Immobilien

Mallorca-Idyll erleidet tiefe Risse

Krise des spanischen Immobilienmarktes schwappt über auf Balearen-Insel

Mallorca-Idyll erleidet tiefe Risse

Von Stefan Kroneck,zzt. Palma de Mallorca Der Zusammenbruch des Immobilienmarktes auf dem spanischen Festland hat nun auch Mallorca mit voller Wucht getroffen. Nach den Boomjahren droht dem Markt auf der größten Baleareninsel eine längere Flaute. Die Krise trifft vor allem Ferien- und Mietswohnungen sowie Landhäuser im niedrigen bis mittleren Preissegment (bis zu 500 000 Euro). Verkäufer mit Objekten in ungünstigeren Lagen gewähren mittlerweile Preisnachlässe von bis zu 30 %. Betroffen davon sind insbesondere der Süden um die Ortschaft Llucmajor und Teile der Inselmitte, wo die Infrastruktur weniger ausgebaut ist als anderswo. Der Markteinbruch macht vor allem Festlandspanier zu schaffen, die auf Mallorca mit Bankkrediten einen Zweitwohnsitz erwarben, nun aber mit der Konjunkturabkühlung und dem Verlust ihrer Arbeitsplätze immer größere Schwierigkeiten bekommen, die Hypothekenschulden zu tilgen. Sie sind nun gezwungen, sich von ihrem Eigenheimidyll auf der ohnehin teuren Insel zu trennen. Größte Baufirma geht pleite Da zugleich aber die Nachfrage aufgrund des rasanten Wirtschaftsabschwungs in Spanien stark zurückgeht, geben die Preise seit Frühjahr im unteren bis mittleren Marktsegment deutlich nach. Die Pleite der Drac-Gruppe, des größten Bauunternehmens von Mallorca, im Juni verschärfte den Abwärtstrend. Die Firma des Unternehmers Vicenç Grande, der zugleich Präsident des Fußball-Erstligisten Real Mallorca ist, brach unter einer Schuldenlast von 700 Mill. Euro zusammen, davon entfielen 400 Mill. Euro auf Bankdarlehen. Es war die größte Firmeninsolvenz in der Geschichte der Balearen. Der Bauunternehmer hoffte, dass sich die Preise weiter nach oben bewegen und weitete deshalb seine Tätigkeit bis zuletzt aus. Seine Kalkulation ging aber nicht auf. Die Zinsen stiegen, die Häuserpreise gaben nach. Grandes Imperium stürzte in eine Schieflage. Jetzt sorgt die Insolvenzmasse für ein Überangebot im Markt, was dazu führt, dass die Immobilienpreise noch tiefer in den Keller gehen. Drac-Häuser werden jetzt verhökert.Die Großpleite sorgt für zusätzliche Verunsicherung auf der Insel. Die Partystimmung der vergangenen Jahre in der Branche ist längst vorüber. Zur Erinnerung: Zwischen 1999 und 2007 hatte sich der Wert mancher Häuser in guter Lage mit Meeresblick mehr als verdoppelt, teilweise sogar verdreifacht. Für den Boom sorgte eine steigende Nachfrage vor allem von wohlhabenden Deutschen. Eine Zweitresidenz auf Mallorca gilt als chick und dient manchem als Beweis dafür, dass man es zu etwas gebracht hat. Viele prominente deutsche Unternehmerdynastien wie die Familie Mohn (Bertelsmann) halten auf Mallorca Hof. Die Branche erlag dem Irrtum, dass der Boom sich ungebremst fortsetzt. Da Bauland knapp ist, ging man dazu über, auch im niedrigen Segment mit weniger attraktiven Lagen wie wild zu expandieren. Die Konjunkturaufschwung sorgte für eine steigende Nachfrage, die Preise zogen deutlich an. Mit dem rasanten Wirtschaftsabschwung ist jetzt aber auch auf Mallorca die Immobilienblase geplatzt. Nun geht die Furcht um, dass die Krise auf den hochpreisigen Sektor (Objekte über 1 Mill. Euro) übergreifen könnte. Luxussegment im FokusDie Meinungen über die Zukunft gehen aber hier weit auseinander. Manche meinen, dass auch im Premium-Segment die publizierten Preisvorstellungen der Makler im freien Fall sind. Grundstückshäuser im feinen Südwesten (Port d’Andratx) sowie Nordwesten (Valldemossa, Dejà und Sóller), die noch vor Monaten mit einem Verkaufspreis von über 5 Mill. Euro beworben wurden, werden dem Vernehmen nach nun für weniger als 3 Mill. Euro angeboten, berichtet mancher. Kritiker behaupten, dass die Makler an dieser Entwicklung selbst schuld seien. So seien in den Boomjahren die Objekte zu völlig überhöhten Preisen verkauft worden. Jetzt überlegten sich sogar gutbetuchte Mitteleuropäer, ob sie für eine Villa in bester Lage zwischen 5 und 10 Mill. Euro bezahlen wollen, heißt es. Die weltweite Bankenkrise könnte zusätzlich die Stimmung drücken. “Die Nachfrage der Deutschen entwickelt sich parallel zum Dax”, sagte einst der Immobilienmakler Matthias Kühn. Mit Blick auf die aktuelle Entwicklung an den Börsen liefert diese Aussage den Pessimisten ein weiteres Argument. Die Mehrheit der Vermittler kann diese Meinung nicht teilen. Laut Engel & Völkers bleibt Luxussegment stabil. In begehrten Lagen im Südwesten gebe es keine Rabattschlachten, meint das Maklerbüro First Mallorca. Die Spezialisten merken an, dass zahlungskräftige Unternehmer weniger preissensibel reagierten wie Akteure im unteren Preissegment. Trotz Krise bleibt festzuhalten: Für Schnäppchenjäger ist Mallorca ungeeignet. Der Wohlstand vieler Mallorquiner resultiert vielerorts aus dem geerbten Immobilieneigentum, das rasante Wertsteigerungen verzeichnete hat. Dieser Wohlstand ist trotz Krise nicht in Gefahr. Wegen der attraktiven Lage der Insel deutet vieles darauf hin, dass das hochpreisige Marktsegment derzeit nur eine Wachstumsdelle durchlebt.