PORTFOLIO

Linker sind etwas für langfristige Privatanleger

Feinheiten des Instrumentes berücksichtigen - In turbulenten Marktphasen können die Produkte eine erhöhte Volatilität aufweisen

Linker sind etwas für langfristige Privatanleger

Inflationsgeschützte Anleihen sind etwas für langfristig agierende Privatinvestoren. Bevor Anleger ein derartiges Produkt ins Portfolio aufnehmen, sollten sie sich allerdings sehr genau mit den Feinheiten des Instrumentes auseinandersetzen.Von Kai Johannsen, FrankfurtImmer wenn an den Märkten das Thema Inflation stärker thematisiert wird, rücken entsprechende Absicherungsprodukte in den Fokus. Dazu zählen Sachwerte wie Immobilien oder Edelmetalle wie Gold. Bei den Kapitalmarktpapieren sind es dann inflationsgeschützte Anleihen (sogenannte Linker). So manche Schuldenagentur in der Eurozone reagiert dann auf die erhöhte Nachfrage und emittiert Linker. Generell verfolgen die Finanzagenturen zumeist das Ziel, den Markt mit einem mehr oder weniger konstanten Linker-Angebot zu versorgen. Aber mitunter gibt es laut Experten ein leicht opportunistisches Verhalten: “Wird die Inflationsdebatte hitziger geführt, reagiert die eine oder andere Finanzagentur mit verstärkten Emissionsvolumina, die bei abkühlenden Inflationsdebatten wieder heruntergefahren werden”, sagt Michael Leister, Zinsexperte bei der Commerzbank in London. Bei Deflationsdebatten wird zumeist weniger emittiert.Mit Blick auf die Deutsche Finanzagentur ist immer mal wieder von einem 30-jährigen Linker die Rede, denn Ziel der deutschen Schuldenmanager ist eine Vervollständigung der Linker-Kurve. Da in der jüngeren Vergangenheit die Deflationsthematik stärker diskutiert wurde, ist der langlaufende Linker derzeit nicht im Gespräch. In der Eurozone ist das Emissionsverhalten im Vorjahresvergleich in etwa gleich geblieben. Italien und Frankreich haben in den vergangenen Monaten neue Benchmarks an den Markt gebracht.Inflationsanleihen sind aber nicht für jeden Anlegertyp geeignet. Zu beachten ist der Liquiditätsaspekt. Nominale Papiere gibt es in einem wesentlich größeren Umfang – zum Beispiel bei Bundesanleihen. Bei einem Gesamtumfang ausstehender handelbarer Bundeswertpapiere von 1,134 Bill. Euro gibt es nur vier Linker. Ihr Volumen liegt bei 51 Mrd. Euro. Das verdeutlicht den Liquiditätsaspekt, wobei deutsche Linker-Emissionen laut Experten im internationalen Vergleich eine gute Liquiditätssituation aufweisen. In volatilen Marktphasen können die Linker eine über der Marktvolatilität liegende Volatilität aufweisen. Das ist auf die geringere Liquidität der Papiere zurückzuführen.Nicht geeignet sind diese Papiere für Investoren, die sehr sensitiv auf Marktbewegungen reagieren, zum Beispiel weil sie einen kurzen Anlagehorizont haben. “Die Investoren erhalten zwar am Markt eine Prämie für die geringere Liquidität, können aber in bestimmten Marktphasen unter Umständen auch in der Position gefangen sein, wie es am Markt heißt. Das bedeutet: Sie kommen in turbulenteren Marktphasen nur schwer oder nur mit Preiszugeständnissen aus der Position wieder heraus”, sagt Kevin Rettberg, ebenfalls Zinsstratege bei der Commerzbank. Geeignet sind die Linker für langfristig agierende Privatinvestoren. Zugeschrieben wird den Linkern ein Diversifikationseffekt für das Portfolio, wobei der Liquiditätsaspekt zu berücksichtigen ist, der den Diversifikationsaspekt abschwächen kann.Nominale Anleihen und Linker stehen im Hinblick auf den Renditeaspekt in einem bestimmten Verhältnis zueinander. Die sogenannte (Irving) Fisher-Gleichung lautet: Nominalrendite = Realrendite plus Inflationserwartungen (plus Risikoprämie). Die Summe aus Inflationserwartungen und Risikoprämie wird auch als Break-even-Inflation bezeichnet. Wie wird die Break-even-Inflation interpretiert? Bei einer im Nachhinein tatsächlich eingetretenen Inflationsrate in Höhe der im Emissionszeitpunkt erwarteten Inflationsrate bringen die nominale Anleihe und der Linker exakt den gleichen Ertrag (aus Zins und Inflationsausgleich). Anders ausgedrückt: Die Break-even-Inflation zeigt an, wie hoch die Inflationsrate während der Laufzeit eines Linkers ausfallen muss, damit der gleiche Ex-post-Ertrag erzielt wird wie bei einer Nominalanleihe. Bei dieser Inflationsrate ist der Anleger indifferent gegenüber dem Kauf einer nominalen oder einer inflationsgeschützten Anleihe, da beide den gleichen Ertrag abwerfen.Die Break-even-Inflation lässt sich auf verschiedene Weise als ein Interpretationsinstrument heranziehen. Zum einen lässt sich an der Break-even-Inflation ablesen, welche Inflationsrate der Markt gegenwärtig einpreist. Steigen die Break-even-Inflationsraten, erwartet der Markt eine anziehende Inflation. Fallen die Break-even-Inflationsraten, erwartet der Markt fallende Inflationsraten. “Zum anderen können Anleger die Break-even-Inflation aber auch als Vergleichsmaßstab für die eigenen Inflationsabschätzungen nehmen. Erwartet der Anleger eine höhere Inflation als der Durchschnitt des Linker-Marktes, kann sich der Kauf eines Linkers im Vergleich zur nominalen Anleihe als lohnend erweisen, nämlich dann, wenn diese Inflation ex post auch eintritt”, sagt Leister. Drittens lässt sich die Break-even-Inflation auch einfach nur als Spread zwischen nominalen und realen Anleihen betrachten. “Wird erwartet, dass der Markt eine höhere Inflationsrate einpreisen wird, lohnt sich der Kauf eines Linkers und der Verkauf der nominalen Anleihe”, ergänzt Rettberg. Derartige Strategien sind aber meist institutionellen Anlegern bzw. professionellen Marktteilnehmern vorbehalten.Es ist auch zu berücksichtigen, dass die Break-even-Inflation nicht immer zwangsläufig die Inflationserwartung des Marktes darstellt. Denn bei Linkern können Verzerrungen auftreten. Eine Verzerrung ist auf die eingepreiste Liquiditätsprämie zurückzuführen. Sie hat nichts mit der Inflationserwartung am Markt zu tun. Hinzu kann noch eine Verzerrung durch die Risikoprämie für das Kreditrisiko kommen. Das kann laut Experten etwa bei Linkern der Fall sein, die von finanziell schwächeren Staaten (Beispiel Italien) emittiert wurden. Es kann zu einem Staaten-Default kommen, wodurch unter Umständen auch die emittierten Linker nicht mehr bedient bzw. zurückgezahlt werden. “Schließlich müssen Anleger noch einkalkulieren, dass es eine Inflationsunsicherheitsprämie gibt”, sagt Rettberg.Gegen deflationäre Tendenzen sind Anleger bei deutschen Linkern aber geschützt. Das bedeutet: Für das Nominal eines Linkers des Bundes gibt es einen Deflationsschutz, so dass der Inflationsausgleich auf das Nominal nicht unter null fallen kann. Der Kupon ist hingegen nicht mit einem Deflationsschutz ausgestattet. “Bei dem 2018 auslaufenden deutschen Linker müsste allerdings eine Deflation von 1,3 % p. a. auftreten, damit der Kupon nicht in voller Höhe ausgezahlt wird”, so Leister.