Nachholbedarf bei betrieblicher Vorsorge
jur Frankfurt – Die betriebliche Altersvorsorge (bAV) ist hierzulande bei Weitem nicht so fest verankert wie bei unseren europäischen Nachbarn. Wie eine Studie von Fidelity Worldwide Investment abermals deutlich bestätigte, liegt Deutschland bei der Teilnahmequote an der zweiten Säule der Altersvorsorge eher auf den hinteren Rängen. Eine Befragung von rund 12 000 Anlegern in 14 Ländern ergab, dass diese Form in den Niederlanden und Dänemark besonders weit verbreitet ist. Dort gaben jeweils 85 % und 75 % der Befragten an, in die betriebliche Vorsorge einzuzahlen. Die Briten liegen vornAuch in Großbritannien (58 %) und der Schweiz (51 %) war der Anteil der bAV-Sparer höher als in Deutschland (49 %). Hintergrund für die unterschiedlichen Ausprägungen sind aber auch verschiedene Anreizmechanismen.So ist die bAV in den Niederlanden und Dänemark meist Teil der Tarifvereinbarungen, in der Schweiz ist die Vorsorge über die bAV sogar verpflichtend und Großbritannien hat von Oktober 2012 an eine automatische Eingliederung in das bAV-System. Dabei zahlen Mitarbeiter automatisch ein, haben allerdings eine individuelle Ausstiegsmöglichkeit (Opt-out). Anreize nötigIn Deutschland müsse man sich ähnliche Anreizmechanismen überlegen, fordert die Fondsgesellschaft Fidelity. “Die Nachfrage ist nämlich trotz des seit 2002 bestehenden Rechtsanspruchs auf bAV-Angebote seitens der Arbeitnehmer nach wie vor gering”, sagt Klaus Mössle, Leiter des institutionellen Geschäfts bei Fidelity in Deutschland. Aktuell kämen hierzulande gerade einmal 4 % der gesamten Alterseinkünfte aus der bAV, mittelfristig seien Quoten von 25 bis 30 % nötig, um den Lebensstandard zu sichern.Pikant ist, dass sich trotz der geringen bAV-Teilnehmerquote gerade die Deutschen der Gefahr einer mangelnden Altersvorsorge bewusst sind. 72 % der befragten Deutschen halten es für entscheidend, bereits bis zum 25. Lebensjahr mit dem Aufbau eines Finanzpolsters für den Ruhestand zu beginnen. Damit liegen sie deutlich über dem europäischen Durchschnitt von 45 %. “Der Wille zum frühestmöglichen Vorsorgen offenbart ein starkes Sicherheitsbedürfnis der deutschen Sparer bei der Altersvorsorge”, sagt Mössle. Dem müssten jedoch auch ein Handlungswille und vor allem Taten folgen.