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Peru wird das neue Chile

Wirtschaft des Andenstaates boomt - Börse gilt als unterbewertet - Chancen bei Rohstoffwerten

Peru wird das neue Chile

Von Armin Schmitz, Frankfurt Die Auswirkungen der Finanzkrise in den USA haben keinen Finanzplatz unberührt gelassen. Von Deutschland bis Island – die Aktienmärkte dieser Länder verzeichnen das schwächste Quartal seit Jahrzehnten. Selbst die Highflyer der vergangenen Jahre, die Aktien von China und Indien, haben teilweise bis zu 20 % seit der Jahreswende verloren. Die Kursverluste zeigen, wie eng die Kapitalmärkte aktuell vernetzt sind. Die Lieblinge der Anleger im vergangenen Jahr, die Emerging Markets, haben gemessen an dem MSCI Emerging Markets in Dollar gerechnet etwas mehr als 11 % verloren. Im Vergleich zu den Krisen in der Vergangenheit zeigt sich allerdings ein kleiner Unterschied: Die Schwellenländerbörsen haben weniger verloren als etablierte Märkte. Ein Zeichen, dass diese Länder in einer besseren Lage sind als früher. Neben Pakistan und Chile hat sich vor allem Peru dem allgemeinen Abwärtstrend entziehen können. Gemessen an dem Peru-15-Selektiv-Index – kurz ISP 15 – ist der Aktienmarkt seit Jahresbeginn 4,3 % gestiegen. Auch wenn Peru noch kein Markt für die breite Anlegerschaft ist, sieht eine Reihe von Analysten wegen des positiven wirtschaftlichen Rahmens ein überdurchschnittliches Potenzial für die Börse. Die Konjunktur befindet sich trotz der Abkühlung der US-Wirtschaft im Aufschwung. Das reale Wirtschaftswachstum lag 2007 nach Angaben der Analysten von Morgan Stanley bei 9 %. Im Januar überraschte die Wirtschaft dank einer boomenden Baukonjunktur mit einem Wachstum von 10,1 %. Die Prognosen gehen in den nächsten beiden Jahren von einem Wachstum von 5 bis 6 % aus. Hauptmotor ist der Export, der 2006 mit 23 Mrd. Dollar einen neuen Ausfuhrrekord (+ 35 %) erreichte. In Peru könnte es zu einem Boom wie vor einigen Jahren in Chile kommen. Entscheidend für die Entwicklung der Wirtschaft ist immer mehr das Wachstum in China und in den asiatischen Ländern. Die starke Nachfrage hat bisher die Preise von Rohstoffen wie Kupfer, Eisenerz, Blei und Edelmetallen in die Höhe getrieben. In den ersten neun Monaten des Jahres 2007 erreichten die Warenexporte fast 20 Mrd. Dollar, was einem Anstieg von + 17,4 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum entspricht. Der Handelsbilanzüberschuss betrug Ende September knapp 6 Mrd. Dollar. Stärkster Sektor im Export war der Bergbau, der knapp 70 % des Gesamtexports darstellt und im Vergleich zu 2006 um ca. 32 % gestiegen ist. Peru konnte in diesem Bereich insbesondere von den stark gestiegenen Rohstoffpreisen profitieren, ebenso wie von der starken chinesischen Nachfrage, vor allem nach Kupfer und Blei. Wichtiger Abnehmer peruanischer Produkte sind zwar die USA mit einem Anteil von 18,4 %, aber die EU (17,8 %) und China (12,1 %) nehmen eine immer wichtigere Rolle ein. Sie können die Konjunkturabkühlung in den USA abpuffern. China kommt als neuer Handelspartner für Peru sowohl auf der Export- als auch auf der Importseite immer stärker ins Rennen. Wegen des hohen Wirtschaftswachstums und der gestiegenen Kupferpreise gilt die Börse in Lima gemessen an dem ISP 15 mit einem aktuellen Kurs-Gewinn-Verhältnis von 15 und einer Dividendenrendite von 3,4 % als eine der am stärksten unterbewerteten Börsen. Die Anlagemöglichkeiten über ein diversifiziertes Portfolio von peruanischen Aktien sind aber eingeschränkt. Peru ist in den meisten Lateinamerikafonds mit einem Anteil von 1,5 bis 2,5 % sehr stark untergewichtet. Einen Exchange Traded Fund auf den MSCI Peru gibt es noch nicht. Bei den Zertifikaten bietet die ABN Amro mit einem Peru-Index-Zertifikat (DE000AA0PEU5) einen Tracker an, der die Bewegung des Index eins zu eins nachvollzieht. Der Index enthält neun Werte, die mit einem Anteil von rund 11 % gleich gewichtet sind. Die Managementgebühr liegt bei 1 % p. a. Hedge gelöstZu den größten Werten an der Börse in Lima gehört Compania de Minas Buenaventura, die zu den profitabelsten Edelmetallproduzenten weltweit gehört. Die wirtschaftlich abbaubaren Edelmetallreserven liegen bei 13,8 Mill. Unzen Gold und 98 Mill. Unzen Silber. Nach einem deutlichen Gewinnrückgang in 2007 erwartet man in diesem Jahr einen Gewinnsprung von 2,16 auf 4,93 Dollar. Für den weltweit siebtgrößten Goldproduzenten ergibt sich damit ein niedriges KGV von 11. Interessant ist ferner, dass die Minengesellschaft für 434 Mill. Dollar ihre Hedges auf Gold aufgelöst hat, und damit profitiert das Unternehmen direkt vom Verlauf des Kassapreises des Edelmetalls. Volcan Compania Minera ist Perus größter Produzent für Blei und Silber sowie der zweitgrößte Förderer von Zink. Nach einem Verlust 2007 wird laut Konsens der Analysten mit einem Gewinn pro Aktie von 0,33 Dollar gerechnet. Mit einem für 2008 geschätzten KGV von 8,5 ist die Aktie sehr günstig bewertet. Credicorp ist die größte Finanzservice-Holding des Landes. Zu ihrem Portfolio gehört die Banco de Credito und der Versicherungskonzern Peruano Suiza, die jeweils einen Marktanteil von 30 % haben. Die Geschäfte laufen glänzend. Die Holding meldete vor wenigen Tagen, dass der Gewinn im vierten Quartal dank einer gestiegenen Kreditvergabe und Gebühreneinnahmen um 49 % gewachsen sei. Mit einem geschätzten KGV von 14,6 für Ende 2008 ist die Aktie adäquat bewertet. Aufgrund des engen peruanischen Marktes sollten Einzelengagements nur als geringer Renditekick für das Depot genutzt werden.