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Mit dem Wohlstand wächst die Infrastruktur

Die Bereiche Energieversorgung, Bau und Transport könnten vom Boom der Schwellenländer besonders profitieren

Mit dem Wohlstand wächst die Infrastruktur

Mit dem steigenden Lebensstandard in den Schwellenländern steigt der Bedarf an Infrastrukturinvestitionen, etwa in den Bereichen Energieversorgung und Mobilität. Allerdings sehen viele staatliche Investitionsprogramme, die den Sektor in der Krise gestützt hatten, derzeit ihrem Ende entgegen.Von Martin Hampel, FrankfurtFest steht: Der Bedarf an einer besseren Infrastruktur in den Schwellenländern ist da. Dem wachsenden Wohlstand folgt eine steigende Nachfrage nach Telekommunikationsmöglichkeiten, die oft erst noch geschaffen werden müssen. Die stetig wachsende Mittelschicht in Ländern wie China und Indien geht mit einer erhöhten Nachfrage nach Konsumgütern einher, die möglichst effizient von einem Ort zum anderen geschafft werden müssen – was verbesserte Verkehrsinfrastruktur fordert. Die Nachfrage nach sauberem Wasser zieht Investitionen in die Kanalisation nach sich, die wachsende Mobilisierung und der steigende Autoabsatz in Ländern wie China und Brasilien (siehe nebenstehende Grafik) bedeutet, dass das Straßennetz verbessert werden muss. Dabei geht es nicht unbedingt nur darum, der gestiegenen Lebensqualität vor Ort Rechnung zu tragen. Vielmehr ist eine gute und funktionierende Infrastruktur in einem Schwellenland ein absoluter Wettbewerbsvorteil.Hinzu kommen länderspezifische Eigenheiten:; Brasilien baut im Zuge seiner Gastgeberrolle der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 und der Olympischen Spiele zwei Jahre später die Transportwege im Land deutlich aus, und die indische Regierung hat beschlossen, die Infrastrukturausgaben von 5 % auf 9 % des Bruttosozialproduktes zu erhöhen. Ähnliches ist auch in den Industrieländern zu beobachten: So hat US-Präsident Barack Obama den Traum eines Netzes von Hochgeschwindigkeitszügen, 2009 von der Regierung als langfristiges Projekt angekündigt, noch nicht aufgegeben Hohe WachstumsratenDie Experten des Asset Managers Robeco erwarten, dass die weltweiten Ausgaben für Infrastruktur sich in den nächsten zehn Jahren bis auf das Doppelte des globalen BIP-Wachstums erhöhen werden. Bei momentan erwarteten nominalen globalen Wachstumsraten von etwa 7 % für diesen Zeitraum bedeutet das eine durchschnittliche nominale Wachstumsrate bei Infrastrukturausgaben von etwa 10 bis 15 %.”Der Anfang des 21. Jahrhunderts wird die größte Steigerung bei den Infrastrukturausgaben bringen, die die Welt je gesehen hat”, erwartet Steef Bergakker, Manager des “Robeco Infrastructure Equities”. Gleichwohl gibt es auch einen weltweiten Gegenimpuls: In vielen Schwellenländern wie in Brasilien und China, aber auch in den USA nähern sich die umfangreichen Konjunktur- und Infrastrukturprogramme ihrem Ende, betont Julian Thompson, Head of Global Emerging Markets bei AXA Investment Managers. Das könnte sich dämpfend auf die Wachstumsentwicklung insgesamt auswirken. Darüber hinaus könnte das Reduzieren der Programme die Unternehmen des Infrastruktursektors erheblich in Mitleidenschaft ziehen.Ein Vergleich der großen Aktienindizes zeigt ebenfalls, dass viele Investoren den Möglichkeiten für Infrastrukturinvestments in der Vergangenheit eher skeptisch gegenüberstanden (siehe Chart). Einige große Investoren scheinen aber umzudenken: Laut einer Studie von Commerz Real werden vor allem institutionelle Anleger ihre diesbezüglichen Engagements stark ausbauen (s. BZ vom 29. März). Auf Basis einer Studie, die Commerz Real gemeinsam mit der Steinbeis-Hochschule durchgeführt hat, erwartet die Gesellschaft, dass sich der Anteil von Infrastrukturinvestments in den Portfolios von Banken, Versicherern und Pensionskassen sowie kirchlichen Einrichtungen und Stiftungen von aktuell rund 0,7 % binnen der nächsten drei Jahre auf 1,6 % mehr als verdoppelt. Im Trend seien in diesem Bereich derzeit Investments in Public-Private-Partnership-Projekte, in Gas-, Wasser- und Stromnetze sowie in erneuerbare Energien.Einige Wettbewerber scheinen auch im europäischen Infrastruktursektor – der freilich von der Nachfrage aus den Schwellenländern profitiert – zukaufen zu wollen. So teilte unlängst die australische Fondsgesellschaft First State mit, ihr Infrastrukturteam in Europa durch drei Neuzugängen auszubauen. “Wir vergrößern unser Team, weil die Investitionsaktivitäten zunehmen und wir eine ganze Reihe positiver Investmenttrends in Europa sehen”, sagt Niall Mills, Chef von Infrastructure Asset Management Europe.