Immobilien - Gastbeitrag

Reits statt Auflösung offener Immobilienfonds

Börsen-Zeitung, 4.11.2010 Eine Chance für die nun aufzulösenden offenen Immobilienfonds in Deutschland könnte die Umwandlung in einen Reit, einen Real Estate Investment Trust, sein. Allerdings scheinen Immobilien und Kapitalmarkt für Anleger in...

Reits statt Auflösung offener Immobilienfonds

Eine Chance für die nun aufzulösenden offenen Immobilienfonds in Deutschland könnte die Umwandlung in einen Reit, einen Real Estate Investment Trust, sein. Allerdings scheinen Immobilien und Kapitalmarkt für Anleger in Deutschland in etwa so gut zusammenzupassen wie Feuer und Eis. Die eigene Wohnung als Gegenstand der Spekulation an der Börse zu sehen, ist für die meisten Deutschen nach wie vor eine befremdliche Vorstellung. So ist es nicht verwunderlich, dass es drei Jahre nach der Zulassung der steuerbegünstigten Immobilien-Aktiengesellschaften hierzulande gerade einmal drei Reits gibt. Die Investitionsquote der Deutschen in börsennotierte Immobiliengesellschaften beträgt derzeit lediglich 1,3 %. Im europäischen Durchschnitt liegt die Quote hingegen bei 5 %. Der Putz bröckeltNeben der kulturellen Hürde, die Kapitalmarktprodukte in Deutschland überwinden müssen, hat bislang zudem die Übermacht der offenen Immobilienfonds wesentlich zu den geringen Vertriebschancen der Reits beigetragen. Nirgendwo sonst auf der Welt haben offene Immobilienfonds eine derart starke Marktposition eingenommen wie in Deutschland. Zu den besten Zeiten waren fast 90 Mrd. Euro in offene Immobilienfonds investiert. Zum Vergleich: Die drei existierenden Reits kommen heute gemeinsam auf eine Marktkapitalisierung von etwa 0,8 Mrd. Euro.Nun allerdings bröckelt der Putz an dem ehemals stolzen Konstrukt der offenen Immobilienfonds. Bis zu zwölf verschiedene Fonds mussten seit 2008 die Rücknahme der Anteile aussetzen. Die Anleger verließen die Fonds in Scharen. Mittlerweile wurden drei Immobilienfonds in die mehrjährige Auflösung überführt. Das Image der offenen Immobilienfonds ist im freien Fall. Vorbild RodamcoDes einen Leid ist jedoch des anderen Freud: Denn für den Reit stehen die Zeichen derzeit besser denn je.Und so ist sogar denkbar, dass der Reit eine Lösung für die darbenden offenen Immobilienfonds sein kann. Denn was spricht eigentlich dagegen, dass ein offener Immobilienfonds, der absehbar nicht mehr öffnen kann oder aufgelöst werden muss, in einen Reit umgewandelt und an die Börse gebracht werden kann? Ähnliches funktionierte vor rund zehn Jahren, als der niederländische Shoppingcenter-Betreiber Rodamco aus einem illiquide gewordenen offenen Immobilienfonds ausgegliedert und als Reit an die Börse gebracht wurde. Seither hat sich der Börsenwert des Reits mehr als verdoppelt. Die Anleger konnten Dividenden von über 50 % des Aktienpreises aus dem Jahr 1999 einfahren.Positiver Effekt einer solchen Umwandlung in Deutschland: Die offenen Immobilienfonds wären nicht gezwungen, unter Zeitdruck und somit unter hohen Abschlägen ihre Immobilien verkaufen zu müssen. Ein weiterer positiver Nebeneffekt wäre der, dass die Anleger selbst bestimmen könnten, ob sie lieber auf eine weitere Markterholung warten oder ob sie ihre Anteile gleich an der Börse verkaufen wollen.