Investmentfonds

Mit dem Alter wächst der Bedarf

Fonds mit Schwerpunkt Gesundheitswesen profitieren vom demografischen Wandel in den Industriestaaten - Moody's pessimistisch

Mit dem Alter wächst der Bedarf

Von Martin Hampel, FrankfurtDie Grundlage für Wachstum von Unternehmen aus dem Bereich des Gesundheitswesens scheint gut. Die Lebenserwartung von Menschen in Industrieländern steigt von Generation zu Generation. Dies liegt unter anderem an einer optimierten Ernährung, einer gesünderen Lebensweise und einer verbesserten medizinischen Versorgung. Ältere Menschen nehmen mehr Medikamente ein als jüngere, womit den Pharmaunternehmen eine glänzende Zukunft bevorstehen sollte. Mit dem zunehmenden Alter der Menschen steigt der Bedarf an orthopädischen Hilfsmitteln wie etwa Gehstöcken und Rollstühlen, an Hörgeräten und an Pflegeprodukten. Neuer WohlstandZugleich besteht in den Schwellenländern diesbezüglich ein großer Nachholbedarf, die Menschen wachsen derzeit in einen ihnen bislang unbekannten Wohlstand hinein, der mit einer verbesserten Gesundheitsversorgung, einer steigenden Lebenserwartung und entsprechend einem höheren Bedarf an medizinischen Gütern und an Medikamenten verbunden ist. Ein weiterer Vorteil: Die Titel aus diesem Bereich gelten als defensiv, weil sie nicht stark von der konjunkturellen Entwicklung abhängig sind; die medizinische Versorgung kranker Menschen unterliegt keinen Zyklen. Zudem weisen Experten darauf hin, dass der wissenschaftliche Fortschritt und die große Zahl der noch schwer oder nicht heilbaren Krankheiten den Pharmafirmen immer neue Märkte erschließen.Die grundsätzliche Situation spricht für die Unternehmen dieser Branche, sie ist aber nur eine Seite der Medaille. Denn die Produktpipelines vieler Branchengrößen leeren sich, zudem laufen viele Patente von wichtigen Umsatzbringern demnächst aus, heißt es in einer Studie der Ratingagentur Moody’s. Die Konsolidierung der Branche – die Megafusionen der jüngsten Zeit eingeschlossen – führt laut Moody’s meist zu einer erhöhten Verschuldung.Moody’s ist außerdem der Auffassung, dass ein länger anhaltender Konjunkturabschwung zu größerem Preisdruck und langsamerem Umsatzwachstum führen könnte, da die Staatsregierungen vor allem in den USA die Ausgaben im Gesundheitswesen zu senken versuchen. Bei Pharmaunternehmen, die über eine nennenswerte Präsenz am US-Markt verfügen, könnte eine Ausweitung der Gesundheitsversorgung positive Auswirkungen auf die Absatzvolumina haben. “Dies dürfte allerdings durch Preisdruck kompensiert werden, der sich in den kommenden Jahren vor allem bei teureren Biotech-Medikamenten vermutlich aufbauen wird, wenn die von der Regierung Obama vorgeschlagenen Maßnahmen umgesetzt werden”, so Michael Levesque, Senior Vice President bei Moody’s und Mitverfasser der Studie . Breite ProduktpaletteDas wiederum sind die eher schlechten Nachrichten für den Sektor. Dennoch betont Moody’s, dass der Sektor auch in nächster Zeit eine vergleichsweise solide finanzielle Performance aufweisen sollte: Die Unternehmen machen nach wie vor gute Gewinne, verfügen über relativ solide Bilanzen und erwirtschaften hohe Cash-flows. Wer sich für ein Investment in Unternehmen der Gesundheitsbranche entscheidet, der hat eine breite Auswahl an Branchenfonds. Die Fonds haben unterschiedliche Zielsetzungen und agieren auf unterschiedlichen Märkten. Der stärkste Fonds in der entsprechenden Kategorie der Ratingagentur Morningstar beispielsweise, der Atlantis China Health Care, konzentriert sich stark auf das Reich der Mitte (siehe nebenstehenden Text).Der Pictet Generics, der von Morningstar mit drei Sternen ausgezeichnet wurde, baut auf Unternehmen, die Generika herstellen. Der Bereich der Nachahmer-Produkte nimmt rund 60 % des Portfolios ein, andere kleinere Positionen sind Zulieferer und Dienstleistungen. Stärkster Posten im Depot sind Teva Pharma Industries mit Sitz in Israel mit 8 %. Das Unternehmen gilt als größter Generikahersteller der Welt. Ebenfalls stark vertreten sind die Basler Lonza Group (7,6 %) und die britische Hikma Pharmaceuticals (7,1 %). Auf Big Player setzenBreiter aufgestellt ist der Medical Opportunities, der von der Asset-Management-Tochter der Apotheker- und Ärztebank verwaltet wird und mit fünf Morningstar-Sternen dekoriert ist. Der Fonds baut auf die Big Player aus der Pharmabranche Novartis, Wyeth und Bayer, hat aber auch Unternehmen aus dem Bereich Gesundheitseinrichtungen sowie Hersteller medizinischer Geräte im Portfolio. Das Produkt hat seit Jahresbeginn 17,4 % zugelegt.Auf den asiatisch-pazifischen Raum spezialisiert hat sich der Lacuna Adamant Asia Pacific Health, der sich zwar regional festlegt, aber sonst quer durch den gesamten Health-Care-Sektor investiert – das heißt, ins Portfolio kommen potenziell Aktien von Unternehmen aus den Bereichen Pharma, Generika, Medtech, Biotech, Serviceleistungen und Diagnostika. Regionale Anlageschwerpunkte sind Japan (32,6 %) und Südkorea (16,8 %), aber auch in Australien und Neuseeland (12,1 %) kauft der Fonds ein. Unter den Sektoren machen Pharmawerte mit 40 % den größten Teil aus. Größter Einzelwert ist Apex Biotechnology (4,1 %). Das Unternehmen mit Sitz in Taiwan produziert und forscht im Bereich Biotechnologie und stellt Produkte zur Überwachung von Blutzucker-, Cholesterin- und Insulinspiegeln her. Seit Jahresbeginn hat der Fonds gut 20 % zugelegt.