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Raritäten ins Depot

China will den Markt für seltene Metalle kontrollieren - Investment über Aktien möglich

Raritäten ins Depot

Von Armin Schmitz, Frankfurt Ohne sie würde bei mehr als 100 Millionen iPods die Musik ausgehen: seltene Erden wie Lanthan, Lutetium, Cerium, Europium, Dysprosium, Neodym oder rare Metalle wie Rhodium und Iridium. Sie sind heute in der Elektronik, der Medizin und im Automobilbau nicht mehr wegzudenken. Sie stecken in vielen Komponententeilen. Sie werden für die Herstellung von Kondensatoren genutzt, die in Handys, Digitalkameras, Computern oder Flachbildschirmen Verwendung finden. Rhodium und Iridium sind heute aus dem Bau von Autos, Zahntechnik oder Windrädern nicht mehr wegzudenken. Allein in jedem Hybridmotor von Toyota befinden sich mehr als 1 Kilogramm Neodym und rund 15 Kilogramm Lanthan.Der Bedarf nach seltenen Erden liegt bei rund 120 000 Tonnen jährlich. Da die Nutzung von umweltfreundlichen Technologien immer mehr zunimmt, erwarten Experten einen kontinuierlichen Anstieg der Nachfrage um 10 oder mehr Prozent jährlich. Für 2012 erwartet der U.S. Geological Survey (USGS), der geologische Dienst der Vereinigten Staaten, einen Anstieg der Nachfrage auf 188 000 Tonnen. Mehr als 90 % der seltenen Erden werden in China gefördert. Dort befinden sich nach Angaben der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) mit 2,9 Mill. Tonnen auch die größten Vorräte.China scheint das Angebot von seltenen Metallen aus geopolitischen und preislichen Gründen kontrollieren zu wollen, vermuten Experten. Denn mit dem Einbruch der Konjunktur sind auch die Preise bei den seltenen Erden und raren Metallen wieder zurückgekommen.Daher war die Besorgnis in den Industrieländern groß, als die Regierung in Peking jüngst eine Senkung der Exportquote für einige der seltenen Erden diskutierte. Der Plan sieht eine Reduzierung der Exportquoten von 53 000 Tonnen im Jahr 2008 auf 35 000 Tonnen vor. Beteiligung in AustralienUm offensichtlich auch die Förderung in anderen Regionen der Erde zu kontrollieren, hat sich China an den australischen Explorationsfirmen Arafura Resources und Lynas Corporation beteiligt. Lynas gilt mit einem Börsenwert von umgerechnet 505 Mill. Euro als größtes Unternehmen in diesem Bereich. Aus Sorge vor der Dominanz der Chinesen hat sich die australische Regierung gegen das 220-Million-Dollar-Investment der Chinesen gesperrt und nur eine Minderheitsbeteiligung zugelassen.Eines der größten Unternehmen im Reich der Mitte ist die an der Börse in Hongkong notierte China Rare Earth Holdings. Das Unternehmen ist gemessen an der Marktkapitalisierung von umgerechnet 230 Mill. Euro und einem Umsatz von 120 Mill. Euro (2008) der größte Anbieter von weiterverarbeiteten Seltenerdmetallen im Reich der Mitte.In Canada beheimatet ist Avalon, die einige Abbaugebiete erschlossen hat und hofft, die Produktion in den kommenden Jahren aufzunehmen. Die Aktien des Unternehmens sind seit dem Frühjahr bereits um 350 % gestiegen.Quest Uranium war im Bereich der seltenen Metalle wenig bekannt, bis das Unternehmen im April einen wichtigen Fund in Quebec machte. Die Aktie ging anschließend ab wie eine Rakete und gewann seitdem mehr als 5 000 %. Eine Anlage in diesen Werten ist trotz der positiven Aussichten sehr spekulativ und eignet sich für risikobewusste Anleger in einem gut ausbalancierten Depot als Beimischung. Diversifizierte AnlageEine diversifizierte Anlage ermöglichen auch Zertifikate. Während es noch kein Zertifikat auf seltene Erden gibt, bietet die Royal Bank of Scotland ein Zertifikat auf einen Basket mit den seltenen Metallen Rhodium, Ruthenium und Iridium (DE000AA0R3X1) an. Der Basket kombiniert eine Anlage in den Metallen mit einem indirekten Weg über die Aktien der Produzenten. So partizipiert das Produkt an der Entwicklung der Uranium Participation Corp. und an der Preisentwicklung der Metalle Rhodium, Ruthenium und Iridium. In den zurückliegenden Monaten erlitt das Produkt allerdings auch wegen der nachgebenden Aktienkurse der Produzenten einen Verlust von 24 %. Hier drückten vor allem der Quasibankrott von Sprott Molybdenum, die zuvor im Basket enthalten war, und der Preisrückgang bei den Metallen auf den Kurs.Über ein Tracker-Zertifikat (DE000AA0XEK0) desselben Emittenten kann der Anleger an der Kursentwicklung von Rhodium, einem der seltensten Metalle in der Erdkruste, partizipieren. Es wird vorwiegend im Katalysatorbau verwendet. Wie bei den seltenen Erden sah auch hier die Bilanz in den vergangenen Monaten ernüchternd aus. Das Produkt verzeichnete seit Oktober 2008 einen Verlust von 47 %.Insgesamt ist also eine Anlage in diesem Bereich über die Aktien der Produzenten oder über Zertifikate mit erheblichen Risiken, aber auch Chancen versehen. Sollte es zu einer breiten Erholung der Wirtschaft kommen, wird es auch zu einer Erholung der Preise bei seltenen Erden oder raren Metallen kommen.