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Long-Short-Strategien sind keine Zauberformel

130/30-Fonds enttäuschten in Abwärtsphasen - Handelsrestriktionen behindern in turbulenten Phasen die Strategie

Long-Short-Strategien sind keine Zauberformel

Trotz aller Kritik an den Hedgefonds haben die klassischen aktiv gemanagten Publikumsfonds eine erfolgreiche Hedgefonds-Handelsstrategie übernommen. Seit Mitte des zurückliegenden Jahrzehnts haben viele Häuser Produkte mit Long-Short-Strategien aufgelegt. Sogenannte 130/30-Fonds versprachen zunächst einmal ein erhöhtes Renditepotenzial bei sinkenden Risiken. Eine enttäuschende Performance während der Krisenjahre und eine schwer zu erklärende Strategie sorgten für nur geringe Zuflüsse. Es gibt nur wenige Fonds, die in den vergangenen Jahren überzeugen konnten.Von Armin Schmitz, FrankfurtHedgefonds haben dank der marktunabhängigen Renditen viele Anleger beeindrucken können. Die Ucits-III-Richtlinien erlauben inzwischen auch Investmentfonds hierzulande, Futures, Forwards, Swaps und Optionen zur Umsetzung von Strategien zu nutzen. Ab Mitte des vergangenen Jahrzehnts kamen dann auch in Deutschland die sogenannten 130/30-Fonds auf. Die auf Grundlage von akademischen Studien ermittelte Zauberformel sollte Überrenditen gegenüber dem Referenzmarkt ermöglichen.Basis dieser Strategie ist ein aktiv gemanagtes Aktien-long-only-Portfolio, in das der Manager 100 % der zufließenden Mittel investiert. Insgesamt sind die Fonds neutral positioniert. Die durch die Derivatestrategie generierten Zusatzerträge sollen die Outperformance gegenüber dem Referenzmarkt ermöglichen. Über Derivate wie Swaps, Single Stock Futures oder Forwards können die Fondsmanager bis zu einem definierten Limit Aktien leer verkaufen, von denen sie eine negative Ertragsentwicklung erwarten. Mit dem Verkaufserlös kann der Fondsmanager dann ebenfalls über Derivate Werte mit überdurchschnittlichen Ertragserwartungen kaufen. Bei der 130/30-Methode kann der Manager bei 30 % des Fondsvolumens short und auf der anderen Seite long gehen. Viele Produkte verschwundenEine enttäuschende Performance vor allem während des Katastrophenjahres 2008 und eine schwer zu erklärende Strategie sorgten für nur geringe Zuflüsse. Viele der Produkte verschwanden wegen zu geringer Volumina wieder vom Markt. Es gibt allerdings in dieser Kategorie immer noch rund 20 Produkte, die mehr oder weniger genau das 130/30-Verhältnis einhalten.Zu den besten Long-Short-Fonds gehört der Global Extended Alpha RN Euro von Threadneedle (GB00B3B0FD70). Der von Stephen Moore betreute Fonds sucht die aussichtsreichen Werte sowohl auf der Long- wie auch auf der Short-Seite auf Basis von Fundamentalkriterien aus. Insgesamt kann das Portfolio bis zu 200 Positionen umfassen. Moore erreichte in den vergangenen drei Jahren eine Rendite von rund 20,2 % jährlich. Er konnte dabei den Gesamtmarkt gemessen am S & P 500 deutlich hinter sich lassen. Die Standardabweichung lag bei 12,9 %, die Dreijahres-Sharpe-Ratio betrug 1,48 %. Allerdings konnte Moore im Krisenjahr 2008 Verluste mit der Short-Strategie nicht vermeiden. Mit einem Minus von 32,6 % verzeichnete der Fonds gegenüber dem S & P 500 eine Outperformance von rund 8 %.Eine überdurchschnittliche Rendite von durchschnittlich 12,8 % p. a. erzielte auch der Fast Europe A Acc Euro von Fidelity (LU0202403266). Fondsmanager Anas Chakra sucht die geeigneten Aktien für die Long-Short-Strategie durch einen Bottom-up-Ansatz auf Basis des fundamentalen Research von Fidelity aus. Bei der Fidelity Active Strategy (Fast) werden zusätzlich Instrumente wie Short-Positionen bei Aktien, Optionsstrategien oder die Ausweitung des Nettoanlagevolumens genutzt, um zusätzliches Alpha zu generieren und das Risiko zu kontrollieren. Im Unterschied zu den reinen 130/30-Fonds muss sich Chakra nicht streng an das Verhältnis für die Long- bzw. Short-Positionen halten. Wie auch das Konkurrenzprodukt lag der Fonds aber 2008 ebenfalls mit einem Minus von 33,7 % deutlich in der Verlustzone.Auch wenn einige Produkte ihre Referenzindizes übertreffen konnten, dürften die Anleger in dieser Marktphase wegen der angefallenen Verluste mit der Leistung der Fonds wenig zufrieden sein. Grund für die schwache Entwicklung waren unter anderem die Verteuerung der Derivate für die Absicherung oder das Short-Exposure sowie die regulatorischen Vorgaben, die die Möglichkeit des Fondsmanagers stark einschränkten, Sektoren oder Aktien zu shorten. Davon waren beispielsweise die Finanzwerte in einigen Ländern betroffen. Exposure erhöhtInsgesamt darf nicht übersehen werden, dass das Risiko bei einer 130/30-Strategie durch die Short-Position nicht immer reduziert wird. Da sowohl Long- als auch Short-Strategien in derselben Asset-Klasse genutzt werden, wird das Exposure im Aktienmarkt entsprechend erhöht. Die Gefahr einer hohen positiven Korrelation gegenüber dem Aktienmarkt bleibt also bestehen. Darüber hinaus ist der Erfolg wie bei den anderen Strategien von der Qualität des Fondsmanagers und seiner Einschätzung des Marktes abhängig.