Kapitalanlage

Nachahmer unter Konsolidierungsdruck

Preisdruck bei Generika beschleunigt Fusionskarussell - Bodenbildung zum Einstieg nutzen

Nachahmer unter Konsolidierungsdruck

Von Armin Schmitz, Frankfurt Der Patentschutz für viele umsatzstarke Medikamente wird in den nächsten Jahren auslaufen. Es ist zu erwarten, dass ein Großteil dieser Medikamente – weltweit mehr als 2 000 Medikamente mit einem Umsatz von rund 160 Mrd. Dollar – dann als kostengünstige Generika auf den Markt kommen werden. Rückenwind bekommt die Generika-Branche durch eine restriktive Ausgabenpolitik im Gesundheitssystem. Unterstützend wirkt aber auch die demografische Entwicklung mit einer Überalterung der Industrienationen, die sich positiv auf den Gesundheitsmarkt auswirkt. Umsätze steigenIn fast allen Ländern befindet sich der Generikamarkt im Aufschwung. Der Umsatz mit den Mitteln macht weltweit 10 % der Umsätze der Originalmedikamente aus. Das sind etwa 50 Mrd. Euro. Bis 2009 wird weltweit mit jährlichen Wachstumsraten von 14 bis 17 % gerechnet. Seit einiger Zeit ist allerdings ein erhöhter Preisdruck zu beobachten. Neben dem neuen Arzneimittelspargesetz sorgen auch die Preissenkungen der Originalhersteller für eine Erosion der Margen. Nach Angaben des Pharma-Dienstleisters ISM Health hat sich in der Schweiz der Preisabstand zwischen Originalmedikament zur Billigvariante von durchschnittlich 42 % im Januar 2005 auf 14 % Anfang des Jahres 2006 verringert. Eine ähnliche Entwicklung ist auch in anderen europäischen Ländern zu beobachten. Das hohe Wachstum und der Preiskampf haben zu einer Konsolidierung in der Branche geführt. Durch Übernahmen versuchen nun Generikahersteller und Pharmaunternehmen, Größen- und Kostenvorteile zu erlangen. Nachdem Novartis 2005 für rund 8 Mrd. Dollar die bayerische Firma Hexal und der israelische Generikariese Teva die amerikanische Ivax für mehr als 7 Mrd. Dollar gekauft haben, dreht sich das Fusionskarussell immer schneller. Stada etwa will mit dem Zukauf der serbischen Pharma-Gruppe Hemofarm für umgerechnet rund 485 Mill. Euro seine Position in Osteuropa ausbauen. Zudem erhält Stada auch Zugriff auf kostengünstige Produktionsstandorte. Das wirkt sich positiv auf die Margen aus. Nach Angaben von Stada soll Hemofarm bereits ab 2007 einen positiven Beitrag zum Konzernergebnis beisteuern. Nachdem die Stada-Aktie in dem schlechten Marktumfeld kräftig korrigiert hat, befindet sich der Titel auf Erholungskurs. Mit einem geschätzten KGV von 19 für 2007 ist der Wert jedoch immer noch nicht preiswert. Stützend für die Aktie könnte es sich auswirken, wenn Stada erneut als Übernahmeziel ins Gespräch kommt. Starke MarktpositionZu den größten Produzenten von Nachahmerprodukten gehört die israelische Teva Pharmaceutical. Das Sentiment für die Aktie war zuletzt eher schlecht. So waren die Zahlen für das erste Quartal nicht positiv aufgenommen worden. Die Übernahme von Ivax hatte zu einem Verlust von 1 Mrd. Euro geführt. Obwohl die Übernahme teuer war, stärkt sie jedoch die Wettbewerbsposition von Teva. Negativ nahmen die Anleger zuletzt die Bekanntgabe auf, dass die japanische Eisai sich entschlossen hat, den Plan der gemeinsamen Vermarktung des Parkinson-Medikaments Azilect aufzugeben. Das dürfte sich negativ auf das Umsatzpotenzial des Medikaments auswirken. Anleger goutierten allerdings nicht die Nachricht, dass Teva zusammen mit der indischen Ranbaxy die exklusiven Vertriebsrechte über sechs Monate für den Lipidsenker Zocor bekommen hat. Mit diesem Präparat hatte Merck 2005 noch einen Umsatz von 4,4 Mrd. Dollar erreicht. Darüber kann Teva zusammen mit Boehringer die Generika-Version des Antidepressivums Zoloft vertreiben. Zoloft brachte dem Entwickler Pfizer zuletzt einen Umsatz von 3,3 Mrd. Dollar ein.Nach einer Korrektur hat sich auch die Aktie der indischen Ranbaxy Laboratories wieder gefangen. Unterstützung bot der jüngste Quartalsbericht mit einem Ergebnisanstieg von 20 % durch höhere Umsätze in den USA. Ferner haben die Inder das spanische Generikageschäft von GlaxoSmithKline übernommen. Der spanische Markt hat ein Volumen von ca. 600 Mill. Euro und wächst mit einer Rate von 25 % jährlich. Die Ranbaxy-Aktie ist mit einem für 2007 geschätzten KGV von 20 nicht preiswert. Hier sollte eine Bodenbildung zum Einstieg abgewartet werden. Eine Alternative zum Direktinvestment sind Zertifikate auf Aktienkörbe oder Indizes. Neu ist ein Produkt der Société Générale auf einen Generika-Index, den die Bank mit Hilfe von Capital Forums lanciert hat. Dieser basiert auf neun Titeln von Firmen wie Stada, Barr Laboratories oder auch Novartis. Solche Zertifikate diversifizieren das Risiko einer Einzelaktienauswahl.