Notenbanken treiben Anleger in Gold
Wegen der Staatsschuldenkrise und Inflationsängsten haben die Anleger in den vergangenen Monaten verstärkt in Gold investiert. Besonders beliebt sind die börsengehandelten Produkte, die mit physischem Edelmetall hinterlegt sind und bei denen die Anleger auf Wunsch das Gold ausgeliefert bekommen können. Jetzt ist mit Euwax Gold ein weiteres derartiges Produkt auf den Markt gekommen, das den Nerv der Anleger trifft.Von Armin Schmitz, FrankfurtDie expansive Geldpolitik der Notenbanken hat die Angst vor hohen Inflationsraten geschürt. Während der Goldkurs in Dollar nach dem Höchstkurs im September vergangenen Jahres in eine breit angelegte Seitwärtsbewegung übergegangen ist, erzielte das Edelmetall in Euro mit 1 381 Dollar je Feinunze noch Anfang Oktober einen neuen Rekordkurs. Insbesondere die Ankündigung von Mario Draghi, dem Präsidenten der Europäischen Notenbank, Staatsanleihen in unbegrenztem Umfang aufzukaufen, um den bedrängten Staaten im Süden Europas zu helfen, löste im September massive Käufe von Goldprodukten aus. Allein im September investierten die Anleger weltweit 3,8 Mrd. Dollar bzw. rund 3 Mrd. Euro in börsengehandelte Goldprodukte, wie Exchange Traded Funds (ETF) und Exchange Traded Commodities (ETC). Damit summieren sich die Zuflüsse in den ersten neun Monaten 2012 global auf 10,7 Mrd. Dollar bzw. 8,3 Mrd. Euro.Besonders beliebt bei deutschen Anlegern sind die börsengehandelten Produkte, die mit physischem Edelmetall hinterlegt sind, und bei denen auf Wunsch das Gold ausgeliefert wird. Gefragt ist vor allem Xetra-Gold (DE000A0S9GB0). In den ersten drei Quartalen dieses Jahres verzeichnete die Deutsche Börse in diesem Exchange Traded Commodity (ETC) ein Handelsvolumen von 1,6 Mrd. Euro. Das entspricht rund 25 % der Umsätze im Rohstoffsegment (siehe Interview auf dieser Seite). Im September verzeichnete das Produkt mit einem Volumen von 228 Mill. Euro den höchsten Monatsumsatz im laufenden Jahr. Der Goldbestand der physisch gedeckten Schuldverschreibung lag zuletzt bei rund 53,3 Tonnen. Das entspricht einem Anstieg von rund 1 Tonne des Edelmetalls im laufenden Jahr. Die Gesamtkostenquote (Depotentgelte) liegt bei 0,36 %. Die Auslieferung von Gold ist ab 1 Gramm möglich. Die Kosten staffeln sich je nach Größe des Barrens.Von der Börse Stuttgart wurde mit Euwax Gold (DE000EWG0LD1) ein konkurrierendes Produkt aufgelegt. Dieser ETC ist ebenfalls rechtlich eine Schuldverschreibung, die zu 100 % mit Gold unterlegt ist. Allerdings verbrieft das Stuttgarter Produkt den Anspruch auf die physische Lieferung von 100 Gramm des Edelmetalls je 100 Schuldverschreibungen.Im Unterschied zu Xetra-Gold, das den Spotpreis umgerechnet in Euro darstellt, beschreibt der Euwax-Gold-Kurs den Preis eines 100-Gramm-Goldbarrens. Wegen der Herstellungskosten (Schmelzkosten) liegt der Preis einerseits etwas höher als der von Xetra-Gold. Auf der anderen Seite entfallen allerdings die Verwahrkosten. Im Unterschied zu dem Frankfurter Produkt ist die erste Auslieferung des Golds kostenlos. Sie ist in Stuttgart jedoch erst ab 100 Gramm des Edelmetalls möglich. Es werden folglich 100 Anteile benötigt, damit der Anleger einen Goldbarren von 100 Gramm durch Ausübung beziehen kann. Dank des regen Interesses liegt der Goldbestand wenige Wochen nach dem Start bei 62,5 kg. Zertifikate wenig beliebtDie klassischen Partizipationszertifikate, die den Goldpreis mit oder ohne Währungsabsicherung eins zu eins abbilden, haben wegen der fehlenden Hinterlegung des Edelmetalls an Beliebtheit eingebüßt. Institutionelle Anleger bevorzugen aus regulatorischen Gründen Produkte wie den DB Physical Gold Euro Hedged ETC (DE000A1EK0G3), einen Gold-ETC mit einer Währungsabsicherung gegenüber dem Dollar. Dieser erzielte in den ersten neun Monaten einen Umsatz von 1,2 Mrd. Euro. Gemessen am Umsatz und den Assets under Management von 1,2 Mrd. Euro ist es der beliebteste Gold-ETC bei institutionellen Anlegern.Es folgt der DB Gold ETC in Euro (DE000A1E0HR8) mit einem Umsatz von 502 Mill. Euro und einem Anlagevermögen von 600 Mill. Euro. Das Anlegervermögen bei beiden Papieren wird durch Hinterlegung von physischem Gold, das in den Tresoren der Deutschen Bank in London lagert, abgesichert. Die Barren sind aber nicht auslieferbar. Die Gesamtkostenquoten liegen bei diesen Produkten bei 0,29 % bzw. 0,59 %.