen ist es aus unserer Sicht nicht ratsam, in Anleihen mit langen Laufzeiten zu investieren”, warnt Uta Schaller von der Postbank. Da sich auch die Renditen für kurze Restlaufzeiten auf niedrigem Niveau bewegen, sollte man nach attraktiven Anlagemöglichkeiten im Bereich der kurzfristigen Sparanlagen Ausschau halten. Hierbei handelt es sich in der Regel um Sparformen mit einer dreimonatigen Kündigungsfrist, die im Vergleich zur Tagesanleihe des Bundes auch eine deutlich höhere Verzinsung bieten. Zudem unterliegen die eingezahlten Gelder dem Einlagensicherungsfonds und haben damit eine zusätzliche Sicherheit.Anders argumentiert hingegen Jürgen Fischer von der DekaBank: “Für sicherheitsorientierte Anleger empfehlen sich gegenwärtig Rentenfonds mit einem gemischten Euroland-Portfolio.” Solche Fonds halten in der Regel Anleihen aus der gesamten EU-Zone, Jumbopfandbriefe und Unternehmensanleihen. Auf diese Weise könne man in einem ausgewogenen Verhältnis auch höher verzinsliche Papiere beimischen, ohne die Schwankungen des Anteilspreises übermäßig zu erhöhen. Doch in den letzten drei Jahren brachte es der Durchschnitt der Rentenfonds im Euroraum auch lediglich auf 2,61 %. Aber auch mit einem soliden und konservativen Rentenfonds kann man, wie Dieter Wolf von der Meag warnt, “auf die kurze Zeit Geld verlieren”. Mindesthaltedauer beachtenDeshalb betrage bei einem Rentenfonds mit Anlageschwerpunkt auf kurzen Laufzeiten die Mindesthaltedauer etwa ein bis zwei Jahre. Bei der Auswahl sollten zudem die Anlagegrundsätze des Rentenfonds sehr intensiv studiert werden, rät Chris-Oliver Schickentanz von der Commerzbank. In welche Rentensegmente wird investiert? Welche Laufzeitenstruktur wird gewählt? Dürfen Fremdwährungsanleihen beigemischt werden? Das seien Fragen, die die Anleger stellen sollten, erläutert Schickentanz. Schwankungen möglichGrundsätzlich sollte einem Anleger also bewusst sein, dass auch Rentenfonds Kursschwankungen unterliegen. Im Gegensatz zu Aktienfonds, wo die Wertentwicklung im Wesentlichen vom Kursverlauf der Aktien beeinflusst wird, sind die Wertschwankungen bei Rentenfonds meist auf die Veränderungen des Zinsniveaus und die Bonität der Emittenten zurückzuführen.”Außerdem wurden Rentenfonds in der Finanzmarktkrise gebeutelt, weil einige Manager spekulative Papiere kauften, obwohl der Fonds als sicher beschrieben war”, warnt Castelló von der Verbraucherzentrale Hamburg. Rentenfonds sind nach Meinung der Expertin dann interessanter, wenn man risikoträchtiger anlegen möchte – beispielsweise in Unternehmensanleihen – und gleichzeitig eine Anlagenstreuung wünscht. Dann würden aber auch kostengünstige Indexfonds in Betracht kommen. Hohes SicherheitsbedürfnisNach Meinung von Schaller von der Postbank würden sich für Anleger mit einem höheren Sicherheitsbedürfnis Rentenfonds eignen, die ihren Fokus auf Staatsanleihen mit hoher Bonität oder Pfandbriefe legen. Hier ist die Rendite in der Regel zwar etwas geringer als bei Anleihen im Unternehmensbereich, aber auch die Wahrscheinlichkeit eines Ausfalls sei deutlich niedriger. Mit solchen eher “klassischen” Rentenfonds ließen sich in der Vergangenheit auch attraktive Renditen erwirtschaften.Das Niedrigzinsumfeld sollte uns noch eine Weile erhalten bleiben, prognostiziert Wolf von der Meag: “Wir müssen damit rechnen, dass wir bei den konjunkturellen Signalen noch Enttäuschungen sehen werden und sich deswegen die Risikoaufschläge bei Unternehmensanleihen eher wieder ausweiten könnten.” Vor diesem Hintergrund seien Bundesanleihen weiter ein sicherer Hafen. Solide und konservative Rentenfonds dürften, wie der Experte erwartet, “nicht mehr als etwa ihre Rendite von gegenwärtig 3,00 % pro Jahr verdienen”. Im kommenden Jahr sind für Schickentanz von der Commerzbank “2,00 % bis 3,00 % Performance für einen konservativen Rentenfonds eine realistische Zielgröße”. Wenn Zinsen steigenHier gilt wie immer für die Verbraucherschützerin Castelló: Mehr Rendite ohne mehr Risiko geht nicht. Man sollte nach dem Ratschlag der Expertin derzeit jedoch darauf achten, dass das Fondsmanagement nicht in langlaufende Papiere investiert. Denn dann mache der Rentenfonds Kursverluste, wenn die Zinsen am Markt wieder steigen sollten. Zurzeit sollte man eher in Kurzläufer investieren, rät sie den Anlegern.