Immobilien

Reits-Kandidaten gehen in die Startlöcher

14 Börsengänge und Umwandlungen geplant - Marktkapitalisierung von rund 11 Mrd. Euro avisiert

Reits-Kandidaten gehen in die Startlöcher

Von Christoph Ruhkamp, Düsseldorf Erst im Mai dieses Jahres wurden Reits (Real Estate Investment Trusts) in Deutschland eingeführt. Noch ist kein einziges der steuerbegünstigten Immobilienvehikel in der neuen Rechtsform an der Börse notiert. Trotz der aktuell schwierigen Marktsituation könnte sich das schon bald ändern: Für die nächsten zehn Monate sind 14 IPOs von Reits oder Reit-Töchtern bzw. Umwandlungen von herkömmlichen Immobilien-AGs in Reits geplant.Aus den dafür von den Unternehmen bereitgestellten Immobilienportfolios ergibt sich eine Marktkapitalisierung von rund 11 Mrd. Euro, wie aus einer Übersicht der Citigroup hervorgeht (siehe Tabelle). Zum Vergleich: In Großbritannien, wo Reits ebenfalls in diesem Jahr eingeführt wurden, liegt die Marktkapitalisierung bereits bei 50 Mrd. Euro.Einen der größten deutschen Reits plant Österreichs CA Immo. Beim Börsengang der Tochter CA Immo Reit in Deutschland sollen mindestens 26 % und höchstens 49 % des Reit platziert werden. Das IPO geht frühestens im vierten Quartal und spätestens bis Halbjahresende 2008 über die Bühne. IVG ist am weitestenAm weitesten fortgeschritten mit der Gründung einer Reit-Tochter ist die im MDax enthaltene IVG: Deutschlands größter Gewerbeimmobilienkonzern will deutsche Büroimmobilien aus dem eigenen Bestand mit einem Volumen von 3,5 Mrd. Euro als Reit an die Börse bringen und an der neuen Tochter mehrheitlich beteiligt bleiben. Jüngster Schritt zur Vervollständigung des Reit-Portfolios war die Übernahme eines 1,3 Mrd. Euro schweren Pakets aus sieben Büroimmobilien der Allianz.Auch die seit Juni im SDax gelistete Alstria Office aus Hamburg hatte seit dem vergangenen Jahr massiv zugekauft und will sich als eine der ersten deutschen Firmen noch in diesem Jahr in einen Reit umwandeln. “Wir arbeiten an dem Umwandlungsprozess”, sagte Vorstandschef Olivier Elamine gestern anlässlich der Halbjahresbilanz. “Wir sehen uns hier als Eisbrecher.”Den ehrgeizigsten Zeitplan verfolgt unterdessen der Unterschleißheimer Fondsinitiator IC Immobilien. Die Fair Value Immobilien-AG soll noch im Herbst an die Börse gehen und bietet aktuell den Anlegern von geschlossenen Immobilienfonds den Tausch ihrer Beteiligung gegen Aktien von Fair Value an (s. Artikel rechts). Rückzieher von HambornerEinen Rückzieher machten dagegen nur wenige, darunter etwa die Duisburger HSH-Nordbank-Tochter Hamborner. Die Pläne zur Umwandlung in einen Reit sind dort vorerst vom Tisch. Die steuerlichen Nachteile seien zu groß, hieß es.Damit zeichnet sich nach dem anfänglichen Hype und der darauffolgenden Katerstimmung für die Zukunft ein solider Start für das Reit-Segment in Deutschland ab – auch wenn es infolge der Subprime-Krise zu Verzögerungen kommen kann. Reits werden längerfristig als ein Katalysator für Immobilienportfolioverkäufe von Unternehmen an Immobiliengesellschaften wirken. Grund dafür ist, dass die bei der Überführung von Immobilien in Reits gehobenen stillen Reserven in der Anfangsphase des Marktes nur mit dem halben Satz besteuert werden. Das dürfte auch zu einer Konsolidierung unter den zahlreichen kleinen Immobilienunternehmen führen. Die Grundlagen für eine Immobilien-Rally sind weiterhin gegeben. Beim Wachstum zieht Deutschland in diesem Jahr mit Großbritannien gleich und legt erstmals seit 18 Jahren einen Haushaltsüberschuss vor. Investoren hoffen vor diesem Hintergrund auf steigende Immobilienmieten und sinkende Leerstände. Gleichzeitig sind bei Immobilienkäufen in Deutschland die Anfangsrenditen aus Mieteinnahmen trotz der gestiegenen Kaufpreise noch immer einige Basispunkte höher als in vielen anderen Ländern Europas. Verhaltener AuftaktGründe für den verhaltenen Start von Reits in Deutschland sind das traditionell kleine Segment börsennotierter Immobiliengesellschaften, die Unsicherheiten wegen der Unternehmenssteuerreform im kommenden Jahr sowie die Unsicherheiten über die Details bei der Umsetzung des Reit-Gesetzes. Nur eine Handvoll börsennotierter deutscher Immobiliengesellschaften bringt es auf eine Marktkapitalisierung von jeweils mehr als 500 Mill. Euro. Für die meisten von ihnen kam eine Umwandlung des kompletten Unternehmens in einen Reit aufgrund der Restriktionen im Reit-Gesetz erst gar nicht in Frage.