ANLAGEPRODUKTE

Mehrertrag durch Bonitätsanleihen

Credit Linked Notes sind eine Alternative bei Niedrigzinsen - Neue Indexprodukte senken Verlustgefahr

Mehrertrag durch Bonitätsanleihen

Die Furcht vor der Staatsschuldenkrise und einer Rezession hat die Renditen von erstklassigen Anleihen kräftig gedrückt. In den Fokus des Interesses sind Bonitätsanleihen bzw. Credit Linked Notes gerückt. Sie bieten eine überdurchschnittliche Verzinsung, die abhängig ist von der Zahlungsfähigkeit der Referenzschuldner. Der Anleger muss bei diesen Produkten Rendite und Risiko abwägen.Von Armin Schmitz, Frankfurt Anleger suchen einen Ausweg aus dem Zinstal. Zweijährige Bundesanleihen werfen gerade noch einen Ertrag von 0,15 % ab. Auch Anleihen von Unternehmen erstklassiger Bonität leiden unter dem Renditeabbau. Nach den Turbulenzen in der Vergangenheit meiden Privatanleger trotz der starken Kursavancen den Aktienmarkt. Auf der Suche nach Alternativen haben Anleger auch Credit Linked Notes (CLN), sogenannte Bonitätsanleihen, entdeckt.Diese synthetischen Unternehmensanleihen werden am Derivatemarkt von Emittenten wie der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), der DZ Bank und der Commerzbank unter den Namen Cobold, Colibri, Synthia oder Solveo angeboten. Sie bieten dem Anleger die Chance auf eine überdurchschnittliche Verzinsung, abhängig von der Zahlungsfähigkeit und damit der Kreditwürdigkeit des Referenzschuldners.So bietet beispielsweise die LBBW die ArcelorMittal Solveo Stufenzinsanleihe (DE000LB0Q811) mit einer Rendite von 4,3 % p. a. im ersten Laufzeitjahr an. Die Verzinsung steigert sich dann bis zum Laufzeitende im April 2018 auf eine Rendite von 5,3 %. Tritt während der fünfjährigen Laufzeit kein Kreditereignis ein, zahlt der Emittent dem Anleger am jeweiligen Zinszahlungstag die vorher festgelegten Kupons aus. Am Ende der Laufzeit erhält der Anleger den Nennbetrag von 1 000 Euro zurück.Das Risiko dieser Credit Linked Notes wie der Solveo-Stufenzinsanleihe besteht in dem Eintritt eines Kreditereignisses von Unternehmen wie ArcelorMittal. Ein Kreditereignis, also eine Insolvenz, Nichtzahlung oder Restrukturierung, wird nicht vom Emittenten bestimmt, sondern vom Branchenverband International Swaps and Derivatives Association (ISDA). Stellt die ISDA tatsächlich ein Kreditereignis fest, entfallen alle weiteren Zinszahlungen.Bei einer Reihe von Konstruktionen drohen dann deutliche Verluste, denn die Auszahlung erfolgt vorzeitig durch einen Barausgleich, der sich aus dem dann ermittelten Marktwert der Anleihe ergibt. Dass die Credit Linked Notes keine risikofreien Anlagen sind, zeigen die Produkte, die Bonitätsanleihen mit General Motors als Referenzschuldner im Depot hatten, als der US-Autobauer 2009 ins Straucheln kam – oder auch das klassische Beispiel des US-Investmenthauses Lehman Brothers.Es gibt auch synthetische Unternehmensanleihen, die sich auf einen Basket mit mehreren Referenzschuldnern beziehen, wie das beispielsweise bei Cobold-Anleihen oder Synthia-Produkten der Fall ist. Tritt kein Kreditereignis ein, zahlt der Emittent dem Anleger die regelmäßigen Kupons aus und am Ende den Nennbetrag zurück.Basieren diese Produkte auf einem sogenannten First-to-Default-Basket, entscheidet das schwächste Glied in der Kette über Kuponzahlungen und Rückzahlungen des Nominalwertes. Fällt nur einer der Referenzschuldner des Basket aus, entfallen alle Zinszahlungen. Die Höhe der Rückzahlung bei Fälligkeit orientiert sich dann an der sogenannten Recovery Rate des betroffenen Unternehmens und nicht mehr an den übrigen Referenzschuldnern. Das Risiko eines Ausfalls bei diesen strukturierten Basket-Produkten ist ungleich höher als bei solchen mit nur einem Referenzschuldner. Entsprechend ist auch der Zinsaufschlag in der Regel wesentlich größer. Großer Schuldner-BasketEine Alternative bieten Produkte wie die Hochzinsanleihe 26 bis 50 der Société Générale (DE000SG3H267). Der Emittent zahlt einen jährlichen Kupon von 5 % in Abhängigkeit von den Kreditereignissen innerhalb eines Korbes von 50 Referenzschuldnern. Dazu gehören Unternehmen wie Alcatel Lucent, Havas oder auch die Deutsche Lufthansa. Die im Korb enthaltenen Schuldner sind im iTraxx Europe Crossover Index Series 17 gelistet und mit Anteilen von je 2 % gleich gewichtet. Kommt es zu einem Kreditereignis, verteilt sich das Risiko über viele Schuldner. Die ersten 25 Referenzschuldner, die von einem Kreditereignis betroffen sind, fungieren als Puffer. Mehrere Kreditereignisse beeinträchtigen weder den Kupon noch die Rückzahlung. Ab dem 26. Referenzschuldner, der von einem Kreditereignis betroffen ist, verringert sich die Kuponhöhe um 0,20 Prozentpunkte. Auch der Rückzahlungsbetrag reduziert sich dann am Ende um 4 % für jeden ausfallenden Referenzschuldner. EmittentenausfallrisikoEine weitere Variante ist die Hochzinsanleihe 2 der Société Générale (DE000SG3N7H5), die sich noch in der Zeichnung befindet. Im Unterschied zu dem Erstprodukt wirft die Credit Linked Note nur einen jährlichen Kupon von 4 % ab. Die im Korb enthaltenen Schuldner sind im iTraxx Europe Crossover Index Series 18 gelistet. Ansonsten ist die Funktionsweise dem Erstprodukt angeglichen. Dem hohen Kupon steht ein wesentlich kleineres Risiko gegenüber, durch den Ausfall von 26 oder mehr Schuldnern das eingesetzte Kapital zu verlieren. Was allerdings bleibt, ist das Ausfallrisiko des Zertifikateemittenten.Für Anleger, die gerne in klassische Unternehmensanleihen investieren und davon überzeugt sind, dass weder Emittent noch Referenzschuldner in Zahlungsschwierigkeiten geraten, sind Credit Linked Notes eine interessante Alternative. Die Investoren sind allerdings gut beraten, zwischen Rendite und Risiko deutlich abzuwägen. Denn es besteht ein Ausfallrisiko nicht nur bei den Referenzunternehmen, sondern auch bei den Emittenten.