INVESTMENTFONDS - GASTBEITRAG

Mit Anleihen zu Absolute Returns - ein pragmatischer Ansatz

Börsen-Zeitung, 16.10.2013 Die Bevorzugung eines bestimmten Anlagestils wird von den Märkten nicht mehr honoriert. Deshalb haben die Anleger wenig Geduld mit Fondsmanagern, die dogmatisch an ihrer langfristigen Einschätzung festhalten und hoffen,...

Mit Anleihen zu Absolute Returns - ein pragmatischer Ansatz

Die Bevorzugung eines bestimmten Anlagestils wird von den Märkten nicht mehr honoriert. Deshalb haben die Anleger wenig Geduld mit Fondsmanagern, die dogmatisch an ihrer langfristigen Einschätzung festhalten und hoffen, dass der Markt sich ihrer Sicht der Dinge schon noch anschließen werde. Stile und Prozesse müssen vielmehr flexibel sein, und Portfolios sollten rechtzeitig an die jeweils herrschenden Marktbedingungen angepasst werden. Kurzum, Fonds sollten pragmatisch anlegen und in erster Linie das Ergebnis fest im Blick haben, das sie ihrem Mandat entsprechend erzielen müssen. Wechselvolle VergangenheitGut gemanagte Absolute-Return-Fonds haben den Vorteil, dass sie weniger Beschränkungen unterliegen als Long-Only-Strategien. Sie müssen sich nicht darum kümmern, was eine Vergleichsgruppe tut oder wie eine Benchmark zusammengesetzt ist. Überdies haben sie zusätzliche Instrumente in ihrem Arsenal, beispielsweise können sie Short-Positionen aufbauen. Insofern müssten sie eigentlich höhere risikobereinigte Erträge erwirtschaften können.Tatsächlich blickt der Absolute-Return-Sektor jedoch auf eine wechselvolle Vergangenheit zurück. Zwar lieferten Absolute-Return-Fonds von 2003 bis 2006, als die Märkte stiegen, gute Ergebnisse, doch während der Baisse zwischen 2006 und 2008 erlitten sie Verluste. Daran zeigte sich, dass viele derartige Fonds in hohem Maße Beta-abhängig waren und es nicht verstanden, Risiken wirksam zu managen. Viele Anleger fragten zu Recht, inwieweit herkömmliche Long-Only-Fonds überhaupt dafür geeignet sind, Absolute-Return-Strategien zu managen.Worauf sollten Anleger bei einem Absolute-Return-Produkt also besonders achten? Aus unserer Sicht kommt es darauf an, dass bei einem solchen Produkt Alpha und Beta getrennt, Risiken sorgfältig gemanagt und Investments so getätigt werden, dass die Liquiditätsbedürfnisse des Anlegers jederzeit erfüllt werden können. Abbildung 1 zeigt, wie das Renditeprofil eines gut gemanagten Absolut-Return-Fonds aussehen sollte. In manchen Wochen wird das Ergebnis zwar negativ sein, doch die Verluste sollten sich in Grenzen halten.Dagegen gibt es bei einem Long-Only-Fonds typischerweise mehr Ausreißer in beide Richtungen, nach oben und unten. Der Tracking-Error (beziehungsweise das annualisierte Risiko) sollte sich bei einem Absolute-Return-Fonds in einer festgelegten Spanne bewegen. In Kombination mit der annualisierten Rendite führt dies zu einer günstigen Information Ratio, in der sich der Ertrag pro Einheit des eingegangenen Risikos sowie das Können des Fondsmanagers widerspiegeln. Risiken beachtenNach unserer Ansicht ist das besonders im Anleihebereich der Fall. Bei der Beurteilung verschiedener in Betracht kommender Fonds sollte ein Anleger nicht nur auf das erzielte Ergebnis schauen, sondern auf den Ertrag pro Einheit des eingegangenen Risikos. Künftige Allokationen dürften sich stärker auf solche Risikoanalysen stützen, wobei die Wahl dann vermutlich auf die Fonds mit der attraktivsten potenziellen Rendite innerhalb vorgegebener Volatilitätsspannen fallen wird.Risikobewusste Anleger wissen, dass ein Mandat beziehungsweise ein Fonds eine umso höhere Rendite pro Einheit des eingegangenen Risikos abwirft, je geringer die auferlegten Beschränkungen sind – das lehrt die Vergangenheit. Ein geschärftes Risikobewusstsein hat auch dazu geführt, dass viele Anleger genauer hinsehen, wo positive Performance-Beiträge ihren Ursprung haben. Setzt ein Fondsmanager auf ein hohes Beta, beispielsweise mit Schwellenländer-Anleihen, oder generiert er echtes Alpha? Aus unserer Sicht ist es wichtig, beides zu trennen und eine sorgfältige Aufteilung vorzunehmen. Dadurch wird die Alpha-Komponente “übertragbar” und kann im Prinzip auf jede Benchmark angewandt werden. Die gegenwärtigen Verhältnisse an den Anleihemärkten lassen es ratsam erscheinen, Absolute-Return-Produkte gerade jetzt in Betracht zu ziehen. Trotz der jüngsten Volatilität haben Staatsanleihen seit der Jahrtausendwende stark zugelegt und deutlich besser abgeschnitten als Aktien. Auch Unternehmensanleihen sind gut gelaufen. Infolgedessen dümpeln die Renditen, besonders bei echten “AAA”-Assets, in der Nähe von Rekordtiefständen. Die nächste größere Marktbewegung kann demnach eigentlich nur eine Richtung kennen, und Anleihefonds, die eine Long-Only-Strategie verfolgen, werden zwangsläufig mit Kapitalverlusten rechnen müssen. Deshalb ist es äußerst wichtig, Anlegern Produkte anzubieten, die künftig auch unter schwierigen Marktbedingungen die gewünschten Ergebnisse liefern können.Für Long-Only-Produkte wird es weiterhin Bedarf geben. Vermutlich wird sich dieser jedoch auf flexible Produkte richten, die in einem volatilen Umfeld zu pragmatischem Handeln in der Lage sind. Wir rechnen mit einer weiterhin steigenden Nachfrage nach Absolute-Return-Produkten, die in jedem Marktumfeld positive Erträge generieren können.Momentan und auf absehbare Zeit sind die Marktbedingungen so, dass der Ertrag pro Einheit des eingegangenen Risikos zunehmend im Fokus der Anleger stehen sollte – unabhängig davon, ob die Wahl eines Anleiheinvestors auf ein Long-Only- oder ein Absolute-Return-Produkt fällt. Die besten Ergebnisse kann unserer Ansicht nach erwarten, wer kompetenten Fondsmanagern die Möglichkeit gibt, pragmatisch zu investieren und Potenziale zu maximieren, bei sorgfältig kontrolliertem Risiko.—-Chris Fellingham, Chief Investment Officer, Ignis Asset Management