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Olympische Spiele wecken Hoffnungen

Londoner Event soll trotz Rezession und Euro-Krise britische Wirtschaft ankurbeln - Fonds betonen gute Verfassung der Unternehmen

Olympische Spiele wecken Hoffnungen

Die britische Regierung setzt große Hoffnungen in die Olympischen Spiele, die derzeit in London ausgetragen werden. Sie rechnet mit einem Konjunkturprogramm, das der Wirtschaft, die wieder in die Rezession gerutscht ist, auf die Füße hilft. Der Aktienmarkt sollte in jedem Fall von den Spielen profitieren, heißt es in einer Untersuchung.la Frankfurt – Die olympischen Sommerspiele in London sind nun bereits seit fast eineinhalb Wochen in vollem Gang und haben Millionen Sportbegeisterte aus der ganzen Welt angelockt. Die britische Regierung hatte große Hoffnungen in das Mammutereignis gesetzt und versprochen, Olympia werde für das Land ein gigantisches Konjunkturprogramm sein, das noch lange danach anhalten werde. Allerdings zeigten sich zu Beginn der Spiel viele Unternehmen skeptisch, was die hohen Erwartungen angeht. Angesichts der vielen Negativ-Schlagzeilen der letzten Zeit, z. B. zur Libor-Manipulationsaffaire der Banken und dem drastischen Einbruch der britischen Wirtschaft im zweiten Quartal 2012, kämen olympische Wachstumsschübe allerdings gerade zur rechten Zeit.Denn die britische Wirtschaft ist von April bis Juni zum dritten Mal in Folge geschrumpft. Das Bruttoinlandsprodukt sank um 0,7 % im Vergleich zum Vorquartal (s. Grafik), was ein noch stärkerer Rückgang ist als im Krisenland Spanien, das von April bis Juni nach vorläufigen Zahlen ein Minus von 0,4 % ausweist. Niedergeschlagen haben sich die Maßnahmen zur Sanierung des britischen Staatshaushaltes und inzwischen auch die Auswirkungen der Euro-Krise. Fast die Hälfte der britischen Exporte geht in die Eurozone, was angesichts der eskalierenden Krise ein deutliches Risiko für die britischen Unternehmen darstellt. Der Internationale Währungsfonds hat gerade erst die Wachstumsprognose für Großbritannien für 2012 und 2013 um jeweils 0,6 Prozentpunkte auf 0,2 % bzw. 1,4 % gesenkt.Doch sehen einige Ökonomen die Situation nicht ganz so negativ und argumentieren, die veröffentlichten BIP-Zahlen gäben den tatsächlichen Zustand der britischen Wirtschaft möglicherweise nicht korrekt wieder. Auch die Ratingagentur Standard & Poor’s (S & P) zeigte sich kurz nach den Rezessionsmeldungen eher optimistisch: Trotz der jüngsten Schwäche der britischen Wirtschaft werde im zweiten Halbjahr mit dem Beginn einer Erholung gerechnet, wird betont. Danach werde eine stabile Aufwärtsbewegung erwartet. Das Top-Rating “AAA” und den stabilen Ausblick für Großbritannien hat S & P bestätigt. Zugleich hat sich der britische Konjunkturoptimismus verbessert: Der Lloyds-Geschäftsstimmungsindex stieg im Juli auf einen Stand von – 8,0, verglichen mit – 12,0 im Vormonat.Die Analysten der Deutschen Bank allerdings sind hier vorsichtiger: Für sie stehen die angelsächsischen Volkswirtschaften und damit auch die britische durch den “Sumpf” in der Eurozone in einem besseren Licht da als es der Realität entspricht, heißt es in einer Notiz von DB Research. Anleger müssen sich von den schlechten Wirtschaftsnachrichten nicht von britischen Aktien oder Aktienfonds abhalten lassen. So hängen britische Unternehmen schon lange nicht mehr nur vom Heimatland ab. Richard Buxton, Leiter britische Aktien bei Schroders, verweist darauf, dass britische Unternehmen inzwischen zwei Drittel ihrer Erträge im Ausland generieren. Viele hätten starke Marktpositionen in China wie auch in anderen asiatischen Ländern, in Lateinamerika und in weiteren Wachstumsmärkten. Daneben gebe es Potenzial in einigen Branchen wie z. B. dem Energiesektor.Gute Anlagemöglichkeiten sieht Buxton in Unternehmen mit langfristigem Potenzial. Genannt werden u. a. die Kaufhauskette Debenhams und das Bauunternehmen Taylor Wimpey, in die Buxton schon vor zwei Jahren investierte. Insgesamt hob Schroders in einem Ausblick für Großbritannien die gute Verfassung hervor, in der sich die börsennotierten Unternehmen des Landes befinden mit soliden Bilanzen, guten Gewinnspannen und attraktiven Kapitalrenditen. Buxton betont aber ausdrücklich die langfristige Perspektive: In den nächsten zehn Jahren rechnet er noch mit anhaltender kurzfristiger Volatilität an den Märkten und gedämpftem Wirtschaftswachstum.Jochen Wolf, Fondsmanager bei der LBBW setzt auf die Attraktivität zahlreicher britischer Aktien, die vom Konsum in den Schwellenländern profitieren. Unter anderem nennt er auch Versicherungsaktien wie Prudential, die mittlerweile in 13 asiatischen Ländern aktiv ist und damit von der noch geringen Verbreitung von Versicherungsprodukten in den Schwellenländern profitiert.Dass die Olympischen Spiele die Aktienmärkte der Gastgeberländer stimulieren, lasse sich anhand der letzten fünf Sommerspiele beweisen, meint die dänische Saxo Bank in einer Studie. Die nationalen Aktienmärkte der jeweiligen Olympia-Gastgeber hätten im Jahr nach dem Ereignis den MSCI World im Schnitt um 16,4 % geschlagen. Ausschlaggebend sei die Aufmerksamkeit, die das jeweilige Land erhalte. Dies könne auch für den britischen Aktienmarkt angenommen werden. Seit der Eröffnung der Spiele am 27. Juli hat der FTSE 100 3,68 % auf 5 841 Punkte gewonnen.