INVESTMENTFONDS

Potenzial für Edelmetall-Fonds

Gold haussiert weiter kräftig - Minenaktien können bisher nicht Schritt halten - Weitere Übernahmen erwartet

Potenzial für Edelmetall-Fonds

Edelmetalle, vor allem Gold, bleiben angesichts der Euro-Schuldenkrise und Inflationsängsten der sichere Hafen für Investoren. Neben physischem Gold und Exchange Trades Commodities (ETC) sind Edelmetall-Investmentfonds eine Anlagealternative. Die Fonds investieren in der Regel in Unternehmen, die Edelmetalle abbauen oder weiterverarbeiten.Von Christiane Lang, FrankfurtDie konzertierte Aktion der sechs großen Notenbanken am Mittwoch, die die Dollar-Liquidität für nicht-amerikanische Kreditinstitute um 50 Basispunkte gesenkt haben, um die Liquiditätslage der Banken zu entspannen, hat eine regelrechte Hausse auch bei den Edelmetallen ausgelöst. Palladium reagierte mit in der Spitze plus 7 % auf 623 Dollar je Feinunze am heftigsten und schaffte den größten Tagesgewinn seit eineinhalb Jahren. Allerdings war das zu den Platinmetallen gehörende Element auch mit – 27 % bislang der größte Verlierer in diesem Jahr, relativiert die Commerzbank in einer Analyse. Gold, das 2011 eigentlich nur den Aufwärtstrend kennt, wenn auch zuletzt mit stärkerer Volatilität, und Silber reagierten verhaltener, schafften es aber am Tag der Liquiditätsflutung immerhin jeweils auf ein Zweiwochenhoch: Gold legte um 4,2 % auf 1749,45 Dollar je Feinunze und Silber um 2,8 % auf 32,84 Dollar je Feinunze zu. Gold hat trotz zwischenzeitlicher Korrekturen die meisten Anlageklassen in diesem Jahr mit rund 23 % Plus outperformt. Platin, das wie Palladium seit Jahresbeginn kräftig verloren hat, und zwar um knapp 12 %, profitierte von der Notenbankenaktion nur mit einer Steigerung um 1,6 % auf 1 560 Dollar. Gold gab gestern wieder nach auf 1 740 Dollar, die anderen Edelmetalle legten erneut leicht zu.Analysten sehen den Aufwärtstrend der Edelmetalle ungebrochen. Durch die Flutung der Märkte mit billigen Dollarlinien würden die Zinsen niedrig gehalten, andernfalls könnten die angeschlagenen Euro-Staaten ihren Schuldendienst nicht zahlen. Dadurch würden renditeträchtigere Anlagen gesucht. Zugleich heize die Angst vor Inflation die Nachfrage nach Sachwerten wie Gold und Silber weiter an.So ist nach Angaben des World Gold Council die weltweite Goldnachfrage im dritten Quartal 2011 um 6 % auf rund 1 054 Tonnen im Rekordwert von 57,7 Mrd. Dollar geklettert. Im Gesamtjahr könnten über 4 000 Tonnen erreicht werden. Vor allem die Nachfrage der Investoren ist riesig. Sie kauften im dritten Quartal rund 469 Tonnen, davon entfielen 148 Mill. Tonnen auf Notenbanken, während die Nachfrage der Schmuckindustrie sank und die des Technologiesektors stagnierte.Den Preis treibt auch, dass die Produktion und das Recycling von Altgold viel langsamer als die Nachfrage zulegt. Laut Société Générale ist die Goldproduktion in Australien, dem weltweit zweitgrößten Produzenten nach China, im dritten Quartal sogar gesunken. Begründet wird das mit der Skepsis der Minenbetreiber: Stagniert der Goldpreis oder fällt er, rentieren sich aufwändige technische Abbautechnologien nicht mehr.Edelmetallfonds, die in der Regel in Unternehmen investieren, die Edelmetalle abbauen oder weiterverarbeiten, konnten von dem Hype in diesem Jahr allerdings nicht profitieren. Im Sog der Aktienmärkte weisen sie bisher zum Teil zweistellige negative Renditen aus.Trotz der in den vergangenen Jahren vervielfachten Margen und der Aussichten auf steigende Ausschüttungen konnten Goldminenaktien mit dem Goldpreis längst nicht Schritt halten. Dennoch rät z. B. Edmond de Rothschild eher zu einem indirekten Engagement über Unternehmen, die entweder aktiv im Produktionsbereich oder in der Exploration tätig sind, als zur direkten Anlage in physisches Gold bzw. durch Finanztermingeschäfte. Der Vermögensverwalter ist der Ansicht, die Aktien von Rohstofferzeugern profitierten von der höheren Hebelwirkung auf Rohstoffpreise. Das gelte insbesondere für Unternehmen, die ihre Ressourcen ausbauen und Kapazitäten hochfahren können. M & A bleibt aktuellDarüber hinaus bleibe das Thema Mergers & Aquisitions (M & A) aktuell in diesem Sektor und trage zu einer guten Performance bei, betont Rothschild. Minenkonzerne, die an ihre Produktionsgrenzen geraten, expandieren durch Übernahmen. Zuletzt wurden solche Transaktionen deutlich über dem Marktwert abgeschlossen. Das zeigt Branchenbeobachtern zufolge, dass Minenaktien oft unterbewertet sind. Auch die Analysten von J. P. Morgan zeigen sich auf mittlere und langfristige Sicht angesichts der “attraktiven Bewertungen” und der anhaltend stark wachsenden Nachfrage nach Rohstoffen insgesamt optimistisch für Minentitel.