Kapitalanlage - Die Börse spricht...

Nägelkauen und Zähneklappern

Börsen-Zeitung, 4.8.2007 Die Börse spricht über Subprime und die Folgen. In Frankfurt macht sich derzeit eine fast schon extreme Nervosität breit. Nachdem die IKB Anleger und Marktteilnehmer mit dem Eingeständnis eines umfangreichen Engagements in...

Nägelkauen und Zähneklappern

Die Börse spricht über Subprime und die Folgen. In Frankfurt macht sich derzeit eine fast schon extreme Nervosität breit. Nachdem die IKB Anleger und Marktteilnehmer mit dem Eingeständnis eines umfangreichen Engagements in dem krisengeschüttelten US-Segment überrascht hat, vermag niemand zu überblicken, wo die Risiken lauern und wie groß sie sind. Weil die IKB nur wenige Tage vor dem großen Debakel noch signalisiert hatte, dass die möglichen Verluste sehr niedrig seien, stellt man sich nun die Frage, wie umfassend und belastbar die zahlreichen Beteuerungen von Banken und anderen Institutionen sind, gemäß denen kaum etwas von dem Material in den Portfolios ist, das im Fall IKB eine Rettungsaktion anderer Institute erfordert. Gerüchte schwirren allenthalben umher, genannt worden sind kleinere Institute wie die Apobank, aber selbst hinsichtlich des Dax-Wertes Hypo Real Estate herrschte am Freitag deutliche Verunsicherung vor. Das Nägelkauen und Zähneklappern hat den gesamten Finanzplatz erfasst: Dem Vernehmen nach wird sogar in den ganz großen Häusern derzeit fieberhaft gerechnet. Daher wäre es fast schon ein Wunder, wenn das Schlimmste schon vorüber ist.Selbst bei vermeintlich konservativen Anlagevehikeln wie Geldmarktfonds haben sich jetzt erste Beispiele gezeigt, bei denen ein Engagement im US-Hypothekenmarkt zu spürbaren Verlusten geführt hat. Das Unheil brach dabei unvermittelt über die Investoren herein, denn bis zur Jahresmitte und darüber hinaus boten beispielsweise die inzwischen geschlossenen Geldmarktfonds von Oddo Asset Management ansprechende Renditen bei niedriger Volatilität. Dies ist nicht geeignet, bei den Anlegern für Vertrauen zu sorgen. So sah sich denn auch Union Investment veranlasst zu betonen, dass Kleinanleger nichts zu befürchten haben, weil Standardfonds keine direkten Anlagen in zweitklassigen US-Hypotheken hätten. Dass Union sich genötigt sieht, dies per Nachrichtenagentur unters Volk zu bringen, zeigt, dass man kaum noch etwas ausschließen mag. Zu begrüßen ist daher, dass Bundesbankpräsident Axel Weber seine Stimme in bester Zentralbankermanier in die Waagschale geworfen und klargestellt hat, dass nicht mit einer echten Bankenkrise zu rechnen sei.Sogar am Geldmarkt bricht sich die Nervosität Bahn: Jahresgeld verteuerte sich am Freitag in einem auffälligen Ausmaß. Die Unsicherheit hinterlässt ihre Spuren auch im Aktienmarkt. Dies lässt sich am Volatilitätsindex VDax-New ablesen, der mit fast 28 Stellen ein 52-Wochen-Hoch erklommen hat. In diesem Umfeld dürfte auch der Markt für Aktienemissionen einen gehörigen Dämpfer erhalten. In den Emissionsabteilungen der Banken geht jedenfalls die Angst um, dass die Party bis auf weiteres vorüber ist.