ASSET MANAGEMENT - GASTBEITRAG

Mit Mischfonds Risiken begrenzen

Börsen-Zeitung, 30.7.2013 "Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung ändern kann", lautet ein Sprichwort. Die nett formulierte Aufforderung, nicht immer dieselben Lösungswege zu beschreiten, hat sich auch in Investmentkreisen herumgesprochen....

Mit Mischfonds Risiken begrenzen

“Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung ändern kann”, lautet ein Sprichwort. Die nett formulierte Aufforderung, nicht immer dieselben Lösungswege zu beschreiten, hat sich auch in Investmentkreisen herumgesprochen. So stehen im aktuellen Marktumfeld professionelle Investoren zwar immer noch vor der Herausforderung, für ihre Anleger eine vernünftige Rendite zu erwirtschaften. Doch mittlerweile gibt es sehr unterschiedliche Wege und Sichtweisen, um das Ziel einer auskömmlichen Rendite zu erreichen.Ein Weg, der sich einer wachsenden Beliebtheit in Deutschland erfreut, heißt Mischfonds. Offenbar wissen Anleger das flexible Investment in Aktien und Anleihen innerhalb einer einzigen Investmentlösung zu schätzen. Hier denken die Anleger also nicht in einzelnen Asset-Klassen, sondern im Sinne einer Vermögensverwaltung. Die Kehrseite der RenditeSchwieriger wird es, wenn der Renditefokus als alleinige Anlagestrategie hinterfragt wird: Denn auch bei den Mischfonds dominiert beim Thema Geldanlage schon während der Entwicklung der Anlagestrategie der alleinige Renditefokus. Das klingt einleuchtend: Investments sollen doch Rendite bringen. Was soll also schlecht am Renditefokus sein? Renditestreben kann nicht schlecht sein, werden sich die meisten Anleger denken. Oft übersehen sie aber, dass die Kehrseite des Renditestrebens das Risiko ist.Wer die vergangenen Jahre an der Börse aufmerksam verfolgt hat, dem dürfte nicht entgangen sein, dass alleiniges Renditestreben oft das Gegenteil bewirkt – Verluste nämlich. Interessante Renditen nach Inflation und Steuern sind derzeit vor allem am Aktienmarkt zu erzielen, allerdings ist dort die Volatilität hoch, Kursverluste drohen. Die starken Kursschwankungen machen das Aktieninvestment entsprechend unsicher. Im Anleihesegment gibt es zwar Sicherheit, allerdings liegen wegen der niedrigen Zinsen die realen Renditen inflationsbedingt häufig im negativen Bereich. Viele Fondsmanager versuchen deshalb, über das richtige Markt-Timing und eine selektive Einzeltitelauswahl das Portfoliorisiko zu minimieren. Die Allokation basiert aber auf den subjektiven Überzeugungen des Fondsmanagers bezüglich der Ertragsstärke einzelner Unternehmen sowie auf dem Versuch, jegliche Marktbewegung vorherzusagen, um so den idealen Ein- und Ausstiegszeitpunkt zu treffen. Strategische Aufteilung zähltMit Blick auf das Markt-Timing und die Einzeltitelauswahl haben die Wissenschaftler Robert Ibbertson und Paul Kaplan zudem nachgewiesen, dass sich in der strategischen Asset-Allokation Portfoliorisiko und -rendite nur zu 1,8 % auf das Markt-Timing und zu 4,6 % auf die Einzeltitelauswahl zurückführen lassen. Zu 91,5 % bestimmt die strategische Aufteilung auf die Anlageklassen sowohl Risiko als auch Ertrag eines Portfolios.Genau hier ist der Punkt, an dem das Renditedenken der Risikobetrachtung weichen sollte. Die Frage sollte also nicht lauten, welche Asset-Klasse die größte Rendite bringt, sondern welche Asset-Klasse die geringsten Risiken mit sich bringt. Dieser Sichtweise schließt sich, nicht zuletzt ausgelöst durch die Folgen der Finanzmarktturbulenzen der vergangenen Jahre, eine wachsende Zahl von Anlegern an. Neuer AusgangspunktBasierend auf den Ergebnissen von Ibbertson und Kaplan entwickelten sich Investmentansätze für Mischfonds, für die das Risiko Ausgangspunkt des Investmentprozesses ist. Plötzlich ist der Faktor Risiko nicht mehr nur das Nebenprodukt des renditeorientierten Investmentprozesses, sondern dessen Dreh- und Angelpunkt. Noch bevor diese auch “Stable Return” genannte Strategie investiert, legt sie ein bestimmtes Risikobudget fest, das auf die einzelnen Asset-Klassen verteilt wird. Eine sinnvolle Vorgabe für das Risikobudget ist das Ziel, dass die Wahrscheinlichkeit eines negativen Ertrags auf Sicht der kommenden drei Jahre weniger als 3 % beträgt. Innerhalb dieses vorgegebenen Risikorahmens können dann die Anlageexperten ein Portfolio zusammenstellen, das den höchstmöglichen Ertrag erzielen kann. So können sich die Experten beim Investment auf das absolute Risiko einer einzelnen Anlage fokussieren. Ertragspotenzial im FokusDoch wie lässt sich das Risiko begrenzen und dennoch ein dauerhaft stabiler Ertrag erwirtschaften? Üblicherweise basieren Misch- und Multi-Asset-Fonds auf einer allgemeinen Grundstruktur, bei der langfristige, strategische Asset-Allokation und kurzfristige Auffassungen in der taktischen Asset-Allokation kombiniert werden. Die meisten Mischportfolios beruhen auf Top-down-Auffassungen zu den erwarteten Erträgen der einzelnen Anlageklassen und versuchen, sich auf die Anlageklasse mit dem höchsten Ertragspotenzial zu fokussieren. Doch damit steigt in der Regel das Risiko im Portfolio an, da der höhere Ertrag meist auch höheres Risiko mit sich bringt. Parameter kombiniertBeim Stable-Return-Ansatz bewerten Experten die Ertragserwartungen, die Korrelation sowie die Volatilität jeder Asset-Klasse und ermitteln so das jeweilige Risiko-/Ertragsprofil. Diese werden dann mit den vorab festgelegten Risikoparametern kombiniert.Das mit diesen Kennzahlen erstellte Portfolio strebt an, für ein bestimmtes Risikoniveau den besten erwarteten Ertrag zu erzielen. Jede einzelne Anlageklasse steuert also nicht nur einen Ertrag, sondern auch ihren Anteil zum Risiko des Gesamtportfolios bei – nur wenn dieser Risikobeitrag bestimmte Grenzen nicht überschreitet, kommt ein Investment überhaupt in Frage. Unter dieser Prämisse werden alle Investments analysiert. Die Werte im Portfolio schließlich sollten in regelmäßigen Abständen – etwa quartalsweise – ebenfalls auf Veränderungen bei der Verlust-Wahrscheinlichkeit untersucht werden. Stabile Aktien gesuchtAber wie lassen sich dann Einzeltitel im Aktien- und Anleihensegment auswählen? Weil Aktien innerhalb eines Mischportfolios die größte Risikoquelle darstellen, investiert der Stable-Return-Ansatz bevorzugt in sogenannte stabile Aktien, die langfristig im Durchschnitt ähnliche Erträge erzielen wie der globale Aktienmarkt, aber gleichzeitig ein geringes Risiko aufweisen. Bei der Anleiheauswahl sollten die Spezialisten die angestrebte Duration sowie die Bonitätsgewichtung im Blick haben und etwa in Pfandbriefe investieren, die einen Schutz vor einen Ausfallrisiko durch die Besicherung mit realen Werten wie Immobilien bieten. Zentrale GrößeStatt das Risiko lediglich am Ende des Investmentprozesses zu überprüfen, ist es beim Stable-Return-Ansatz die zentrale Größe. Ein vorher definiertes Risikobudget wird ausgeschöpft, aber nicht überschritten. Damit sollen Kursschwankungen minimiert, das investierte Kapital geschützt und ein moderater Wertzuwachs erzielt werden.—-Dan Sauer, Geschäftsführer Nordea Fonds Service