Mit Infrastruktur die Volatilität senken
In Zeiten großer Unsicherheit, niedriger Zinsen und volatiler Märkte suchen Anleger nach wertstabilen Anlagen. Institutionelle Anleger werfen verstärkt ein Auge auf Infrastrukturinvestments. Weltweit, besonders aber in den Schwellenländern, ist der Bedarf riesig. Es wird mit Milliardeninvestitionen gerechnet. Private Anleger können z. B. über spezialisierte Aktienfonds an dieser Entwicklung teilhaben.la Frankfurt – Infrastrukturinvestments sind wenig volatil und korrelieren zudem kaum mit anderen Anlagen. Besonders für institutionelle Investoren sind sie interessant, die sich z. B. über Private-Public Partnerships engagieren können. Unter anderem Versicherer wie Allianz und Munich Re, die angesichts der anhaltenden Niedrigzinsphase nach ertragreichen Investitionsmöglichkeiten suchen, investieren inzwischen in Infrastrukturprojekte. Laut einer Studie der Universität Regensburg haben kanadische und australische Pensionsfonds bereits bis zu 10 % ihrer Mittel in Infrastruktur angelegt, und amerikanische und europäische Banken, Versicherer und Fonds planen erhebliche Infrastrukturinvestitionen, heißt es weiter. Da die Regierungen, vor allem in den Industrieländern, angesichts knapper Staatskassen ihre Investitionen einschränken, bieten sich für Private auch immer mehr Investitionsmöglichkeiten.Als Vorteile werden das große Potenzial der Investments und die Planungssicherheit aufgrund der langfristig kalkulierbaren Zahlungsflüsse genannt. Zudem gelten solche Investitionen als guter Inflationsschutz, können die Betreiber von Infrastrukturanlagen doch aufgrund ihrer Quasi-Monopolstellung oft Preiserhöhungen durchsetzen, schrieb die Deutsche Bank in einer Studie.Private Anleger können sich über geschlossene Fonds an solchen Projekten beteiligen, der einfachere Weg ist aber das indirekte Engagement über Unternehmensaktien aus Branchen, die sich mit Infrastrukturprojekten befassen, bzw. über entsprechende Infrastruktur-Aktienfonds. Interessant sind z. B. Bau- oder Telekommunikationsunternehmen, Energie- und Wassertitel, IT-Firmen, Autobahn-, Flughafen- oder Krankenhausbetreiber.Zwar hängt der Anleger hier von der Entwicklung der Aktienmärkte ab. Nach einer Untersuchung der UBS sind die Jahresvolatilitäten der Aktienindizes im Infrastruktursegment aber deutlich geringer als die der Benchmark: Während etwa der MSCI Europe auf Fünfjahressicht eine durchschnittliche Volatilität von 18,1 % zeige, liege diejenige des MSCI Europe Infrastructure mit 15,2 % niedriger, heißt es. Dies gelte auch für die jeweiligen Japan- und US-Indizes. Der Regensburger Studie zufolge kann die Aufnahme von Infrastrukturtiteln in das Portfolio die durchschnittlichen Renditeschwankung je nach Anteil und Portfoliozusammensetzung sogar um 5 bis 10 % senken. Infrastrukturanlagen schnitten auch in der Performance in Europa, Japan und den USA im Vergleich zu ihren Benchmarkindizes besser ab, so die UBS weiter. 70 Bill. Dollar bis 2030Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) erwartet, dass bis zum Jahr 2030 weltweit über 70 Bill. Dollar für Erneuerung und Ausbau der Infrastruktur ausgegeben werden. In den Industrieländern steht die Erneuerung veralteter Infrastruktur wie maroder Kanalisationssysteme oder kaputter Straßen, Brücken und Schienennetze im Vordergrund. In den EU-Ländern werden nach Angaben der UBS in den nächsten zehn Jahren 700 Mrd. Euro in den Ausbau von Verkehrswegen und die Erneuerung der Energieversorgung fließen.In den Schwellenländern ist der Bedarf noch weitaus höher. Hier muss die Infrastruktur angesichts des rasanten Bevölkerungswachstums und der zunehmenden Urbanisierung kräftig ausgebaut werden. Laut UBS wurden hier schon 2008 über 50 % der weltweiten Ausgaben für Infrastrukturprojekte getätigt. Besonders in den BRIC-Ländern wird mit weiterhin hoher Nachfrage nach neuen Infrastrukturen gerechnet. Brasilien z. B. hat mit der Austragung der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 und der olympischen Sommerspiele 2016 gleich zweimal einen großen Ansporn, die Infrastruktur auszubauen. Dafür werden Schätzungen zufolge rund 21 Mrd. Dollar benötigt.Großen Bedarf hat auch Japan. Für den Wiederaufbau der durch das Erdbeben und den Tsunami im März vergangenen Jahres beschädigten Straßen, Gebäude und anderen Bauprojekte sind der Regierung in Tokio zufolge etwa 300 Mrd. Dollar nötig.Die Zahl der Infrastruktur-Aktienfonds ist innerhalb weniger Jahre deutlich gewachsen. Die Unternehmensberatung Deloitte befragte vor einigen Monaten europäische Fondsmanager über ihre Infrastrukturpläne. Demnach werden vor allem sogenannte “Core Infrastructure Assets” wie Straßen Flughäfen und auch Anlagen für regenerative Energie bevorzugt.